Deutsches Familienunternehmen streicht ein Drittel der Arbeitsplätze – bis zu 330 Mitarbeiter betroffen
Ein traditionsreicher Möbelhändler aus dem Südwesten bekommt die Krise der Branche zu spüren und reagiert mit personellen Konsequenzen. Diese sollen ein Drittel der Belegschaft betreffen.
Saarbrücken - Die deutsche Möbelindustrie hat derzeit massiv zu kämpfen, weshalb kürzlich erst ein 300 Jahre altes Unternehmen aus Baden-Württemberg Insolvenz anmelden musste, wobei es in diesem Fall aber bereits Licht am Ende des Tunnels gibt. Bei dem nach eigenen Angaben größten Möbeleinzelhandelsunternehmen in Südwestdeutschland, der Möbel-Martin-Gruppe mit Sitz in Saarbrücken (Saarland), wirken sich die Herausforderungen aber offenbar massiv auf die Mitarbeiter aus. Konkret sollen einem Bericht zufolge bis zu 330 Arbeitsplätze abgebaut werden, was einem Drittel der Belegschaft entspricht.
Der familiengeführte Möbelhändler Möbel Martin wurde im Jahr 1959 gegründet und betreibt insgesamt acht Einrichtungshäuser im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Wie die Saarbrücker Zeitung in Bezug auf ein internes Schreiben der Geschäftsführung an die Belegschaft berichtet, hat Möbel Martin im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben und muss deshalb entsprechend reagieren. Auch bei Weltkonzernen wie Daimler Truck steht aufgrund eines Umsatzeinbruchs im vergangenen Jahr ein Stellenabbau im Raum.
Traditionsbetrieb reagiert mit Stellenabbau auf Finanzlage und schließt auch Kündigungen nicht aus
Dem Schreiben zufolge schreibt Möbel Martin, das an seinen Standorten insgesamt mehr als 2.000 Mitarbeiter beschäftigt, bereits im zweiten Jahr in Folge rote Zahlen und müsse deshalb in mehreren Bereichen personelle Veränderungen vornehmen. Dazu zählen sowohl der Verkauf und die Logistik als auch die Koordination. Insgesamt sollen laut dem Bericht 330 Arbeitsplätze gestrichen werden, von denen bereits 110 durch Maßnahmen wie Vorruhestand oder die „natürliche Fluktuation“ abgebaut werden konnten. Für die weiteren Maßnahmen schließt der Familienbetrieb aus Saarbrücken direkte Kündigungen aber nicht aus.
Name | Möbel Martin B.V. & Co. KG |
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Gründung | 1959 in Neunkirchen, Saarland |
Sitz | Saarbrücken, Saarland |
Branche | Möbelindustrie, Einzelhandel |
Standorte (Auswahl) | Saarbrücken, Neunkirchen, Ensdorf (Saarland). Mainz, Kaiserslautern, Zweibrücken (Rheinland-Pfalz) |
„Wir bedauern zutiefst, uns von Mitarbeitern trennen zu müssen“, erklärte Nicolas Martin, der Sprecher der Geschäftsführung, auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung. „Aber die Krise auf dem Möbelmarkt und die allgemeine Rezession, mit der Deutschland bereits seit zwei Jahren kämpft, lässt uns keine Wahl.“ Bereits im vergangenen Jahr musste ein Möbelhersteller aus Baden-Württemberg einen kompletten Standort im Südwesten schließen und auch am Hauptsitz gab es personelle Konsequenzen. Seitdem hat sich die Lage in der Möbelindustrie nicht gerade verbessert.
Maßnahmen bei Möbel Martin könnten die verbleibende Belegschaft ebenfalls betreffen
In dem Schreiben an die Belegschaft erklärt die Geschäftsführung von Möbel Martin, dass dem Unternehmen die Folgen der Corona-Pandemie nach wie vor Probleme bereiten und die hohen Kosten für Strom und Rohstoffe diese noch weiter verstärkt hätten. Das Unternehmen muss deshalb, wie derzeit viele, reagieren und seine Prozesse und Strukturen verschlanken und anpassen. Zudem seien Investitionen geplant, um im „aggressiven Wettbewerbsumfeld“ bestehen zu können. Eben deshalb stehen aber auch jegliche Posten auf dem Prüfstand, die möglicherweise eingespart werden können.
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Dem Bericht zufolge könnte diese Anpassung die verbleibende Belegschaft des Möbelhändlers ebenfalls betreffen, da man mit den Arbeitnehmervertretern im Gespräch sei, „die Arbeitsverträge aller Mitarbeiter unseres Hauses auf zeitgemäße, stärker leistungsorientierte Parameter umzustellen“. Das könnte demnach Gehaltseinbußen für die Angestellten bedeuten. Bereits im vergangenen Jahr hatten Unternehmen, beispielsweise der Technologiekonzern Bosch, die Arbeitszeit und damit das Gehalt von Teilen der Belegschaft gekürzt, um Kosten einzusparen.