"Trump hat sich vor Xi in den Staub geworfen": Presseschau zum US-Deal mit China

  • Im Video oben: Trump versucht, Xi zu schmeicheln - der lässt ihn eiskalt auflaufen

Matthias Kamp, Korrespondent der "Neuen Zürcher Zeitung": "Er hat wie üblich in überschwänglichen Worten geredet und Xi als großen Führer eines großen Landes gepriesen. Trump hat sich ein Stück weit vor ihm in den Staub geworfen.Vermutlich auch, um gute Stimmung zu machen. 

Beim Treffen hat Trump erstmal die tiefhängenden Früchte geerntet, wie bei den Lieferungen von Fentanyl oder Sojabohnen. Bei den Exportkontrollen für Hightechprodukte wie Speicherchips sowie Seltene Erden ist man von einer Einigung noch weit entfernt. Und das scharfe Schwert der Seltenen Erden wird Xi so schnell nicht aus der Hand geben. Mit ihrem Quasi-Monopol kann China den Lieferverkehr weltweit lahmlegen."

"Das zeigt, dass Trump China nicht mehr in die Knie zwingen kann"

Peter Kleim, US-Korrespondent von ntv: "Es ist das alte Donald-Trump-Drehbuch: Schaffe erst ein Problem, um sich anschließend für die Lösung des selbst geschaffenen Problems feiern zu lassen. Im April brach ein Handelskrieg mit hohen Zöllen aus, in dem man jetzt wieder abgerüstet hat. Es ist gewissermaßen eine Waffenruhe, die da jetzt bevorsteht. 

Das zeigt am Ende, dass Donald Trump China nicht mehr in die Knie zwingen kann. Als Xi Jinping angedroht hatte, keine Seltenen Erden mehr zu liefern, musste Trump reagieren. Donald Trump ist nicht mehr der Stärkste - gegen China kommt er so allein nicht mehr an."

"Xi sieht historische Chance gekommen, seine Mission zu erfüllen"

Handelsblatt: "Das Thema Taiwan sei „niemals aufgekommen“, sagte US-Präsident Donald Trump nach seinem Gespräch mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Das darf bezweifelt werden. Denn Taiwan gehört zu den gesetzten Themen in bilateralen Gesprächen Chinas.

Das Dementi dürfte deshalb die Befürchtungen vieler nur verstärken: Xi will Trump überreden, die offizielle US-Sprachregelung in Bezug auf Taiwan zu ändern. Denn die Kommunistische Partei betrachtet die selbstverwaltete Insel als Teil ihres Hoheitsgebiets. Die „Vereinigung“ Taiwans mit China gilt als Lebensziel des inzwischen 72-jährigen Xi. Angesichts von Trumps Obsession für Deals sieht Xi nun offenbar eine historische Chance gekommen, seine Mission zu erfüllen."

"Beide Staatschefs hatten den Finger schon wieder am Abzug"

Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Die beiden Großen der Weltwirtschaft haben den nächsten Burgfrieden geschlossen. Wie lange er hält, ist völlig offen. Klar ist hingegen, wer die Verlierer sind.

Beide Staatschefs hatten den Finger schon wieder am Abzug. In einer Welt, die vor allem durch Reaktionen auf Drohgebärden gesteuert wird, lässt sich schlecht wirtschaften. Es reicht ein einziger Funke und die Drohspirale dreht sich von Neuem.

Beim Ringen des kommunistischen Diktators aus Peking mit dem vorbestraften Dealmaker aus Washington leiden nicht nur Anstand und Würde. Die multilaterale Ordnung, die keineswegs perfekt war, aber viele Millionen Menschen aus der Armut geführt hat, den Abstand zwischen Arm und Reich schmelzen ließ, ist durch eine Machtpolitik ersetzt worden, in der einzig das Recht des Stärkeren gilt. Kleinere und mittelgroße Volkswirtschaften bleiben auf der Strecke. Nach der Einigung in Südkorea grassiert in Südostasien die Furcht, aufgrund höherer Zölle nun wieder Exportchancen in den USA einzubüßen.

Dass es beim Treffen von Xi und Trump, nach dessen Aussage, mit keinem Wort um Taiwan ging, spricht Bände. Der transaktional handelnde Amerikaner stand nie im Verdacht, großes Interesse an dem demokratischen Eiland vor Chinas Küste zu haben. Xi kann seine Drohpolitik dort fortsetzen.