Nahost-Konflikt beunruhigt Märkte: Wie der Luftkrieg Ölpreise und Handel beeinflusst
Der Luftkrieg zwischen Israel und Iran bringt Unruhe an die Märkte. Ölpreise steigen, Börsen schwanken – doch erste Zeichen der Stabilisierung sind sichtbar.
Teheran – Der Luftkrieg zwischen Israel und Iran, der am 13. Juni ausgebrochen ist, hat die Weltmärkte in Aufruhr versetzt. Seit Donnerstag sind die Preise für Rohöl und Erdgas zwischenzeitlich deutlich gestiegen. Weiterer Grund dafür war unter anderem die Drohung Irans, eine für den Öltransport zentrale Wasserstraße zu sperren. Der Markt reagierte entsprechend nervös, was sich auch auf Börsenindizes auswirkte. Obwohl die Lage im Nahen Osten erstmals weiter ungewiss bleibt, zeigen sich Anleger nach dem Wochenende zuversichtlicher. Die Märkte beginnen sich wieder zu stabilisieren – doch andere Wirtschaftszweige bleiben vorerst betroffen.

Luftkrieg zwischen Israel und Iran treibt Erdölpreise in die Höhe
Iran spielt eine essenzielle Rolle beim Export von Rohöl und Erdgas. Die US-Behörde Energy Information Administration (EIA) verzeichnete, dass Iran im Jahr 2023 der viertgrößte Rohölproduzent und bereits 2022 der drittgrößte Erdgasproduzent weltweit war. Der Austausch von Raketenangriffen nach dem 13. Juni zwischen Israel und Iran ließ die Preise für Erdöl und Erdgas spürbar ansteigen. Denn neben Atomanlagen nahm Israel auch iranische Öl- und Gasfelder ins Visier und weckte damit die Sorge vor einer neuen Energiekrise.
Am Freitag kletterten die Heizölpreise in München von 88 auf 95 Cent pro Liter. Der ADAC meldete, dass Benzin und Diesel am Nachmittag rund zwei Cent pro Liter mehr als am Vortag kosteten. Auf den Weltmärkten zeigte sich ein ähnliches Bild: Der Preis für US-Leichtöl WTI stieg seit Donnerstag, 12. Juni, um über fünf Prozent. Der Referenzpreis für Rohöl der Sorte Brent legte sogar fast sieben Prozent zu. Auch der Erdgaspreis verzeichnete einen Anstieg von mehr als fünf Prozent.
Der deutsche Aktienindex DAX reagierte ebenfalls auf die Entwicklungen: Am Freitag verlor er über 1,1 Prozent, erholte sich danach leicht und liegt nun wieder bei rund 23.400 Punkten – ähnlich wie zum Wochenschluss. Die Goldpreise, in Krisenzeiten als sichere Anlage geschätzt, stiegen zwischen Donnerstag und Freitag kurzzeitig, fielen am 16. Juni jedoch wieder nahezu auf das Ausgangsniveau zurück.
Irans Drohungen sorgen für Unsicherheit an den Märkten
Im Vergleich zum Aufruhr vom Freitag haben sich die Märkte inzwischen einigermaßen stabilisiert. Neben dem Raketenangriff auf iranische Öl- und Erdgasfelder sorgte die Ankündigung Irans, eine Blockade der Straße von Hormus zu prüfen, am Wochenende für zusätzliche Sorgen. Über die Handelsroute zwischen Iran und Oman werden laut EIA rund 20 Millionen Barrel Rohöl täglich transportiert – das entspricht etwa einem Fünftel des weltweiten Verbrauchs. Sollte es zu einer Blockade kommen, könnten die Ölpreise weiter steigen. Auch die Kosten für den Schiffsverkehr würden zunehmen, was wiederum den Inflationsdruck verschärfen könnte. Besonders China wäre von einer Blockade stark betroffen.
Dennoch erklärte Hamzeh Al Gaaod, Wirtschaftsanalyst bei TS Lombard, einer Beratungsfirma für Makroökonomie, gegenüber Al Jazeera, dass die Märkte nach dem Wochenende nicht vom Schlimmsten ausgehen: „Die Märkte gehen offenbar davon aus, dass der Konflikt relativ begrenzt bleiben wird. Entscheidend ist, dass der Iran keine US-Militäranlagen in der Region angegriffen hat.“ Weiter sagte er: „Solange die Angriffe in einem gewissen Rahmen bleiben, gehe ich davon aus, dass sich die Aktienkurse seit letzter Woche weiter erholen werden.“
Nahost-Konflikt legt Flugrouten lahm – Tourismus leidet
Im Zuge des Luftkriegs im Nahen Osten haben mehrere Airlines den Flugverkehr in der Region eingestellt. Betroffen sind vor allem Ziele wie Teheran und Tel Aviv, aber auch Länder wie der Irak, Jordanien und der Libanon. Die Fluggesellschaft Emirates aus den Vereinigten Arabischen Emiraten beschränkt ihren Betrieb in der Region bis Ende Juni, andere Airlines haben ihre Flüge vorerst komplett ausgesetzt. Auch die deutsche Lufthansa stellt ihre Verbindungen in die beiden Hauptstädte vorübergehend ein.
Die Einbußen für die Tourismusbranche treffen auf eine Phase der Erholung nach zwei Rezessionsjahren, in denen Reiseanbieter auf Aufschwung gehofft hatten. Doch über mögliche Auswirkungen auf die Reisewirtschaft zu spekulieren, ist es noch zu früh, teilte der Deutsche Reiseverband (DRV) mit.