Trotz Waffenruhe: Israelischer Beschuss tötet Arbeiter im Libanon

Bei einem israelischen Angriff im südlibanesischen Ort Blida ist Staatsmedien zufolge in der Nacht ein libanesischer Arbeiter getötet worden. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur NNA drangen israelische Soldaten gegen 1.30 Uhr (Ortszeit) in das Gebäude der Stadtverwaltung ein. Ein Angestellter sei dabei getötet worden.

Die israelische Einheit habe sich gegen 4.00 Uhr wieder zurückgezogen. Anschließend habe die libanesische Armee das Gebäude betreten und den Leichnam in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Libanesischen Medienberichten zufolge hatte der Getötete in dem Gebäude übernachtet. 

Israelische Armee: Gebäude von Hisbollah genutzt

Ein israelischer Armeesprecher teilte auf Anfrage mit, israelische Soldaten seien in der Nacht in Blida im Einsatz gewesen, um Terror-Infrastruktur der libanesischen Hisbollah-Miliz zu zerstören. Dabei hätten sie in einem Gebäude einen Verdächtigen ausgemacht. Wegen einer „unmittelbaren Bedrohung“ hätten die Soldaten geschossen. Der Vorfall werde untersucht.

Das Gebäude sei zuletzt von der Hisbollah für Terroraktivitäten „unter dem Deckmantel ziviler Infrastruktur missbraucht“ worden. Die Vorwürfe ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Hisbollah äußerte sich zunächst nicht.

Die Stadtverwaltung in Blida rief die Bürger als Reaktion auf den Angriff zu einer Protestkundgebung vor ihrem Gebäude auf. Man lehne die wiederholten Angriffe auf Zivilisten und öffentliche Einrichtungen ab, hieß es.

Hisbollah-Anhänger hält Fahne
Ein Hisbollah-Anhänger hält eine Hisbollah-Fahne vor dem Sitz der UN-Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien (ESCWA) während einer Demonstration gegen den israelischen Krieg und die angebliche Aushungerung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen hoch. Bilal Hussein/AP/dpa

Seit rund einem Jahr Waffenruhe – dennoch Tote

Eigentlich gilt zwischen Israel und der Hisbollah seit bald einem Jahr eine Waffenruhe. Beide Seiten werfen sich jedoch gegenseitig Verstöße vor.

Israel greift daher nahezu täglich weiter im Libanon an. Es beschuldigt die Hisbollah, sich entgegen der Vereinbarung im Südlibanon neu zu organisieren. Nach UN-Angaben sind seit Inkrafttreten der Waffenruhe mehr als 100 Zivilistinnen und Zivilisten im Libanon getötet worden.