Die Sportfischer Attaching sind verzweifelt. Regelmäßig erwischen sie fremde Personen beim Schwarzfischen, die Karpfen und Forellen aus dem Weiher am Sportplatz klauen und die Tiere quälen.
Attaching – „Seit etwa drei Jahren haben wir Probleme mit Schwarzfischern. Dieses Jahr ist es besonders schlimm“, erzählt Jan Frey, Gewässerwart der Attachinger Sportfischer. Der Vereinsweiher befindet sich auf öffentlichem Gelände, das der Fischerverein von der Stadt Freising pachtet. Am Weiher dürfen nur Vereinsmitglieder angeln. „Wer das Gelände mit einer fangfähigen Angel betritt und kein Mitglied ist, macht sich strafbar“, erklärt Frey. Dies wird regelmäßig ignoriert. „Wir setzen die Tiere jährlich für teures Geld in den Weiher ein, um dann regelmäßig bestohlen zu werden“, ärgert er sich. „Das ist eine finanzielle Belastung und unglaublich frustrierend.“ Eine Forelle kostet sieben bis neun Euro das Kilo. Bei fast täglich anzutreffenden Schwarzfischern kommt da einiges zusammen.
Mit Colaflasche auf Fisch eingeschlagen
Doch Fische werden nicht nur gestohlen, viele Tiere werden auch gequält. „Die Schwarzfischer töten einige Fische nicht waidgerecht“, erzählt Frey. Waidgerecht wäre es, den Fisch mit einem gezielten Schlag auf den Kopf zu betäuben, schnell mit einem Kiemenstich zu töten und ausbluten zu lassen. „Doch die machen das nicht“, so der Sportfischer. Es konnten bereits „die wildesten“ Dinge beobachtet werden. „Einer hat mal so lange mit einer Colaflasche auf einen Fisch eingeschlagen, bis am Ende nur noch Matsch übrig war.“ Oft werden Tiere massakriert, verstümmelt, in zwei Teile geschnitten und am Ufer zurückgelassen oder ins Wasser zurückgeworfen.
Täter stand mit Messer vor Fischer
Regelmäßig werden die Schwarzfischer von Vereinsmitgliedern angesprochen. Auch die Polizei wurde schon mehrmals verständigt. Frey schildert einen Fall Anfang Mai: „Ein Mitglied war mit zwei Kindern beim Angeln, als wieder Schwarzfischer dort waren. Er hat sie darauf angesprochen. Einer davon stand dann mit Fischtöter und Messer vor ihm.“ Frey ist sicher, die Person wollte zeigen, was passiert, wenn er weiter gestört wird. „Viele unserer Mitglieder fühlen sich nicht mehr sicher. Einige angeln nur noch zu zweit“, weiß der Gewässerwart.
Die Schwarzfischer seien meist schon weg, wenn die Polizei laut Frey ein oder zwei Stunden nach der Meldung auftaucht. Am 11. Mai aber dann ein Erfolg: Drei Männer konnten dank ihm, weiterer Vereinsmitglieder und mehrerer Streifenbesatzungen gestellt werden. Das bestätigt auch die Polizei auf FT-Anfrage. „Gegenwärtig besteht der Verdacht, dass es sich bei den drei Männern zumindest teilweise um Verdächtige der vorausgegangenen Fälle handelt“, teilt Freisings Polizeichef Andreas Wegmaier mit. Gegen die Personen wurde ein Verfahren gegen Diebstahls und Vergehens nach dem Tierschutzgesetz eingeleitet. Parallel liege ein bußgeldbewährter Verstoß nach dem Bayerischen Fischereigesetz vor. Frey ist sich jedoch sicher: Das Schwarzfischen wird weitergehen.
Gewässerwart funkt SOS an Behörden
Der Attachinger Gewässerwart schrieb dem Landratsamt, der Unteren Naturschutzbehörde, der Stadtverwaltung und der Polizei E-Mails und bat um Hilfe. Er würde sich mehr Kontrollgänge am Weiher vom Ordnungsamt, eine klare Beschilderung und eine Videoüberwachung mit Wildkameras wünschen. Auf die Mails vom 16. Mai erhielt er bis zum heutigen Redaktionsschluss keine Rückmeldung.
Auch das Freisinger Tagblatt fragte nach. Die Antwort aus dem Rathaus: „Die Stadt Freising ist lediglich für die Ausstellung der Fischereischeine zuständig“ und weist auf die Zuständigkeit des Landratsamts. Dieses meldet: „Eine Beschilderung und/oder Videoüberwachung durch das Landratsamt, insbesondere auf einem Vereinsgelände, ist durch die gesetzliche Lage derzeit nicht gedeckt.“ Zudem weist die Behörde darauf hin, dass jeder Verein einen Fischereiaufseher beantragen könne.
Frey und seine Vereinskollegen fahren bereits selbst mehrmals täglich zum Weiher, um nach dem Rechten zu sehen. „Dass ein Fischereiaufseher das Gewässer kontrolliert, hört sich ganz nett an, ist in der Praxis aber Schwachsinn, da dieser im Zweifel auch die Polizei kontaktieren würde.“