Ein neues Flottendienstboot, das den Namen „Isar“ tragen wird, ist in Mecklenburg-Vorpommern auf Kiel gelegt worden. Zu diesem Festakt reisten Vertreter des Paten – die Stadt Wolfratshausen – nach Wolgast.
Wolfratshausen – Es ist vollbracht, das neue Marine-Flottendienstboot mit dem Namen „Isar“ ist auf Kiel gelegt. In See stechen wird der gut eine Milliarde Euro teure Aufklärer voraussichtlich 2029. Pate der etwa 50-köpfigen Besatzung ist die Stadt Wolfratshausen.
Auf der Peene-Werft in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) entstehen unter Federführung der deutschen Werftengruppe Naval Vessels Lürssen (NVL) wie berichtet die Nachfolgemodelle der „Oste“-Klasse. Zur Kiellegung der rund 130 Meter langen „Isar“ waren Bürgermeister Klaus Heilinglechner und sein Stellvertreter Günther Eibl eingeladen. Die Kommune hatte zu diesem Anlass eine bronzene Prägemünze, ein Einzelstück, anfertigen lassen. Traditionell wird bei der Kiellegung eine Kiellegungsplatte mit zwei Münzen – eine von der Werft und eine von der Patenstadt – versiegelt und unter das Boot gelegt. Dort verbleibt sie während der Bauphase als Glücksbringer und wird bei der Taufe der „Isar“ dem Ersten Kommandanten übergeben. Versiegelt wird die Kiellegungsplatte mit acht Nägeln – einen schlug Heilinglechner ein.
Seit 1976 besteht enge Verbindung mit den Seefahrern
Die neue Generation der Flottendienstboote ist mit modernster Sensorik ausgerüstet und dient der Bundeswehr als Aufklärungsplattform zur seegestützten Informationsgewinnung. Die Kiellegung des zweiten von drei neuen Booten, die den Beginn der Montage des Rumpfes markiert, erfolgte mehrere Monate früher als geplant, berichtet NVL-Pressesprecher Oliver Grün. Mit dabei am Ort des Geschehens waren unter anderem Flottillenadmiral Andreas Czerwinski, Vizeadmiral Axel Deertz, Generalmajor Jürgen Setzer – sowie der ehemalige Gebirgspanzerschütze Heilinglechner und Vize-Rathauschef Eibl. Der absolvierte seinen Grundwehrdienst bei der Fernmeldeausbildungskompanie in Murnau.
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Die Verbindung zwischen den Oberbayern und den Seefahrern ist über Jahnzehnte gewachsen. Von 1976 bis zur Außerdienststellung Ende 2000 war die Flößerstadt Pate des Marine-Schnellboots „Jaguar“, in der Folge Pate der „Oste“. Deren Besatzung wird zum Christkindlmarkt am ersten Adventswochenende in Wolfratshausen erwartet. Flottendienstboote tragen stets die Namen von Flüssen, für eins der neuen Modelle schlug Heilinglechner den Namen „Loisach“ oder „Isar“ vor. Das Bundesverteidigungsministerium entschied sich für den berühmteren der zwei bayerischen Flüsse.
„Beeindruckend“ sei der Festakt gewesen, bilanziert Heilinglechner auf der Zugrückfahrt im Telefongespräch mit unserer Zeitung. Technisch gesehen („das Meiste ist natürlich streng geheim“) und aufgrund ihrer schieren Größe stoße die „Isar“ im Vergleich zur Vorgängerin „in neue Dimensionen vor“. In seinem Grußwort vor rund 300 geladenen Gästen habe er die Historie der seit 1976 bestehenden Patenschaft kurz Revue passieren lassen. Zudem habe er Wolfratshausen für die Nordlichter geografisch verortet und über die Tradition des Flößerhandwerks und die daraus hervorgegangenen Gaudifahrten berichtet: „Auf Holzstämmen über Loisach und Isar nach München fahren – das war für viele der Zuhörer etwas ganz Neues.“
Taufe auf den Namen „Isar“ voraussichtlich 2028
Heilinglechner und Eibl führten beim „Get-together“ zahlreiche Gespräche, unter anderem mit hochrangigen Militärs. „Uns ist immer wieder gesagt worden, dass man es sehr schätze, wenn Kommunen wie Wolfratshausen Patenschaften für die Besatzung von Marinebooten übernehmen“, so der Rathauschef. „Auch für unsere Stadt war dieser Termin in Wolgast ein wichtiger Termin“, die persönliche Teilnahme von ihm und Eibl quasi das Bekenntnis zu den Streitkräften. „Die Patenschaft ist für uns definitiv wichtig“, unterstreicht der Bürgermeister. Die Stadt würde sich freuen, auch zur Bootstaufe, die voraussichtlich 2028 in Hamburg stattfinden wird, eingeladen zu werden.
Gesamtkosten der drei Aufklärer: knapp 3,3 Milliarden Euro
Für Generalmajor Setzer stellen die drei von Verteidigungsminister Boris Pistorius im Auftrag gegebenen Marineboote („Oker“, „Saale“ und „Isar“) „einen essentiellen Baustein für die Auftragserfüllung der Teilstreitkraft Cyber- und Informationsraum dar, das heißt für Aufklärung im elektromagnetischen Spektrum“. Die frühe Kiellegung ist in den Augen von NVL-Chef Tim Wagner „ein Meilenstein“. Das Projekt stehe „für die hohe technologische Qualität und Innovationskraft am Standort Deutschland“.
Geplant ist, das sogenannte Vorschiff im Herbst/Winter 2026 zur Lürssen-Werft in Niedersachsen zu überführen. Dort erfolgt die Montage des gesamten Rumpfes. Die Gesamtkosten der drei Aufklärer betragen knapp 3,3 Milliarden Euro. (cce)