„Beliebteste Wurst“ im SWR-Test: Produkte von Kaufland, Rewe, Edeka und Aldi fallen krachend durch
Deutschlands „beliebteste Wurst“ wurde vom Sender SWR einem Härtetest unterzogen. Geschmacklich konnten nur die Bio-Marken überzeugen.
München – Mit über 1500 Wurstsorten und stetig wachsenden Kreationen ist Deutschland ein wahres Paradies für Wurstliebhaber. Trotzdem setzt sich der Negativtrend fort: Nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) sank der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in 2023 um 430 Gramm auf nunmehr 51,6 Kilogramm. Demnach wird mit 27,5 Kilogramm Schlachtgewicht pro Kopf nicht nur weniger Schwein gegessen, sondern auch weniger Schweineerzeugnisse produziert.
Doch die Lyoner, auch Schinkenwurst genannt, die „beliebteste Wurst der Deutschen“ – zumindest laut dem SWR. In der Verbrauchersendung Marktcheck wurden zuletzt verschiedene Lyoner unter die Lupe genommen. Die Wurstprodukte mussten sich nicht nur einem Geschmackstest unterziehen, sondern auch im Labor abliefern. Zur Auswahl standen insgesamt sechs Marken von Kaufland, Rewe, Edeka und Aldi – zwei davon in Bio-Qualität.
Produkt | Verkaufsstelle | Preis pro 100 Gramm |
---|---|---|
K-Classic Delikatess Lyoner | Kaufland | 0,50 Euro |
ja! Schinkenwurst | Rewe | 0,50 Euro |
Gut Drei Eichen Schinken-Lyoner | Aldi | 0,50 Euro |
Gut & Günstig Delikatess Schinkenwurst | Edeka | 0,50 Euro |
Gut bio Schinken-Lyoner | Aldi | 1,43 Euro |
Edeka Bio Lyoner | Edeka | 1,43 Euro |
Lyoner von Kaufland, Rewe, Edeka und Aldi im SWR-Test: Kann die Wurst im Labor überzeugen?
Bevor die Verkostung begann, wurden alle Produkte in ein zertifiziertes Lebensmittellabor gebracht. Vor Ort untersuchten Martin Frettlöh und sein Team die Lyoner auf Keime und Glutamat. Dafür wurden die Wurst-Stücke in eine Lösung gegeben und in einer Maschine zerkleinert. Anschließend wurde die Mischung in einer Petrischale im Brutschrank gelagert „Staphylokokken, Listerien, Salmonellen – wenn wir die finden, ist die Wurst ein echtes Gesundheitsrisiko“, erklärte Frettlöh.
Nicht selten werden bei Fleisch- und Wurstprodukten mikrobiologische Verunreinigungen festgestellt. Tatsächlich ist das auch der häufigste Grund für einen Rückruf. Erst im Februar 2024 gab es einen dringenden Fleisch-Rückruf wegen erhöhter Keimwerte. Im schlimmsten Fall hätte eine Lebensmittelvergiftung gedroht.
Das Gesundheitsrisiko blieb aber bei diesen Stichproben aus: Im Labor wurden laut Frettlöh „keine Parameter, die auf Krankheiten, auf mögliche Krankheitserreger oder auch nur auf Unhygiene in der Produktion hindeuten können“, festgestellt. „Auch bei den chemischen Parametern haben wir nichts gefunden, was außerhalb der Richtwerte liegen würde. Also nach Ergebnis der Laboranalysen sind alle untersuchten Produkte vollkommen unbedenklich“, so der Experte.
Inhaltsstoffe in Lyoner fallen negativ auf: Rewe wehrt sich gegen Vorwürfe
Die Lyoner konnte also im Labortest überzeugen. Aber wie sieht es geschmacklich aus? Dafür halfen Metzger Rupert Gessler von der Metzgerei Natürlich Böhm in Stockach (Baden-Württemberg) und seine Stammkunden, die Familie Nelter, auf die Sprünge. Gessler produziert selbst Lyoner und verzichtet dabei auf Zusatzstoffe – im Gegensatz zu den Fertigprodukten aus dem Einzelhandel. „Wir haben keine Geschmacksverstärker oder sonst was drin“, betonte Gessler.
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Metzger Gessler und die Familie Nelter waren sich einig, dass die konventionelle Lyoner von Kaufland, Rewe, Edeka und Aldi nicht überzeugen konnte. Die Kritikpunkte reichten von „zu fettig“ bis „sehr salzig“. Dies könnte auf die Inhaltsstoffe zurückzuführen sein. Laut Ernährungsexpertin Sabine Holzäpfel enthalten alle Produkte einen Fleischgehalt von 84 Prozent, mit Ausnahme der „ja! Schinkenwurst“ vom Supermarkt Rewe, die gerade einmal 74 Prozent Fleisch enthält.
Und noch etwas fällt auf: An zweiter Stelle auf der Zutatenliste und damit mit dem zweithöchsten Gewichtsanteil steht Wasser. Laut Holzäpfel eine günstige Zutat, um an dem teuren Fleisch zu sparen. Auf Anfrage des SWR teilte Rewe mit, das Wasser-Fleisch-Eiweiß-Verhältnis würde alle Anforderungen an Spitzenqualität erfüllen. Weiter hätten sensorische Untersuchungen die „hohe Qualität“ bestätigt. Neben Fleisch, Speck und Wasser enthalten alle Produkte Gewürze und Zusatzstoffe.
Strengere Vorschriften, besserer Geschmack? Nur Lyoner in Bio-Qualität hat SWR-Test bestanden
Die Bio-Lyoner von Aldi und Edeka kamen hingegen gut an. Selbst Gessler war von der Wurst überzeugt. Holzäpfel zufolge gibt es dafür eine einfache Erklärung: „Bei den konventionellen Produkten haben wir Tierhaltungsform zwei.“ Dagegen gebe es bei Bio-Haltung strengere Vorgaben, wie etwa mehr Platz und Auslauf. Auch die Beimischung von Zusatzstoffen sei strenger reguliert. „Und das kann sich durchaus auch im Geschmack niederschlagen“, so die Ernährungsexpertin.
Um den Käufern dahingehend mehr Transparenz zu gewährleisten, ist die Kennzeichnung für Fleisch- und Wurstprodukte mittlerweile Pflicht – auch an der Frischetheke. Somit kann auf den ersten Blick überprüft werden, woher das Fleisch kommt. Für die Verbraucherzentralen greift die Kennzeichnungspflicht aber nicht weit genug.

Das Fazit des SWR: Alle Wurst-Produkte haben den Labortest bestanden. In Sachen Inhaltsstoffen enttäuschte die ja! Schinkenwurst von Rewe wegen des geringen Fleischanteils. Die beste konventionelle Lyoner ist somit die K-Classic von Kaufland. Geschmacklich gewann die Bio-Lyoner von Edeka mit einem leichten Vorsprung zur Bio-Eigenmarke von Aldi. Wer also Bio kauft, tut damit nicht nur den Tieren einen Gefallen, sondern auch seinem Gaumen. (cln)