Führt Trump die US-Wirtschaft in die Rezession? Fünf Anzeichen lassen Alarmglocken schrillen

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Donald Trump will den USA zu altem Glanz verhelfen. Stattdessen nehmen die Befürchtungen einer Rezession zu. Einige Indikatoren sind schon jetzt alarmierend.

Washington – Die USA sollen wieder großartig werden. Dieses Ziel hat sich Donald Trump nun zum zweiten Mal auf die Fahnen geschrieben. Und viele der „MAGA“-Anhänger vertrauen dem US-Präsidenten dabei wie schon in dessen erster Amtszeit blind, himmeln ihn beinahe an, als wäre er ein Gottgesandter. Bislang lässt sich jedoch festhalten, dass sich das Land in den ersten Wochen nach Trumps Rückkehr ins Weiße Haus noch schwer damit tut, sich der anvisierten Großartigkeit anzunähern.

Nicht nur das. Aktuell wird sogar eher darüber diskutiert, ob der 78-Jährige die Wirtschaft erst einmal in eine Rezession führen wird. Trump selbst sagte dazu in einem Fox-Interview: „Ich hasse es, so etwas zu prognostizieren.“ Seine Erklärung für die Startschwierigkeiten: „Wir befinden uns in einer Phase des Übergangs, weil das, was wir vorhaben, sehr groß ist. Wir bringen den Wohlstand zurück nach Amerika. Das ist eine große Sache (…) und die braucht ein bisschen Zeit, aber ich denke, es wird großartig für uns werden.“

Trump, die US-Wirtschaft und die Rezession: Experte sieht schlimme Folgen der Zoll-Politik

Es ist also Geduld gefragt. Eine Forderung, die Trump unter Politikern alles andere als exklusiv hat. Sein Handelsminister sorgte derweil schon einmal vor. In einem CBS-Interview betonte Howard Lutnick, als langjähriger Finanzmanager gestählt, die Trump-Politik sei „das Wichtigste, das Amerika je hatte“, weshalb sie es sogar „wert“ sei, dafür eine Rezession in Kauf zu nehmen. Wer großartig werden will, muss also auch Opfer bringen.

Sein neuestes Werk: US-Präsident Donald Trump hat das Dekret für Zölle auf Fahrzeug-Importe unterschrieben. © IMAGO / Newscom / AdMedia

Ganz so bereitwillig würde sich Mark Zandi nicht auf eine Wirtschaftskrise einlassen. Angesichts der jüngst verhängten Zölle warnte der Chef-Ökonom des Finanzdienstleisters Moody’s Analytics gegenüber CNN: „Man kann sich auch selbst in eine Rezession hineinreden, aber das fühlt sich an, als würden wir in eine Rezession hineingedrängt.“

Gerade erst hat Trump nach langem Hin und Her bezüglich angedrohter Zölle auf Einfuhren aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko sowie aus Europa die Kfz-Branche mit den zusätzlichen Gebühren belegt. Überlegt er sich nicht doch wieder anders, werden ab 3. April 25 Prozent auf entsprechende US-Importe erhoben.

Rutschen die USA in eine Rezession? Vertrauen der Verbraucher ist besonders wichtig

Von diesem Vorgehen verspricht sich Trump eine Stärkung der eigenen Wirtschaft, zudem sollen so ausländische Unternehmen ins Land gelockt werden, um weitere Arbeitsplätze zu schaffen. Dagegen befürchten Experten vielmehr einen Handelskrieg, den am Ende die Verbraucher ausbaden müssen, weil die Preise steigen.

Überhebt sich Trump also mit seiner Zoll-Taktik und schadet seinem Land? Zuletzt wurde bereits die Wortkreation „Trumpcession“ aus der Taufe gehoben. Das US-Portal Newsweek hat in Zusammenarbeit mit Ökonomen die fünf Schlüsselindikatoren unter die Lupe genommen, anhand derer Experten die Wahrscheinlichkeit einer Rezession einschätzen. Dabei handelt es sich um das Vertrauen der Verbraucher, verspätete Kreditkartenzahlungen und Ausfallraten, Unsicherheiten in der Geschäftswelt, den Index der handelspolitischen Unsicherheit und Inflationserwartungen.

Die Ausgaben der Verbraucher, die mit dem Optimismus hinsichtlich der Wirtschaftslage und der persönlichen Finanzen zusammenhängen, machen demnach schätzungsweise mehr als zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Hier sind die Aussichten alles andere als rosig, wie einige angeführte Zahlen offenbaren.

Donald Trump schaut grimmig zurück und mehrere Porsche stehen nebeneinander
Lässt seinen Worten Taten folgen: US-Präsident Donald Trump bittet Konzerne für die Einfuhr von Fahrzeugen zur Kasse. © IMAGO / ABACAPRESS, IMAGO / NurPhoto

USA unter Trump: Index liefert Hinweis auf bevorstehende Rezession

Als Beispiel wird der Consumer Confidence Index vom Think Tank The Conference Board genannt, der im März um 7,2 Punkte absank. Damit liegt er nun bei 92,9 Punkten – dem niedrigsten Wert seit Januar 2021, als sich auch die USA mitten in der Corona-Krise befanden. Der Expectations Index, der sich auf die kurzfristigen Aussichten für die Einkommens-, Geschäfts- und Arbeitsmarktlage fokussiert, befindet sich sogar auf dem niedrigsten Level seit zwölf Jahren. Er sank um 9,6 auf 65,2 Punkte. Schon ein Wert von 80 wird als Hinweis auf eine bevorstehende Rezession angesehen.

Ebenfalls negativ ist die Tendenz beim Consumer Sentiment Index der University of Michigan. Der Erhebung zufolge verschlechterten sich die Stimmung der Verbraucher, die aktuelle Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und die Zukunftserwartungen der Verbraucher im März im Vergleich zum Februar sowie zum Vorjahresmonat teilweise deutlich. So sanken die Zukunftserwartungen binnen zwölf Monaten um 32 Prozent.

Schadet Trump der US-Wirtschaft? Neue Zölle schwerwiegender als Handelskrieg mit China

Hinsichtlich der Kreditkarten-Schulden weist die Federal Reserve Bank of New York mit Stand des vierten Quartals 2024 einen Rekordwert von 1,2 Billionen US-Dollar auf. Das macht sechs Prozent der gesamten US-Schulden von 18 Billionen US-Dollar aus.

Um einen Blick auf die Geschäftswelt zu gewähren, wird der Uncertainty Index der National Federation of Independent Business herangezogen. Im März stieg er um vier auf 104 Punkte und erreichte damit den zweithöchsten Wert in der 51-jährigen Geschichte der Erhebung.

Laut der Federal Reserve Bank of St. Louis stieg die Unsicherheit in der Wirtschafts- und in der Handelspolitik auf das höchste Level seit 2019. Damals führte Trump seinen Handelskrieg mit China mit harten Bandagen.

Diane Swonk, Chef-Ökonomin des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG, betont dazu laut Newsweek: „Der Index zur Unsicherheit hinsichtlich der Handelspolitik ist auf ein Rekordhoch gestiegen und lässt frühere Höchstwerte – während der Pandemie und des Handelskriegs mit China – wie kleine Ausschläge auf einem Radarschirm erscheinen.“ Verglichen mit Trumps Streit mit Peking in seiner ersten Amtszeit würden die neuen Zölle „eine viel größere Bandbreite von Waren und Ländern abdecken“.

Leeres Eierregal im Supermarkt
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts: In einem New Yorker Supermarkt ist das Regal mit den Eiern wegen der Vogelgrippe ziemlich verwaist. (Bild aus dem Januar) © IMAGO / Levine-Roberts

USA und Anstieg der Inflation: Drei Viertel der Bürger befürchten steigende Lebenshaltungskosten

Auch die Entwicklung bei den Inflationserwartungen kann als Warnsignal herhalten. Der Zwölf-Monats-Überblick von The Conference Board weist einen Anstieg von 5,8 Punkten im Februar auf 6,2 Punkte im März aus. Den Sprung erklärt die Leitende Ökonomin Stephanie Guichard mit den Sorgen infolge der hohen Preise für Haushaltsartikel wie Eier sowie der Einflüsse der Zölle.

Erwähnt wird auch eine Umfrage der Allianz Life, die durchaus nachhallen dürfte. Denn 71 Prozent der Teilnehmer befürchten binnen der nächsten zwölf Monate einen Anstieg der Inflation. Im vierten Quartal 2024 waren es noch 60 Prozent. Außerdem gaben 75 Prozent an, dass sie infolge der Zölle mit höheren Lebenshaltungskosten rechnen.

Droht den USA eine Rezession? Immerhin das BIP steigt noch an

Bedenkliche Zahlen bei allen fünf Indikatoren. Und es sind nicht die einzigen. Damit dürfte so manche Alarmsirene schrillen. US-Finanzminister Scott Bessent wollte zuletzt auch nicht ausschließen, dass es in den USA zu einer Rezession kommen wird. Per Definition wird davon jedoch erst gesprochen, „wenn zwei Quartale der Schrumpfung mit einem Rückgang der Beschäftigung einhergehen“, wie Swonk verdeutlicht.

Für das BIP liefert das Bureau of Economic Analysis im vierten Quartal 2024 einen Anstieg um 2,4 Prozent. Im dritten Quartal lag der Wert noch bei 3,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg im Februar um 4,1 Prozent, im Januar waren es vier Prozent.

Direkt vor der Haustür steht die Rezession in den USA also noch nicht. Dass die Stimmung im Land aber deutlich ins Negative gekippt ist, wird auch bei Trump angekommen sein. Der Republikaner muss also erkennen, dass viele Bürger seine Politik bislang nicht wirklich großartig finden. (mg)

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