Ausbildung der Feuerwehrleute: Kreisbrandrat Stoiber fordert mehr Unterstützung

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Die staatliche Feuerwehrschule in Geretsried ist eine von drei Landesfeuerwehrschulen in Bayern. Die Plätze sind rar. Nur 26 bis 27 Prozent der notwendigen Ausbildungsplätze erhält der Landkreis München. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Mehr Unterstützung vom Freistaat wünscht sich der hiesige Kreisbrandrat Harald Stoiber bei der Ausbildung der Feuerwehrleute. An den staatlichen Feuerwehrschulen bekommt man nämlich nur schwer Plätze.

Unfälle mit Elektroautos, zunehmende Hochwassersituationen, drohende Blackouts: Die Anforderungen, gerade auch im Katastrophenschutz, bei den Feuerwehren steigen, auch im Landkreis München. Damit die Einsatzkräfte weiterhin gut ausgebildet werden, fordert Kreisbrandrat Harald Stoiber: Die Landkreise müssen vom Freistaat für die Ausbildung ihrer Feuerwehrleute finanziell unterstützt werden – denn das sei bisher nicht der Fall.

Kaum freie Plätze an Feuerwehrschulen

Für die Ausbildung von Einsatzkräften gibt es die drei staatlichen Feuerwehrschulen in Geretsried, Regensburg und Würzburg. Jedoch reicht der Platz dort bei weitem nicht: Nur 26 bis 27 Prozent der notwendigen Plätze für Schulungen erhält der Landkreis München, beklagt Stoiber. Immer wieder komme es vor, dass etwa Kommandanten mehrere Jahre auf eine Schulung warten müssen – obwohl eigentlich gesetzlich vorgeschrieben ist, dass Führungskräfte ihre Zusatzausbildungen innerhalb eines Jahres absolvieren müssen. Auch im Rest von Bayern bekommen Feuerwehren nicht genügend Kursplätze. So liegt etwa die Zuteilungsquote bei den Lehrgängen für Jugendwarte und Ausbilder bayernweit bei je unter 50 Prozent, wie der Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der Landtags-Grünen zu entnehmen ist.

Ausbildung rein ehrenamtlich

Um den Mangel an Schulungsplätzen zu kompensieren, bieten die Feuerwehren im Landkreis München schon seit langem selbst Kurse an, zum Beispiel im Katastrophenschutzzentrum in Haar. Das gehe aber nicht unter denselben Voraussetzungen wie an den staatlichen Schulen, sagt Stoiber, schließlich sei die Infrastruktur für die Übungen teuer. So koste es etwa 60 000 Euro, allein einen Container für eine Atemschutzübung zu mieten. Die Ausbilder aus den Feuerwehren führen die Schulungen laut Stoiber komplett ehrenamtlich durch. Man könne sich aber nicht darauf verlassen, dass sich die Leute auf Dauer damit zufriedengeben, „wenn man ihnen nur auf die Schulter klopft“, sagt der Kreisbrandrat. „Mir fehlt da die Wertschätzung vom Freistaat.“ Deshalb seine Forderung: Im bayerischen Feuerwehrgesetz soll verankert werden, dass die Landkreise für die Ausbildung ihrer Feuerwehrleute vom Freistaat finanziell entschädigt werden.

Man kann sich nicht darauf verlassen, dass sich die Leute auf Dauer damit zufriedengeben, wenn man ihnen nur auf die Schulter klopft.

Wenn mehr Schulungen vor Ort stattfänden, würden auch die staatlichen Feuerwehrschulen entlastet, sagt der Kreisbrandrat. Diese könnten sich dann mehr auf ihre Kernaufgabe konzentrieren, die Stoiber in der Ausbildung von Führungskräften sieht. Der Landesfeuerwehrverband habe die Forderung nach mehr finanzieller Unterstützung an die bayerische Regierung herangetragen, diese habe die Vorschläge bisher aber nicht berücksichtigt, beklagt Stoiber. Auch die Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und Markus Büchler fordern neben höheren Kapazitäten an den Feuerwehrschulen die Möglichkeit, mehr Übungen vor Ort zu organisieren. Letzteres habe zugleich den Vorteil, dass die Feuerwehrleute in ihrer Freizeit nicht „lange Wochen“ an der Feuerwehrschule verbringen müssen.

Eigenes Ausbildungszentrum

Die Not bei den Schulungsplätzen für Feuerwehren könnte bald ein Ende haben – denn das Landratsamt plant den Bau eines Feuerwehr-Ausbildungszentrums im Osten des Landkreises (wir berichteten). Dort sollen in Zukunft etwa Atemschutzträger sowie Maschinisten für Drehleitern und Löschfahrzeuge ausgebildet werden. Das Schulungszentrum solle Feuerwehren auch auf andere Katastrophen, etwa Hochwasser, vorbereiten. Laut Landratsamt laufen derzeit die Verhandlungen für den Kauf eines Grundstücks. 17 Millionen Euro sind für das Ausbildungszentrum eingeplant.

Freistaat-Förderung noch ungewiss

Grünen-Abgeordnete Claudia Köhler begrüßt die Pläne des Landkreises grundsätzlich, kritisiert aber auch: Eigentlich solle der Freistaat die Kommunen bei der Ausbildung von Einsatzkräften mehr unterstützen. Auf die Anfrage, ob es eine Förderung vom Freistaat gebe, antwortet das Landratsamt: Das Projekt befinde sich für einen Förderantrag noch in einem zu frühen Stadium. Grundsätzlich sei nach einer neuen Richtlinie der Neubau eines Feuerwehr-Übungshauses jedoch förderfähig.

Verbesserungen bei der Förderung von Ausstattung

Die staatliche Förderung der Feuerwehren in Bayern ist zu Jahresbeginn verbessert worden. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat eine Reihe neuer Fördermöglichkeiten und vereinfachte Auftragsvergabe eingeführt, worüber die CSU-Landtagsabgeordneten Kerstin Schreyer aus Unterhaching und Maximilian Böltl aus Kirchheim in einer Pressemitteilung informieren.

Schreyer erklärt, dass ab sofort Generalsanierungen von Feuerwehrhäusern genauso gefördert werden wie Neubauten. Zudem würden Standardfahrzeugtypen um 25 Prozent höher gefördert als bisher. Ein weiterer Förderpunkt sei der „erstmalige Bau von nach Geschlechtern getrennten Sanitärräumen in Feuerwehrhäusern, um die Belange von Feuerwehrfrauen zu berücksichtigen“.

Die Bedeutung des Maßnahmenpakets zur Modernisierung der bayerischen Sicherheitsinfrastruktur betont Maximilian Böltl. Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse und der neuen globalen Bedrohungslage sei es dringend erforderlich, „unsere Feuerwehren im wahrsten Sinne des Wortes wetterfest zu machen“ und die Schadensvorsorge im Inland zu stärken.

Zusätzlich hat die CSU-Landtagsfraktion eine organisatorische Maßnahme initiiert, um die Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen unbürokratischer und kostengünstiger zu gestalten. Die gleichartige Beschaffung von Fahrzeugen soll künftig über staatliche Kompetenzzentren gebündelt werden. Böltl, Mitglied im Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen, sieht hier eine Chance zur Kostenentlastung der Kommunen. Schätzungen zufolge könnten Löschfahrzeuge „um knapp ein Drittel günstiger beschafft werden“, so Böltl, was bei einem Anschaffungspreis von 500 000 Euro eine Einsparung von 150 000 Euro pro Fahrzeug bedeuten würde.

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