Schluss mit der Dunkelflaute: Diese Energiewende-Lösung rollt mit voller Wucht auf Deutschland zu

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Die Energiewende hat in Deutschland einen wichtigen Punkt erreicht. Die Produktion kommt voran, aber die flexible Natur der Erneuerbaren macht Probleme. Dafür gibt es aber Lösungen.

München – 2024 wurde der deutsche Strom zu mehr als 60 Prozent aus erneuerbaren Energien produziert. Diese Zahlen meldete das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) zum Beginn des Jahres 2025. Gleichzeitig hat das vergangene Jahr auch die großen Probleme bei der Umstellung des Energiesystems von fossil auf erneuerbar gezeigt: Während im Sommer ein Überschuss an Strom produziert wurde, der die Netze an ihre Grenzen brachte und noch nebenbei die deutsche Staatskasse viel Geld kostete, hat auch das Gegenteil für Ärger gesorgt: In der Dunkelflaute sind die Preise für Strom an der Börse in die Höhe geschossen, und zwar auf neue Rekordhöhen.

Diesen Problemen gilt es nun zu begegnen und nach Lösungen zu suchen. Denn es wird immer die Natur von Solar- und Windkraft sein, dass sie nur zu bestimmten Zeiten produziert werden kann. Die Herausforderung lautet: Woher kommt der Strom, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht?

Atomkraft, Wasserstoffkraftwerke, Batteriespeicher: Diese Lösungen gibt es für die Energiewende

Lösungen gibt es dafür viele – und zwar auch nicht erst seit gestern. Eine Lösung wäre das Betreiben fossilfreier Kraftwerke wie die Atomkraft. Gegen diese hat sich Deutschland aber unter der Merkel-Regierung entschieden, 2022 stieg Deutschland unter der Ampel-Koalition dann aus der Atomkraft aus. Ob das der richtige Schritt war, oder nicht, darüber gibt es viel Diskussion – und sehr unterschiedliche Meinungen. Rückgängig machen lässt sich die Entscheidung aber erstmal nicht, darüber sind sich die Betreiber der AKWs einig.

Der scheidende Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte deshalb den Ausbau fossilfreier Gaskraftwerke vorantreiben. Vor dem Bruch der Koalition ist sein Kraftwerksgesetz aber nicht umgesetzt worden, zu großem Entsetzen der Branche.

Da die Zeit aber drängt, muss eine andere Lösung her. Dies könnten Batteriespeicher sein, sowohl kleine für den privaten Gebrauch als auch Großspeicher, die riesige Mengen Strom speichern könnten. Einer dieser Großspeicher entsteht nun in Sachsen-Anhalt: Mit einer Kapazität von 45 Megawatt bzw. 90 Megawattstunden baut die Firma Neoen einen Riesenspeicher, der in 2026 in Betrieb gehen soll. Ziel des Unternehmens ist es, das Stromnetz mittels des Großspeichers in Deutschland zu stabilisieren. Das geschieht, indem in Zeiten mit viel Produktion und geringer Nachfrage der Strom eingespeichert wird, für Phasen, in denen das Gegenteil der Fall ist und fossile Kraftwerke anspringen müssten. Je mehr Speicher im Land existieren, desto seltener müssen die Kohlekraftwerke ran, das ist die Idee.

Neoen Batteriespeicher
Neoen Batteriespeicher: So soll der Park in Sachsen-Anhalt ab 2026 aussehen. © Neoen

Heimspeicher und riesige Batteriespeicher sollen eine Lösung für die Energiewende sein

Neoen ist auch nicht das einzige Unternehmen, das die Speicher ans Netz bringen will. Wie das Fachportal PV Magazine recherchiert hat, hat 650 Anschlussfragen für Batteriespeicher an die Übertragungsnetzbetreiber bis zum Jahreswechsel gegeben. Das würde sich auf 226 Gigawatt Leistung insgesamt summieren, so das Portal. Es steht aber nicht fest, wie viele der Anfragen wirklich am Ende realisiert werden, schließlich ist die Anfrage beim Netzbetreiber einer der ersten Schritte, bevor es überhaupt in die Umsetzung geht. Trotzdem spricht man in Branchenkreisen dem Portal zufolge mittlerweile von einem „Batterie-Tsunami“, das bald über das Land rollen soll.

Ob das reichen wird, um die flexible Natur der Erneuerbaren in den Griff zu bekommen, bezweifeln einige Experten. Der Energie-Ökonom Christof Bauer von der TU Darmstadt sagt, die Menge und Größe der Batteriespeicher, die man bräuchte, sei nach aktuellem Stand der Technik unrealistisch groß. Um den aktuell produzierten Überschuss von 10.000 Megawatt für eine Stunde zu speichern, bräuchte es eine Batterie, die fünf Milliarden Euro kosten würde und „eine Fläche von 4000 Fußballfeldern in Anspruch nehmen würde“, sagte er vergangenes Jahr in der ARD-Sendung Wirtschaft vor Acht. Die Lithiummenge, die alleine für diese Batterie benötigt würde, läge bei etwa einem Prozent der Weltjahresproduktion.

Kleine Batteriespeicher können das Stromnetz entlasten: Virtuelle Kraftwerke sollen entstehen

Doch es gibt auch unzählige kleine Batteriespeicher, die vor allem von Betreibern privater PV-Anlagen, installiert werden. Aktuelle Zahlen zu dem Heimspeicher-Zubau 2024 liegen noch nicht vor, Ende 2023 waren es aber schon mehr als 1,1 Millionen Batteriespeicher, berichtet das ISE. Branchenvertreter sprechen in diesem Zusammenhang von einer Gesamtkapazität von 8 GW, die in Deutschland zur Verfügung stehen. Diese Speicher fassen nicht Elektroautos mit ein, die aber auch als Heimspeicher fungieren können - über das sogenannte bidirektionale Laden.

Diese verschiedenen Batteriespeicher kann man auch zusammenfassen zu einem sogenannten virtuellen Kraftwerk. Es gibt mittlerweile in Deutschland zahlreiche Unternehmen, die ihre Kunden (häufig sind es Solarkunden, aber nicht nur) zusammenführen und als ein größeres Kraftwerk agieren lassen. Dazu zählen unter anderem: Sonnen, Enpal, EnBW sowie auch manche Stadtwerke bündeln ihre Kunden in den Virtual Power Plants (VPPs).

Um die virtuellen Kraftwerke wirklich in sinnvollen Mengen in Deutschland zu nutzen, ist auch eine Digitalisierung des Stromnetzes notwendig, allen voran, indem die Smart Meter installiert werden. Diese intelligenten Stromzähler sind auch seit Anfang 2025 für Großstromverbraucher Pflicht. Auf Wunsch kann jeder Haushalt seit Jahresbeginn den Einbau eines Smart Meters beim Netzbetreiber beantragen.

Auch interessant

Kommentare