Der Bauausschuss hat dem Antrag der Sparkasse, ein neues Beratungscenter errichten zu dürfen, zugestimmt. Nur die Grünen-Vertreter votierten dagegen.
Wolfratshausen – „In den nächsten vier bis fünf Jahren“ wolle die Sparkasse ihr neues Beratungscenter im Wolfratshauser Gewerbegebiet beziehen, sagte Vize-Vorstandsvorsitzender Christian Spindler im Februar 2024 im Gespräch mit unserer Zeitung. Nun hat das Geldinstitut einen wesentlichen Schritt auf dem Weg zum Ziel gemacht: Der Bauausschuss des Stadtrats genehmigte in seiner Sitzung am Mittwochabend den Bauantrag des Unternehmens. Nein sagten allein die Vertreter der Grünen-Fraktion.
Vor knapp zwei Jahren kaufte die Sparkasse ein gut 4400 Quadratmeter großes Grundstück an der Pfaffenrieder Straße (wir berichteten). Es ist ein Teil des Areals, auf dem mehr als 80 Jahre Arzneimittel produziert und entwickelt wurden, zuletzt von der Unternehmensgruppe Haupt Pharma. Deren Mutterkonzern Aenova schloss die Betriebsstätte Ende 2023. Eine Aenova-Sprecherin nannte „zusätzliche Behördenauflagen“, die in der Umsetzung sehr kostspielig wären, als Grund für das Aus. 300 Mitarbeiter verloren ihren Job.
Tiefgarage, drei Arztpraxen und Platz für ein Notariat
Laut Bauantrag plant die Sparkasse ein sechsgeschossiges Geschäftshaus, rund 40 Meter breit, 45 Meter tief und etwa 26 Meter hoch, plus eine Tiefgarage mit 93 Stellplätzen. Drei Stockwerke reserviert die Bauherrin für sich, im Detail für Büroarbeitsplätze, ein Foyer mit Selbstbedienungsautomaten, eine Schalterhalle sowie Kundenberatungsräume. Zudem sollen in dem Gebäude drei Arztpraxen, eine Betriebsleiterwohnung und Räume für ein Notariat untergebracht werden. Die Fassade des Neubaus soll nicht nur verputzt, sondern zusätzlich mit Holz verkleidet werden.
Das präsentierte Vorhaben stieß beim Gros der Gremiumsmitglieder auf große Zustimmung. Josef Praller (BVW) erinnerte an den Beschluss, im Gewerbegebiet bis zu sechsgeschossige Gebäude zu erlauben. Das mache die Grundstücke „attraktiver“ und sorge wie im konkreten Fall „für die Neuansiedlung von Betrieben“. Den Neubau „und den Erhalt so vieler Arbeitsplätze“ in der Loisachstadt begrüßte auch Stadträtin Renate Tilke (CSU) ausdrücklich.
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Allein die Grünen haderten mit der Tatsache, dass dem Projekt einige Quadratmeter Grünstreifen zum Opfer fallen werden. Bürgermeister Klaus Heilinglecher (BVW) wies auf vorgeschriebene Ausgleichsmaßnahmen hin und Sebastian Sens vom Rathaus-Referat Planen und Umwelt betonte mehrfach: Nach Fertigstellung des Vorhabens gebe es auf dem Grundstück „mehr Grün“ als bisher. „Wir reden hier übrigens über ein Gewerbegebiet“, stellte Praller kopfschüttelnd mit Blick auf den Standpunkt der Grünen-Vertreter fest.
Bis zum Umzug in den Neubau bleiben wir wie gewohnt vor Ort an der Sauerlacher Straße.
Dr. Hans Schmidt und sein Parteifreund Hans-Georg Anders – der gab den Planern noch den wichtigen Tipp, dass sie wegen der Holzfassade auf den nötigen Brandschutz achten müssen – änderten ihre Meinung nicht. Das Duo lehnte den Bauantrag der Sparkasse ab, die übrigen acht Ausschussmitglieder sagten Ja.
Zur möglichen Nachnutzung des Sparkassengebäudes an der Sauerlacher Straße kann Unternehmenssprecher Thomas Bundschuh noch nichts konkretes sagen. „Wir präferieren einen Verkauf“, so Bundschuh am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung. Er betont: „Bis zum Umzug in den Neubau bleiben wir wie gewohnt vor Ort an der Sauerlacher Straße.“
Fest stehe, dass dieser Standort „auch nach dem Umzug als verkleinerte, personenbesetzte Service-Geschäftsstelle erhalten bleibt“. Bundschuh: „Damit weitet die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen ihre Präsenz in Wolfratshausen auf zwei Standorte – zuzüglich der SB-Standorte – aus.“
Grüne setzen völlig falsche Prioritäten
Ein Kommentar von Carl-Christian Eick
Signifikant sinkende Umsätze, extreme Energiekosten, überbordende Bürokratie, mächtige Wettbewerber aus Billiglohnländern: Die deutsche Wirtschaft ist auf Talfahrt, auch in Wolfratshausen werden Arbeitsplätze abgebaut. Die Sparkasse schwimmt erfreulicherweise gegen den Strom. Sie sperrt ihr Beratungscenter an der Sauerlacher Straße nicht ab und konzentriert sich auf ihren Standort in Bad Tölz. Nein, das Geldinstitut investiert kräftig, errichtet im Gewerbegebiet ein modernes Geschäftsgebäude und garantiert so nicht zuletzt Jobs. Das Projekt sei „ein klares Bekenntnis zum Standort Wolfratshausen“, so Vorstandsvorsitzende Renate Waßmer.
Die Grünen senden der Bauherrin ein fatales Signal. Wegen ein paar Quadratmetern Grünstreifen lehnen sie das Sparkassen-Projekt ab. Die Tatsache ignorierend, dass das Baugesetzbuch die Schaffung von Ausgleichsflächen vorschreibt. Zudem überhören sie geflissentlich, dass nach Fertigstellung des Gebäudes mehr Grün auf dem Grundstück sprießt als bislang.
Keine Frage: Wiesen, Sträucher und Bäume gilt es zu erhalten. Doch im konkreten Fall geht es um die Neuansiedlung eines Unternehmens in einem Gewerbegebiet – nicht um die mutwillige Vernichtung eines Naherholungsgeländes.
Die Grünen setzen völlig falsche Prioritäten. Zumal die Flößerstadt derzeit aus gutem Grund weitere Gewerbeflächen ausweisen will. Wer potenzielle Investoren verprellt, weil er sich an Grashalme kettet, hat die Binsenweisheit nicht begriffen: „Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts.“