Von Staatsstraße verlegen bis Fahrradstraßen einführen: Penzberg arbeitet an „Leitplanken“ für seine Mobilität der Zukunft

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Zur öffentlichen Abschlussveranstaltung zum Mobilitätskonzept kamen rund 70 Interessierte. Durch den Abend führte Christian Klasen (li.). © Seliger

Mit einer Abschlussveranstaltung wurde das Mobilitätskonzept für Penzberg am Montagabend der Öffentlichkeit vorgestellt – zumindest in Auszügen. Ganz fertig ist es aber noch nicht. Und wann was umgesetzt wird und ob überhaupt, ist ebenfalls offen.

Um Verkehrsberuhigung und Stadtbus, Rad- und Gehwege, Parkplätze oder Carsharing dreht sich das Mobilitätskonzept, an dem seit 2023 in Penzberg gearbeitet wird. Wie Christian Klasen vom Büro Dialogwerke aus Hamburg bei der Veranstaltung in der Stadthalle sagte, hätten insgesamt 172 Maßnahmen Eingang in das Konzept gefunden; darunter große Projekte ebenso wie kleine. Vieles davon seien Wünsche und Hinweise aus der Bevölkerung.

Fünf Impulsmaßnahmen vorgestellt

Diese war bei der Veranstaltung am Montagabend erneut gefragt. Etwa 70 interessierte Bürger, Vertreter der Stadt und von Vereinen oder Kommunalpolitiker waren gekommen, um erneut ihre Meinung zu fünf so genannten „Impulsmaßnahmen“ zu äußern, die beispielhaft für alle 174 Maßnahmen an diesem Abend vorgestellt wurden. Darunter etwa die Schaffung einer unechten Fahrradstraße in der Bürgermeister-Rummer- und der Friedrich-Ebert-Straße. Die Verlegung der Staatsstraße von der Karlstraße in die Bichlerstraße. Oder die Umgestaltung der Kreuzung Nonnenwald. Diese „Impulsmaßnehmen“ seien „Maßnahmen, die für uns eine große Wirkung haben“, erläuterte Philipp Benkowitz vom Verkehrsplanungsbüro PTV aus Karlsruhe.

Nachdem die Bürger rund 45 Minuten Zeit gehabt hatten, ihre Anregungen oder Kritik zu den fünf Maßnahmen mittels Zettel an die jeweiligen Stellwände zu kleben, war klar, dass den Penzbergern vor allem die Stärkung des Radverkehrs in der Stadt und die Verlegung der Staatsstraße am Herzen liegt. Weniger Wert scheinen sie dagegen auf den Ausbau der flexiblen Mobilität zu legen; etwa die Schaffung eines Bike-Sharing-Angebots.

Verlegung der Staatsstraße als Option

Die Verlegung der Staatsstraße würde nach Ansicht von Benkowitz auch absolut Sinn machen. Ob dieses Projekt aber überhaupt realisierbar wäre, müsste zunächst ein Gutachten klären. Langfristig wäre es auch sinnvoll, die Verkehrsbelastung in der Bahnhofstraße – der zweiten Staatsstraße – zu reduzieren und so die Aufenthaltsqualität zu steigern. Um darüber mit dem Staatlichen Bauamt aber Gespräche führen zu können, brauche es zuvor andere, vorbereitende Maßnahmen. In diesem Zusammenhang betonte er auch, dass das Mobilitätskonzept in seiner Gesamtheit lediglich ein „Vorschlag“ und ein „strategischer Rahmenplan“ sei, der sich auch im Laufe der Zeit wandeln könne. Auch wirklich einschneidende Maßnahmen für den KFZ-Verkehr enthalte das Mobilitätskonzept nicht. Und zwar deshalb, weil es zum Auto derzeit zu wenig Alternativen gebe.

Was wurde aus Lärmaktionsplan?

Die Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 wünschen sich schon heute viele Menschen in der Stadt, wie bei der abschließenden Diskussionsrunde mit Bürgermeister Stefan Korpan und Stadtbaumeister Justus Klement deutlich wurde. Timo Böge von der FDP erkundigte sich in diesem Zusammenhang, was eigentlich aus dem so genannten Lärmaktionsplan geworden sei, der von der Stadt bereits vor einigen Jahren angegangen worden war, um die Fahrgeschwindigkeit in der Stadt zu reduzieren. Dieser sei „nicht zum Abschluss gekommen“, räumte Klement ein. Er sei auch nicht Teil des Mobilitätskonzepts. Damit müsste sich der Stadtrat noch einmal befassen. Schnell umsetzbar wäre nach Ansicht von Klement die Schaffung einer Fahrradstraße in der Bürgermeister-Rummer-Straße. Die Verlegung der Staatsstraße schien für ihn und Korpan ebenfalls ein reizvoller Gedanke zu sein. Der Bürgermeister betonte, grundsätzlich gehe es nicht darum, die Innenstadt von Penzberg komplett autofrei zu machen. Die Sicherheit für Radfahrer solle aber erhöht werden.

Ihre Meinung zu den fünf „Impulsmaßnahmen“ konnten die Anwesenden mittels bunter Zettel an Stellwände kleben.
Ihre Meinung zu den fünf „Impulsmaßnahmen“ konnten die rund 70 Anwesenden mit Zetteln an Stellwände kleben. © Seliger

Um bis 2035 die Mobilität in Penzberg wirklich nachhaltig zu verändern – also etwa den Verkehr um ein Fünftel zu senken, die verkehrsbedingten Emissionen um zwei Drittel zu senken oder drei Viertel der Haltestellen barrierefrei auszubauen, wie es das Verkehrsleitbild formuliert, das die Basis für das Mobilitätskonzepts bildet – ist es nach Ansicht von Benkowitz notwendig eine Verwaltungsstelle Mobilitätsplanung zu schaffen. Jede Einzelmaßnahmen könne auch nur realisiert werden, wenn sie sozial verträglich und wirtschaftlich umsetzbar sei.

Dass es in dieser Hinsicht noch einiges im Rathaus zu diskutieren geben wird, wurde an diesem Abend deutlich. Wie Korpan sagte, solle das Mobilitätskonzept als „Leitplanke für die Zukunft“ dienen. Wenn es in Kürze endgültig fertig ist, solle es dem Stadtrat noch einmal vorgestellt und dort dann beschlossen werden – nach Möglichkeit im Juli „so der Plan“. Bei künftigen Sitzungen des Bauausschusses sollen dann regelmäßig mehrere einzelne Maßnahmen daraus behandelt werden. Die Ergebnisse einer Online-Befragung, die im April startete (wir berichteten), lagen am Montag noch nicht vor. In Kürze sollen sie aber im Internet unter www.penzberg.de/mobilitaetskonzept veröffentlicht werden.

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