Sommeroffensive unter Druck: US-Militärhilfe bringt Russlands Pläne ins Wanken
Die genehmigten 60 Milliarden US-Dollar für Kiew setzen Moskau unter Druck: Putins-Armee könnte laut Experten reagieren – und die Sommeroffensive vorziehen.
Moskau – Nachdem die USA die Milliardenhilfen für die Ukraine genehmigt haben, könnte Russland nun seine Pläne für die Sommeroffensive im Krieg gegen Kiew vorziehen. Zu dieser Einschätzung kommen laut der Newsweek Experten des Institute for the Study of War (ISW) aus den USA. Der Grund dafür ist simpel: Russland hat nicht mit der Genehmigung der Hilfen für die Ukraine gerechnet und für die kommenden Monate weitere Großangriffe auf das Land geplant. Denn derzeit ist der Gegner noch geschwächt.
Die Ukraine kämpft mit Engpässen bei wichtigen Versorgungsgütern. Darunter Munition für ihre Artilleriesysteme und Abfangraketen für ihre Luftverteidigungssysteme. Dass die Vorräte zur Neige gehen, habe auch Russland bemerkt und wohl rund 100.000 Soldaten für einen konzertierten Angriff zusammengezogen, berichtet Newsweek. Die sogenannte Sommeroffensive sei ursprünglich für Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni vorgesehen gewesen, so die Experten.
US-Hilfspaket kommt unerwartet: Kreml muss im Ukraine-Krieg umplanen
„Das russische Militär ist wahrscheinlich zu der Einschätzung gelangt, dass die ukrainischen Streitkräfte nicht in der Lage sein würden, sich gegen aktuelle und künftige russische Offensivoperationen zu verteidigen, wenn sich die US-Militärhilfe verzögert oder endgültig ausläuft“, erklärte das ISW. „Diese Annahme war wahrscheinlich ein integraler Bestandteil der russischen Operationsplanung für diesen Sommer.“
Ukrainische Sicherheitsbeamte haben deswegen gewarnt, dass Russland in diesem Sommer wahrscheinlich einen erneuten Angriff auf die ukrainischen Verteidigungsanlagen starten wird, der bereits Ende Mai beginnen könnte. Kiew hat auch betont, dass Verzögerungen bei der Bereitstellung wichtiger Militärhilfe die Fähigkeit des Landes beeinträchtigen, sich gegen die jüngsten Erfolge des Kremls im Osten zu wehren.
Begrenztes Zeitfenster: Verstärkt Russland Angriffe bis zum Eintreffen des Geldes?
Nun genehmigte aber das US-Repräsentantenhaus am Wochenende (20. April) ein Hilfspaket für die Ukraine in Höhe von mehr als 60 Milliarden US-Dollar, das seit Monaten durch politische Querelen blockiert war. Der verabschiedete Gesetzentwurf sieht fast 14 Milliarden Dollar für die Ausbildung, Ausrüstung und Finanzierung der ukrainischen Armee vor, berichtet die Deutsche-Presse-Agentur (dpa). Darüber hinaus soll die Ukraine Wirtschaftshilfen in Höhe von zehn Milliarden Dollar in Form von „erlassbaren Darlehen“ erhalten, die unter anderem in den Energiesektor und die Infrastruktur fließen sollen. Der Senat wird jetzt über das Paket abstimmen, bevor es an Präsident Joe Biden zur Unterzeichnung weitergeleitet wird.
Nach Einschätzung des ISW wird es aber noch Wochen dauern, bis die Hilfe auf dem Schlachtfeld ankommt und Wirkung zeigt. In dieser Zeit wird die Ukraine wahrscheinlich noch mehr Boden an Russland verlieren. Moskau könnte auch „das begrenzte Zeitfenster vor dem Eintreffen der neuen US-Hilfe nutzen“, um seine Angriffe zu verstärken.
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„Das russische Militärkommando wird wahrscheinlich erhebliche Änderungen an der groß angelegten Offensivoperation erwägen, die es voraussichtlich im Juni starten wird, auch wenn sie weiterhin wie geplant durchgeführt werden kann“, so das ISW. Aber Kiew „wird wahrscheinlich in der Lage sein, die derzeitige russische Offensive abzuschwächen, vorausgesetzt, die wieder aufgenommene US-Unterstützung trifft rechtzeitig ein“.
Wolodymyr Selenskyj zeigt sich dankbar: Hilfspakt ein Zeichen der Unterstützung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte gewarnt, dass die Ukraine den Krieg verlieren werde, wenn der Kongress die neue Militärhilfe nicht genehmige. In einer Erklärung vom Samstag begrüßte er das vom Repräsentantenhaus verabschiedete Paket als „sehr bedeutsam“ und fügte hinzu: „Wir freuen uns über jedes Zeichen der Unterstützung für unser Land, seine Unabhängigkeit, sein Volk und seine Lebensweise, die Russland in Schutt und Asche zu legen versucht“ (dpa/bg).