Selenskyj lädt Erdogan in die Ukraine ein - kommt bald der große Friedensgipfel?

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seinen türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan zu einem offiziellen Besuch in die Ukraine eingeladen. Das bestätigte der ukrainische Botschafter in Ankara, Nariman Dzheilal, am Montag der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine.

Es wäre Erdogans erster Besuch in der Ukraine seit 2022. Die Einladung erfolgt kurz nach der dritten Runde der ukrainisch-russischen Friedensgespräche, die Ende Juli in Istanbul stattfand. Die Gespräche endeten zwar ohne ein Friedensabkommen, aber beide Seiten haben sich auf weitere Gefangenenaustausche geeinigt. Erdogan hat sich während des gesamten Konflikts als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine positioniert.

Türkisch-ukrainisches Freihandelsabkommen soll kommen

Während Erdogans bevorstehenden Aufenthaltes soll es auch um die Ratifizierung eines Freihandelsabkommens zwischen der Türkei und der Ukraine gehen. Die Verhandlungen dafür begannen schon 2007, und der Vertrag wurde kurz vor Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 unterzeichnet, berichtet der "Kyiv Independent".

 Die Türkei hat das Abkommen inzwischen ratifiziert, während die Ukraine diesen Schritt noch nicht vollzogen hat. Der Deal sieht eine Abschaffung der türkischen Einfuhrzölle von 93,4 Prozent auf Industriegüter und 7,6 Prozent auf Agrarprodukte vor. Beide Länder würden wirtschaftlich davon profitieren.

Kommen weitere Friedensgespräche mit Trump und Putin?

Erdogan ist auch bereit, weitere Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland zu organisieren. Schon Ende Juni äußerte er den Wunsch, ein Treffen zwischen Selenskyj und Putin zu arrangieren, möglicherweise mit der Beteiligung von US-Präsident Donald Trump.

Laut Erdogan habe Trump Interesse bekundet, an den Gesprächen teilzunehmen, falls sie in der Türkei stattfinden würden. Die Ukraine schlug sogar einen Gipfel vor, bei dem Erdogan, Selenskyj, Trump und Putin zusammenkommen sollten.

Flaggen von Russland, der Ukraine und der Türkei bei den russisch-ukrainischen Gesprächen in Istanbul im Jahr 2022 Sergei Karpukhin/TASS/dpa/picture alliance

Türkei als neutraler Vermittler im Ukraine-Krieg

Der mögliche Besuch Erdogans in der Ukraine könnte nicht nur wirtschaftlich von großer Bedeutung sein, sondern auch einen Schritt in Richtung Frieden in der Ukraine darstellen. Die Rolle der Türkei als Vermittler ist dabei entscheidend, weil sie weiterhin offene Kommunikationskanäle sowohl mit Kiew als auch mit Moskau pflegt, so der "Kyiv Independent".

Ankara hatte bereits im März 2022 Friedensgespräche unterstützt. Die Türkei bleibt eines der wenigen Länder, das in der Lage ist, neutral zwischen den beiden Konfliktparteien zu agieren.