Stadt Weilheim gibt grünes Licht für MVV-Beitritt
Weilheim wird zum 1. Januar 2025 kein „Gallisches Dorf im MVV-Land“ sein. Die Stadt hat nun den Beitritt beschlossen – als letzte der großen Kommunen im Landkreis. Damit werden sich die Stadtbus-Tickets verteuern, aber das Tarif-System vereinheitlichen. Manch einer erhofft sich davon einen Boost in der ÖPNV-Benutzung. Die Grünen im Stadtrat sind da skeptisch.
Weilheim – Diskutiert wird ja schon lange. Grund für das Hin und Her bei den Stadträten ist die Verdoppelung des Stadtbus-Preises von jetzt einem Euro pro Tagesfahrt auf zwei Euro für eine Einzelticket (1,78 Euro bei Streifenkarte) im MVV-Tarifsystem. In der gestrigen Stadtratssitzung (26. September) stand nun endlich die Entscheidung an. Wie Schongau und Penzberg wird nun auch die Stadt Weilheim dem MVV-Gebiet beitreten.
Fünf Gegenstimmen gab es von der Grünenfraktion und Ullrich Klinkicht (Weilheim miteinander). Die Vorteile für die Stadt überzeugten nicht, auch wenn man den Beitritt des Landkreises nicht in Frage stelle, so Manuel Neulinger (Grüne): „Die Einschwörung auf das Bild ‚Gallisches Dorf‘, falls die Stadt nicht zustimmt, sollte uns nicht davon abhalten, bei unserer Entscheidung die Auswirkungen auf den Stadtbus im Fokus zu behalten. Mit den höheren Preisen werden wir weniger Nachfrage haben“. Im Mai habe man laut Stadtwerke 2.000 Tagestickets verkauft, berichtete Neulinger. „Diese Nutzer werden nicht vom MVV-Beitritt profitieren, sondern weniger werden. Das könnte der Sargnagel für unseren Stadtbus sein.“
Denn ab Januar 2025 gilt nun: Für Busfahrten innerhalb der Stadtgrenze gilt der Kurzstreckentarif, unabhängig von der Anzahl der Bushaltestellen pro Fahrt. Rückfahrten gelten als neue Fahrt und benötigen damit ein neues Ticket. Höchstfahrzeit pro Kurzstrecke beträgt eine Stunde, Unterbrechungen sind möglich. Damit wird die ÖPNV-Benutzung in der Stadt schon daher teurer, plus der erhöhte Einzelpreis.
Diese Fahrpreiserhöhung war auch der Knackpunkt der Diskussionen in den letzten Sitzungen. Denn mit dem MVV-Beitritt hat der Münchner Verbund die Oberhoheit über alle Ticketpreise im gesamten Gebiet. Es sei denn, auf Gesellschafterebene des MVV würde dies geändert werden, was aber nicht zu erwarten ist. Im Übrigen ist die allgemeine Fahrpreisentwicklung eher in höheren Kreisen angesiedelt. „Wir, der MVV, sind nur Knechte der Politik. Wie sich Preise entwickeln, bestimmen die Politiker,“ erklärte Dr. Markus Haller, Bereichsleiter Konzeption der MVV GmbH.
Keine paralleler Tarif möglich
Der Nachfrage von den Stadträten Neulinger und Klinkicht nach Ausnahmeregelungen erteilte Haller eine klare Absage. Zudem betonte Haller die vielen Vorzüge eines Beitritts: „Reduzieren Sie den MVV nicht allein auf die Tickets.“ Man stelle die Fahrpläne online zur Verfügung, bekomme über die MVV-App Echtzeitinfos zu Verspätungen oder kurzfristige Änderungen und könne die Busfahrkarten nun auch online kaufen. Und vor allem habe man nun ein einheitliches Tarifsystem, oft günstiger als bisher. „Es gibt eine Menge Leute in Weilheim, die nur in der Stadt unterwegs sind. Denen helfen günstigere Fahrpreise nach München wenig“, kommentierte Klinkicht.
Welche Rückvergütungsmöglichkeiten für Bedürftige und Schüler ohne Schulticket (Anm.d.Red.: Nur Schüler ab einem Schulweg über drei Kilometer erhalten kostenlos das 365 Euro-Ticket) es eventuell gebe, darüber müsse man in einem zweiten Schritt sprechen, war die überwiegende Meinung im Stadtrat. Beispiele aus anderen Kommunen: nachträgliche Erstattung (Unterschleißheim), Bezuschussung (Wasserburg), Ausgabe von Streifenkarten (Tegernsee).
Bürgermeister Markus Loth: „Der Haushalt wird zeigen,was wir uns an Kompensation leisten können.“ Und Florian Lechner (BfW) fügte hinzu: „Der Stadtbus ist dauerhaft nicht finanzierbar. Wir haben jetzt schon ein Defizit von einer Million Euro. Der Bus ist kein Sozialprojekt und der Fahrpreis hätte eh‘ geändert werden müssen.“ Dem stimmten die meisten Stadtrats-Kollegen zu. „Der eine Euro ist nicht zu halten“, so Tillman Wahlefeld (BfW). „Eine Kröte müssen wir leider schlucken“, Marion Lunz-Schmieder (CSU).
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Der MVV-Beitritt wird der Stadt Weilheim jährlich circa 13.000 bis 16.000 Euro Regiekosten (Basisleistungen des MVV) plus gegebenenfalls Ausgleichszahlungen an Bedürftige oder Kinder/Jugendliche ohne Schulticket kosten.
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