Maul- und Klauenseuche: Landwirte befürchten Millionenschaden durch Export-Stopp aus Deutschland
Bisher gibt es nur einen bekannten Fall von Maul-und Klauenseuche auf einem Hof in Brandenburg. Doch die Agrar-Branche spürt bereits die Folgen. Ihre wirtschaftliche Lage war schon vorher angespannt, doch nun werden weitere Belastungen hinzukommen.
Durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg droht den Fleischerzeugern ein Schaden in Millionenhöhe. Der Verband der Fleischwirtschaft rechnet mit Einbußen im dreistelligen Millionenbetrag. Problematisch ist vor allem der Export. „Wir können jetzt schon sagen, dass wir einen beträchtlichen Druck auf den Märkten haben werden, weil Drittländer zu großen Teilen tierische Produkte nicht mehr abnehmen“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken, im Deutschlandfunk. Die deutsche Landwirtschaft setzt laut Krüsken jährlich etwa fünf Milliarden Euro mit tierischen Produkten im Ausland um.
Maul- und Klauenseuche trifft Landwirte hart: Umsatz mit Drittstaaten liegt im Jahr bei rund einer Milliarde Euro
Innerhalb der EU unterliegt der Handel mit tierischen Produkten dem sogenannten Regionalisierungsprinzip. Das heißt: Im Fall von Seuchen wie MKS oder der Afrikanischen Schweinepest sind nur die Produkte vom Handel ausgenommen, die aus der betroffenen Region stammen. Andernorts in der EU können Tierprodukte aus Deutschland weiter gehandelt werden.
Für viele Drittstaaten, insbesondere für die wichtigen Absatzmärkte Großbritannien, Südkorea und Vietnam, gelte das aber nicht, sagt Steffen Reiter, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Fleischwirtschaft. Laut dem Verband wurden in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres knapp zwei Millionen Tonnen Schweine- und Rindfleisch in die EU und in Drittländer exportiert.
Der Umsatz allein in den Drittländern beläuft sich demnach im Jahr auf rund eine Milliarde Euro. Importstopps, wie sie bereits Südkorea, Mexiko und das Vereinigte Königreich verhängt haben, beträfen nicht nur einzelne Regionen, sondern vielmehr gleich sämtliche Produkte aus Deutschland.
Das bedeutet, dass Betriebe, die weit weg vom Ausbruchsort in anderen Bundesländern produzieren, die Auswirkungen ebenfalls spüren werden. Selbst, wenn die Seuche nun schnell ausgemerzt wird, könne es Monate dauern, bis Betriebe in diese Drittländer wieder exportieren können, befürchtet Krüsken vom Bauernverband.
Die Sorge vor einer Verbreitung von MKS ist groß
In den Drittstaaten ist derweil die Sorge groß, dass infiziertes Fleisch über EU-Umwege doch unerlaubt ausgeführt wird. „Der deutsche Inlandsmarkt wird unter enormen Druck geraten, so dass einige skrupellose Menschen nach alternativen Märkten suchen könnten“, sagte Lizzie Wilson vom Verband der britischen Schweinezüchter, NPA.
Meine news
Allein nach Großbritannien beläuft sich das Exportvolumen tierischer Produkte nach Rukwieds Angaben auf mehr als 850 Millionen Euro jährlich. Deutschland exportierte in den ersten zehn Monaten des Jahres 2024 mehr als 117,000 Tonnen Schweinefleischerzeugnisse nach Großbritannien, darunter 61,000 Tonnen frisches oder gefrorenes Schweinefleisch und 38,000 Tonnen Wurstwaren, wie aus den Daten des britischen Finanzamtes HMRC hervorgeht.
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche überschattet die Grüne Woche
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche überschattet auch die Grüne Woche, die an diesem Freitag (17. Januar) in Berlin beginnt. Die Maul- und Klauenseuche war Ende vergangener Woche in einem Büffelbetrieb im brandenburgischen Hönow festgestellt worden. Seither gab es keine weiteren bestätigten Fälle. Wie genau die MKS erstmals nach 35 Jahren wieder nach Deutschland gelangen konnte, ist völlig unklar. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) setzt auf eine strikte Eindämmung. „Wichtig ist, dass wir jetzt alles mit voller Kraft darauf setzen, dass es zu keinen weiteren Ausbrüchen kommt“, sagte der Grünen-Politiker in Berlin.
Die Stimmung der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland war schon vor dem Ausbruch der Tierseuche eingetrübt. Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2023/24 sackten die Ergebnisse der Betriebe dem Deutschen Bauernverband zufolge im Schnitt auf 77.500 Euro ab. Dies lag um 29 Prozent unter dem Rekordniveau des Wirtschaftsjahres zuvor. Vom Gewinn sind auch Investitionen zu finanzieren. Vielen Höfen machen hohe Kosten für Energie, Pflanzenschutz und Dünger zu schaffen.