Inkassofirma will Geld von Ihnen? So reagieren Sie richtig

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Sie bekommen Post von einer Inkassofirma, weil Sie eine Rechnung nicht bezahlt haben? Das ist unangenehm, aber auch kein Weltuntergang. Wie Sie auf Briefe von Geldeintreibern richtig reagieren und berechtigte von unberechtigten Forderungen unterscheiden, erklärt Ihnen der Geldratgeber Finanztip.

Sie haben per Post oder E-Mail einen Inkassobrief erhalten und befürchten Konsequenzen, wenn Sie nicht sofort zahlen? Mit diesen Zahlungsaufforderungen treiben Inkassounternehmen Schulden aus offenen Rechnungen ein. Es ist also verständlich, wenn Sie erstmal ins Schwitzen geraten. Aber solange Sie niemandem Geld schulden, sind Drohungen von Inkassounternehmen nur zahnlose Tiger. Und in vielen Fällen gar nicht berechtigt oder sogar Betrug. Wie Sie verhindern, dass irgendwann doch der Gerichtsvollzieher auf der Matte steht, lesen Sie hier:

Ein Stempel aus Holz liegt auf einem Dokument. Aufschrift Inkassobüro.
Nicht immer sind Zahlungsaufforderungen von Inkassobüros berechtigt! Hier Erfahren Sie, wie Sie sich dagegen wehren können. © IMAGO

1. Prüfen Sie Ihre Rechnungen

Lesen Sie den Inkassobrief in Ruhe durch und prüfen Sie, ob Sie dem Unternehmen, das die Inkassofirma beauftragt hat, wirklich Geld schulden. Haben Sie z. B. Ihre letzte Onlinebestellung oder Stromrechnung nicht bezahlt und die Mahnungen übersehen, sollten Sie die Inkassoforderung sofort begleichen. Nur so können Sie weitere Kosten und Ärger vermeiden. Im Zweifel können Sie auch beim Anbieter, dem Sie Geld schulden sollen, nachfragen.

Wenn Sie dagegen sicher sind, dass Sie alle Rechnungen beglichen haben und kein Betrag mehr offen ist, ist die Zahlungsaufforderung des Inkassounternehmens vermutlich nicht berechtigt. Trotzdem sollten Sie sie nicht ignorieren, sondern darauf reagieren. Und zwar so:

2. Checken Sie das Inkassoschreiben

Im nächsten Schritt versuchen Sie herauszufinden, ob es sich tatsächlich um eine echte Inkassoforderung handelt. Leider sind immer mehr unseriöse Inkassoschreiben im Umlauf. Die unberechtigten Forderungen stammen oft aus Abofallen und Gewinnspielen im Internet, mit denen Kriminelle sensible Daten und Adressen abfangen (Stichwort: Phishing). Mit einer vermeintlichen Inkassoforderung versuchen sie, Sie unter Druck zu setzen und zu einer überhasteten Zahlung zu bewegen.

Umso wichtiger ist es, dass Sie sich jedes Inkassoschreiben genau anschauen, bevor Sie Geld überweisen oder eine Einzugsermächtigung erteilen. Betrügerische Inkassoforderungen können Sie so erkennen:

  • Ausländisches Bankkonto: Ein auffälliges Indiz für eine unseriöse Inkassoforderung ist, wenn Sie das Geld auf ein Konto im Ausland schicken sollen. Achten Sie also auf die Anfangsbuchstaben der IBAN-Nummer, z. B. ES, LT, PL (Spanien, Litauen, Polen) oder Ähnliches.
    Keine Details zum Fall: Enthält das Schreiben keine konkreten Angaben zu Ihnen (z. B. neutrale Anrede wie „Sehr geehrter Kunde“) oder dem beteiligten Händler, könnte es sich um eine Abzocke handeln. Verdächtig ist auch, wenn ein runder Geldbetrag gefordert wird.
    Unbekannte Inkassofirma: Jedes seriöse Inkassounternehmen in Deutschland muss registriert sein. Sind Sie sich unsicher, schauen Sie im Rechtsdienstleistungsregister kostenlos nach. Bei echten Inkassobüros erhalten Sie einen Treffer, mit Aktenzeichen und zuständiger Registrierungsbehörde.

Doch nicht immer sind betrügerische Inkassoschreiben als solche erkennbar, z. B. weil Sie auf ein deutsches Konto überweisen sollen. Aus diesem Grund führt die Verbraucherzentrale Brandenburg eine schwarze Liste. Überweisen Sie auf keinen Fall Geld an die dort gelisteten Empfänger bzw. Kontonummern.

3. Legen Sie Widerspruch ein

Sind Sie sich sicher, dass die Forderung unberechtigt ist, sollten Sie ihr schriftlich widersprechen – und zwar gegenüber der Inkassofirma und dem Unternehmen, dem Sie angeblich Geld schulden. Auf weitere Briefe reagieren Sie dann nicht mehr. Wahrscheinlich kommen noch ein, zwei Schreiben mit immer aggressiverem Tonfall. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, drohen Inkassobüros häufig mit einem Schufa-Eintrag. Lassen Sie sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. Ihre Daten dürfen ohne Ihre Einwilligung nicht an die Schufa weitergegeben werden.

Lehnen Sie die Forderung ganz oder teilweise ab

In Ihrem Widerspruchsschreiben können Sie entweder die ganze Forderung ablehnen oder nur die Inkassokosten, wenn sie überhöht oder unberechtigt sind. Nicht selten werden Fantasiegebühren in Rechnung gestellt, die weit über das gesetzlich Zulässige hinausgehen. Diese überhöhten Gebühren müssen auch dann nicht bezahlt werden, wenn die ursprüngliche Forderung berechtigt war. Welche Inkassokosten zulässig sind, erfahren Sie auch in unserem kostenlosen Finanztip-Ratgeber zu Mahngebühren.

Unser Tipp: Mit dem interaktiven Inkasso-Check der Verbraucherzentrale können Sie Inkassoforderungen kostenlos überprüfen lassen. So erfahren Sie, ob Sie überhaupt zahlen müssen oder ob die Höhe der Kosten gerechtfertigt ist. Außerdem unterscheidet der Generator zwischen verschiedenen Konstellationen und erstellt je nach Situation einen Musterbrief, den Sie an das Inkassounternehmen schicken können, um der Forderung zu widersprechen.

Mit Ihrem Widerspruch sollte die Sache erstmal vom Tisch sein. Denn Schuldeneintreiber scheuen Gerichtskosten, wenn sie wissen, dass die Forderung haltlos ist.

4. Nehmen Sie den Mahnbescheid ernst

Einen Mahnbescheid vom Gericht sollten Sie allerdings ernst nehmen. Vielleicht haben Sie doch aus Versehen einen Vertrag abgeschlossen und nicht bezahlt. Auch hier gilt: Lesen Sie den Mahnbescheid sorgfältig durch – vor allem wer von Ihnen Geld verlangt und aus welchem Grund. Holen Sie rechtlichen Rat ein und entscheiden Sie dann gemeinsam, ob Sie die Forderung bezahlen oder dem Mahnbescheid widersprechen. Dafür haben Sie zwei Wochen Zeit. Bei einem europäischen Zahlungsbefehl beträgt die Widerspruchsfrist 30 Tage.

Bedenken Sie aber: Das Gericht hat zu diesem Zeitpunkt noch nicht geprüft, ob die Inkassoforderung tatsächlich berechtigt ist. Dass ein Mahnbescheid in Ihrem Briefkasten landet, bedeutet also noch lange nicht, dass das Inkassobüro im Recht ist. Wenn nicht, haben Sie natürlich nichts zu befürchten. Falls Sie dagegen eine berechtigte Forderung ignorieren, könnte tatsächlich irgendwann der Gerichtsvollzieher vor Ihrer Tür stehen.

Weitere Tipps zum Umgang mit (internationalen) Inkassounternehmen finden Sie beim Europäischen Verbraucherzentrum. Wie Sie mit Mahnungen und Inkassogebühren bei berechtigten Forderungen umgehen, lesen Sie in unserem Ratgeber zu Mahngebühren.

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Dieser Artikel liegt IPPEN.MEDIA im Zuge einer Kooperation mit dem gemeinnützigen Geldratgeber Finanztip vor – das Original zu diesem Beitrag „Inkassofirma will Geld von Dir? So reagierst Du richtig stammt aus dem wöchentlichen Finanztip Newsletter vom 23. Juni 2024.

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