96 Schüsse in 41 Sekunden: Polizei erschießt Schwarzen bei Verkehrskontrolle – Skandalvideo erschüttert USA
Ein junger schwarzer Mann ist bei einer Polizeikontrolle durch Schüsse getötet worden. Die Debatte um Polizeigewalt in den USA kocht wieder hoch.
Chigago – In den USA ist erneut die Debatte über Polizeigewalt entfacht. Auslöser ist der Tod des 26-jährigen Dexter Reed aus Chigago. Bei einer Polizeikontrolle feuerten Beamte innerhalb von 41 Sekunden 96 Schüsse auf ihn ab. Der Vorfall ereignete sich schon am 21. März. Die Chicagoer Behörde für polizeiliche Rechenschaftspflicht (Civilian Office of Police Accountability, COPA) veröffentlichte aber erst am Dienstag (09. April, Ortszeit) Videomaterial von der Schießerei. Die Behörde ist zuständig bei polizeilichem Fehlverhalten und Schießereien.
Skandalvideo zeigt: Polizisten erschießen Schwarzen mit 96 Kugeln
Laut der Behörde hielt die Polizei Reed an, weil er nicht angeschnallt gewesen wäre. In mehreren Body-Cam-Videos ist zu sehen, wie Beamte aus einem Zivilfahrzeug aussteigen und Reeds Auto umzingeln. Die Beamten fordern ihn auf, die Tür zu entriegeln und zu öffnen. „Als Herr Reed diesen Befehlen nicht nachkam, richteten die Beamten ihre Schusswaffen auf Herrn Reed“, erklärt eine Sprecherin der COPA bei einer Pressekonferenz zu dem Fall. Es ist zu sehen, wie sich die Beamten zurückziehen, während sie Reed weiter auffordern, sein Fahrzeug zu verlassen. Dann sind plötzlich Schüsse zu hören.
Der COPA zufolge scheine eine erste Überprüfung des Filmmaterials zu bestätigen, dass Reed zuerst geschossen habe. Dabei soll er wohl einen der Beamten getroffen haben, die daraufhin zurückfeuerten. Auf Reeds Beifahrersitz wurde später eine Waffe gefunden. Auf dem Video ist zu sehen, wie er aus dem Fahrzeug taumelt, bevor er auf der Straße zusammenbricht. Im Krankenhaus wird er kurze Zeit später für tot erklärt.
Familie trauert um Dexter Reed: „Er fuhr einfach in seinem Auto herum“
Die Familie ist schockiert über die Gewalt gegenüber Reed : „Er fuhr einfach in seinem Auto herum“, sagte Dexters Mutter, Nicole Banks, am Dienstag in einem Interview mit Fox32 Chigago unter Tränen: „Sie haben ihn getötet.“ Der Anwalt der Familie Andrew Stroth kritisierte das Vorgehen der Polizei schwer und wirft ihnen Fehlverhalten vor.
Der Tod des 26-Jährigen hat die Debatte und die Wut über Polizeibrutalität und übermäßige Gewaltanwendung in den USA neu entfacht und zu Protesten vor einer Chicagoer Polizeistation geführt. Der Bürgermeister von Chigago, Brandon Johnson, erklärte, dass er erschüttert sei, dass ein weiterer junger schwarzer Mann sein Leben bei einer Interaktion mit der Polizei verloren habe. Johnson sagte, er habe am Wochenende mit Reeds Familie gesprochen und sich für eine „transparente“ Untersuchung eingesetzt. Diese dauert derzeit noch an.
Meine news
In den USA ist Polizeigewalt – besonders gegenüber schwarzen Menschen – ein massives Problem. 2020 führte die gewaltsame Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch den Polizisten Derek Chauvin zu Demonstrationen weltweit. Drei Jahre nach der gewaltsamen Tötung kam das Justizministerium der Vereinigten Staaten 2023 zu dem Ergebnis, dass es sich nicht um einen Einzelfall handle. Beamte würden exzessive Gewalt gegenüber Minderheiten anwenden.
Auch in Deutschland wird regelmäßig über Polizeigewalt diskutiert. Die Initiative Copwatch aus Frankfurt prangert das Racial Profiling an und will zu einem Kulturwandel beitragen. (jus)