Vorbehalte gegenüber Wasserkraftwerk: Anwohner besorgt - und schlagen Alternativen vor

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Am Wehr des Loisach-Isar-Kanals will die Wasserkraft Farchet GmbH eine Anlage errichten. Nach vielen Jahren scheint Bewegung in die Sache zu kommen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Auf die Genehmigung einer Wasserkraftanlage wartet die Wasserkraft Farchet GmbH seit acht Jahren. Beim Sonntagsgespräch der Wolfratshauser Liste wurde über das Thema diskutiert.

Wolfratshausen - Seit mittlerweile acht Jahren wartet die Wasserkraft Farchet GmbH – ein Zusammenschluss von Bayernwerk und den Tölzer Stadtwerken – auf die Genehmigung einer Anlage am Wehr des rund zehn Kilometer langen Loisach-Isar-Kanals. Nachdem sich Ende Juli die Vorhabensträger und die betroffenen Behörden im Landratsamt im Rahmen eines nicht öffentlichen Erörterungstermins mit den Einwendungen von Beschwerdeführern auseinandergesetzt haben, scheint das Energieprojekt nun kurz vor der Realisierung zu stehen.

Während des jüngsten Sonntagsgesprächs der Wolfratshauser Liste im Waldramer Gasthof zur Post zeigten sich die Anwohner aber vor allem über möglicherweise enge Anfahrtswege während der Bauzeit besorgt und schlugen Alternativen vor.

Wolfratshausen: Anwohner über Pläne zu Wasserkraftwerk besorgt

Dr. Manfred Fleischer, Stadtrat der Wolfratshauser Liste, erinnerte vor der Diskussion noch einmal an den derzeitigen Planungsstand. Demnach soll das Gefälle am zwischen den Stadtteilen Farchet und Waldram gelegenen Wehr erhöht werden, indem unterhalb des Wasserfalls gegraben wird.

Dadurch kann Wasser aus etwa 4,50 Meter Höhe fließen und die Turbinen so antreiben, dass sie auch bei geringer Wasserführung Energie erzeugen können. Fleischer glaubt, dass etwa 1400 Haushalte auf diese Weise mit Öko-Strom versorgt werden können. Andere Schätzungen gehen sogar von 3000 Haushalten aus.

 Wasserkraft ist nachhaltig, aber dafür sind auch erhebliche Eingriffe nötig.

„Wasserkraft ist nachhaltig, aber dafür sind auch erhebliche Eingriffe nötig“, gab der Waldramer zu bedenken. So sei das angrenzende FFH-Gebiet ein hochwertiges Biotop, in dem auch seltene Wasseramseln leben. Fleischer rechnet damit, dass nach dem nun laufenden Wasserrechtsverfahren bereits in diesem September ein positiver Bescheid erfolgt.

Danach muss die Wasserkraft Farchet GmbH an die Stadt einen Bauantrag stellen, über den im Bauausschuss und eventuell auch in Stadtratssitzungen entschieden wird. Der erste Spatenstich könnte schon im kommenden Jahr erfolgen.

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Bis dahin bleiben jedoch vor allem für die Anwohner der Zellerbachstraße und Rothbachstraße in Waldram noch einige Fragen offen. Denn der genaue Trassenverlauf der Baustraße, über die die Lkw das Material anliefern, wird erst im Bauantrag dargestellt. Eine Zufahrt über die Farcheter Mehrzweckhalle auf der anderen Uferseite lehnte der Stadtrat bereits ab, weil das Baumaterial dort nicht so leicht abgestellt werden könne wie auf der gegenüberliegenden Hundewiese auf Waldramer Seite. Die Bauzeit für die Wasserkraftanlage werde voraussichtlich zehn Monate betragen, hinzu kommen einige Baustopps während der Brutzeit der Vögel.

Wasserkraftwerk: Stadtrat spricht von „unzureichendem“ Energiekonzept

Eine Diskussionsteilnehmerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, kritisierte den hohen Aufwand. Sie sieht im dichtbesiedelten Wolfratshausen mehr Potenzial in der Nutzung von Solarenergie und wünscht sich, dass die Dächer von städtischen Liegenschaften und Unternehmen noch effizienter genutzt werden.

Stadtrat Richard Kugler holte gar zu einem Rundumschlag gegen die seiner Meinung nach „unzureichenden“ Energiekonzepte der Stadt, des Freistaats und der Bundesregierung aus. Einen Anschluss an das geplante Fernwärmenetz der derzeit in Gelting entstehenden Geothermie-Anlage hält er aufgrund der komplizierten Leitungsverlegung für zu kostspielig. „Das werden wir uns in Wolfratshausen gar nicht leisten können“, prognostizierte er.

In puncto Wasserkraftanlage wunderte sich Stadtratskollege Fleischer über die 40-prozentige Beteiligung der Tölzer Stadtwerke. „In Wolfratshausen würde niemand darauf kommen, auf Tölzer Flur ein Kraftwerk zu errichten und Geld dabei zu verdienen“, sagte er. Bürgermeister Klaus Heilinglechner hatte bereits mehrfach signalisiert, dass auch die Stadt Wolfratshausen gerne an dem Projekt beteiligt werden möchte. ph

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