Trump greift Fed-Chef weiter an – und erinnert mit seinen Forderungen an Wladimir Putin
Der Vorsitzende der US-Zentralbank Federal Reserve sitzt auf dem Schleudersitz. US-Präsident Donald Trump wünscht sich drastisch niedrigere Zinssätze.
Washington – Der Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Chef der Zentralbank, Jerome Powell, geht in die nächste Runde. „Ich finde, er hat schlechte Arbeit geleistet, aber er wird ziemlich bald weg sein. In acht Monaten wird er weg sein“, sagte Trump vor der Presse im Weißen Haus. Die Amtszeit von Powell endet im Mai 2026 – nicht etwa im März 2026, wie Trump hier andeutete. Der US-Präsident deutet allerdings schon seit Monaten an, dass er auch versuchen könnte, Powell vor Ende seiner regulären Amtszeit loszuwerden.
Trump und Powell streiten sich: Fed senkt die Zinsen im Juli noch nicht
Grund für den Streit zwischen Trump und Powell – der ursprünglich von Trump als Chef der Notenbank eingesetzt wurde – sind die nach wie vor hohen Zinssätze in den USA. Der Leitzins der Federal Reserve Bank liegt im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent und damit höher als in vielen anderen Ländern. In der Eurozone zum Beispiel ist der Leitzins auf mittlerweile 2,0 Prozent gesunken.
Grund für die höheren Leitzinsen in den USA ist die höhere Inflation – und die Sorge von Powell, dass diese durch die Zollpolitik des Präsidenten weiter ansteigen könnte. Im Juni 2025 lag die Inflationsrate bei moderaten 2,7 Prozent, war aber im Vergleich zum Vormonat wieder leicht angestiegen. Daher will Powell bei der nächsten fälligen Zinsentscheidung im Juli die Füße weiter stillhalten und die weitere Entwicklung abwarten. Sollte die Inflationsrate bis September weiter auf diesem Niveau bleiben, wäre eine Zinssenkung denkbar.
Auch Putin und Erdogan haben ihre Zentralbanken unter Druck gesetzt – mit verheerenden Folgen
Diese konservative Zinspolitik stört den US-Präsidenten allerdings. Höhere Zinsen bedeuten auch immer, dass sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen zurückhaltender bei der Aufnahme von Krediten werden – und damit auch zurückhaltender im Konsum. Das ist auch der Sinn hinter den Zinsen: Die Menschen sollen weniger Geld in Umlauf bringen, damit die Inflationsrate gedrückt wird. Wenn Zinsen jedoch zu lange auf einem hohen Niveau verharren, kann das die Wirtschaft auch abwürgen und eine Rezession auslösen.
Es ist also immer auch ein Balanceakt, den Zentralbanken wahren müssen. Autokraten werden daher auch immer wieder dazu verleitet, in die Zinspolitik ihrer Zentralbanken einzugreifen. Zwei aktuelle prominente Beispiele: Wladimir Putin, der seine Zentralbankchefin Elvira Nabiullina seit Wochen unter Druck setzt, die Leitzinsen zu senken, und Recep Tayyip Erdoğan, der bis Mitte 2023 die Zentralbank in eine Niedrigzinspolitik gezwungen hat, bis die Inflation schwindelerregende Höhe von 85 Prozent erreicht hatte.

Trump knüpft nun an diese Tradition des Unter-Druck-Setzens von Zentralbanken an, weil er der Wirtschaft billiges Geld verschaffen will. In Kombination mit seinen Zöllen – die an die US-amerikanische Bevölkerung weitergegeben werden – kann das aber ein neues Inflations-Desaster für die USA bedeuten. Sollte Trump jedoch von seinen sehr hohen Zollsätzen abrücken, sinkt die Wahrscheinlichkeit eine höhere Inflationsrate und die Fed kann ihre Leitzinsen absenken.
Ökonom fordert Rücktritt von Powell, um die Unabhängigkeit der Fed zu schützen
Die Unabhängigkeit der Zentralbank ist aus diesen Gründen ein zentraler Baustein für eine starke Wirtschaft. Mit diesem Gedanken im Kopf hat sich nun auch ein prominenter Wirtschaftswissenschaftlicher der USA zu Wort gemeldet und hat den Rücktritt Powells gefordert, „um die Autonomie der Fed zu sichern, was ich für essentiell halte“, schreibt Mohamed El-Erian auf der Plattform X. „Ich erkenne an, dass dies nicht dem Konsens entspricht“, so El-Erian weiter. „Aber es ist besser als das, was wir gerade erleben – immer größer werdende Drohungen gegen die Unabhängigkeit der Fed – was sich unweigerlich verschärfen wird, wenn er im Amt bleibt“.
Sollte es zu einer Marktreaktion kommen, wenn Powell zurücktritt – was zu erwarten wäre – dann wäre „jeder der oft genannten Kandidaten“ aus Sicht des Ökonomen in der Lage, diese schnell zu beruhigen.
Einer der möglichen Nachfolgekandidaten ist Christopher Waller, der aktuell als Notenbankdirektor für die Fed fungiert. Er hat sich erst in der vergangenen Woche für eine leichte Absenkung der Zinssätze im Juli ausgesprochen. „Es ist sinnvoll, den Leitzins des FOMC in zwei Wochen um 25 Basispunkte zu senken“, sagte Waller in einer Rede auf einer Veranstaltung der New York University. Die Risiken für die Wirtschaft würden zunehmen und es sei sehr wahrscheinlich, dass die zollbedingte Inflation nicht zu einem anhaltenden Anstieg des Preisdrucks führen werde, sagte Waller. Laut dem Notenbankdirektor deutet alles darauf hin, dass die Fed über die Auswirkungen der Zölle hinwegsehen und sich auf andere Themen konzentrieren kann.
Andere Kandidaten, die als potenzielle Nachfolger ins Spiel gebracht wurden sind Finanzminister Scott Bessent, der dies allerdings dementiert, und Kevin Hassett, der im Wirtschaftsrat des Weißen Hauses tätig ist und als ausgesprochener Trump-Loyalist gilt.