Nach Anschlag in Moskau: Kreml-Medien nehmen Ukraine und Westen ins Visier
Nach dem blutigen Terror-Anschlag von Moskau bringen Russlands Staatsmedien die Ukraine und den Westen mit dem schrecklichen Angriff in Verbindung.
Moskau – Trotz Warnungen der USA vor einem möglichen Anschlag und mehrerer Bekennerschreiben islamistischer Terroristen werden die Medien in Russland nach dem blutigen Terroranschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau nicht müde, sowohl der Ukraine als auch dem Westen die Schuld zuzuschieben.
Es sind Indizien dafür, dass Wladimir Putin weiterhin bemüht ist, den Anschlag bei Moskau dafür zu nutzen, den von ihm geführten Ukraine-Krieg zu legitimieren, und auch den Westen zur Verantwortung für die Bluttat ziehen zu wollen. Die Sprecherin des Außenministeriums unter Sergej Lawrow, Maria Sacharowa, erhob bereits am Montag (25. März) schwere Vorwürfe gegen die USA – und sprach von einer „Erzählung von IS-Terror“.

Terroranschlag in Moskau: Kreml-Medien nehmen Ukraine und den Westen ins Visier
„In Russland gibt es heute eine außergewöhnliche Titelseite, die die Versuche Moskaus zusammenfasst, die Ukraine und den Westen mit dem Massaker in der Konzerthalle Crocus City in Verbindung zu bringen“, berichtet der britische Moskau-Korrespondent der BBC, Steve Rosenberg am Mittwoch (27. März) auf X, ehemals Twitter, über die auf Hochtouren laufende Propagandamaschine der russischen Staatsmedien.
Im Beitrag zeigt Rosenberg den aktuellen Aufmacher der russischen Zeitung Arguments and Facts. Reißerisch wird dort vermeldet: „Wir kennen die Architekten der Crocus Terroranschläge. Und wer sie organisiert hat. Mögen sie in der Hölle verbrennen.“ Weiter heißt es: „All dieser Unsinn über den Islamischen Staat. Das sollen sie einander erzählen.“
„Mögen sie in der Hölle verbrennen“: Russische Medien setzen Bilder von Scholz und Biden in Brand
„Sie“ – das sind, die in der grellen Collage bereits in Brand geratenen Köpfe diverser Staatsoberhäupter: unter anderem Wolodymyr Selenskyj, Joe Biden, Rishi Sunak– und Olaf Scholz. Im Innenteil des – mit einer Auflage von fast 3 Millionen – meistgelesenen russischen Wochenblattes folgt dann ein Artikel über einen „amerikanischen Fußabdruck in der Crocus Tragödie“. Unter anderem steht dort: „Terrorismus war das Standardinstrument des Westens für Jahrzehnte“, übersetzt der BBC-Journalist.
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Als nächstes Beispiel führt Rosenberg die Titelseite der Tageszeitung Komsomolskaja Prawda an: „In der Ukraine bereitete man sich darauf vor, den Terroristen einen Heldenempfang zu bereiten“, erklärt der Direktor des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, dort. Als er gefragt wird, ob er die USA, Großbritannien und die Ukraine für verantwortlich für den Anschlag in Moskau hält, antwortet er: „Wir denken schon“.
Russlands Propaganda-Medien wettern gegen USA, Nato und die Ukraine: „Marionetten-Staat“
In der Rossiyskaya Gazeta sagt Bortnikow: „Die ukrainische Seite hat sich an der Ausbildung von Kämpfern im Nahen Osten beteiligt.“ Als „Experten“ zitiert das Blatt George Galloway, ein Mitglied des britischen Parlamentes mit mehr als zweifelhafter Ideologie. Er glaube, „dass die USA, ihre Nato-Verbündeten und ihr Marionettenstaat Ukraine tatsächlich für den Massenmord verantwortlich sind“, äußert der in seinem Heimatland als extremer Linksnationalist und Antisemit bekannte Politiker.
Es klingt alles zu vertraut, um zu überraschen. Bereits kurz nach dem Anschlag, bei dem mindestens 139 Menschen getötet wurden, prägte Wladimir Putin das russische Narrativ, dem zufolge die Ukrainer den Attentätern bereits ein Schlupfloch vorbereitet hätten und ihre Flucht vorbereitet hätten. Die ukrainische Führung wies das vehement zurück. Zuletzt hatte der russische Präsident jedoch erklärt, dass er davon ausgehe, dass radikalen Islamisten hinter dem Anschlag stecken. Von seinem ursprünglichen Verdacht einer „ukrainischen Spur“ wich er aber dennoch nicht ganz ab.