Attacke unter Parteimitgliedern - AfD verurteilt Gewalt gegen Frauen, doch intern wird brisanter Vorfall vertuscht
AfD-Chefin Alice Weidel betont in einer Pressemitteilung, dass die gestiegenen Zahlen von Gewalttaten gegen Frauen untragbar sind und dass Frauen besser vor „geschlechtsspezifischen Angriffen“ geschützt werden müssten. „So kann und darf es nicht weitergehen“, erklärt Weidel entschieden. Doch ein konkreter Fall innerhalb der AfD offenbart ein anderes Bild, wie eine Recherche von „t-online“ zeigt.
Kneipen-Streit in den frühen Morgenstunden
Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter der AfD-Fraktion im Bundestag wurde im Jahr 2022 gewalttätig gegenüber Eva-Marie Doerfler, ebenfalls AfD-Mitglied. Laut „t-online“, das über den Fall berichtet und Einblick in die Gerichtsakte hatte, schlug der Mann die 38-Jährige in einer Kneipe mit der Faust ins Gesicht. Doerfler konnte danach eine Woche lang nicht arbeiten, heißt es.
Über die Vorgänge in der Berlin-Charlottenburger Kneipe „Zum Hecht“ gibt es unterschiedliche Aussagen. Der Angeklagte räumte einen lautstarken Streit in den frühen Morgenstunden des 26. Februar 2022 ein, behauptet aber, Doerfler nicht geschlagen zu haben. Das Gericht schenkte der Aussage des Opfers mehr Glauben. Sie hatte ausgesagt, dass der Mann sie mit der Faust ins Gesicht geschlagen habe, was weitgehend durch Zeugenaussagen gedeckt sei, so „t-online“.
Verurteilung wegen vorsätzlicher Körperverletzung
Im September 2023 wurde der Angeklagte vom Amtsgericht Tiergarten wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 2000 Euro verurteilt. Der Vorfall und das Urteil werfen ein Schlaglicht auf die interne Handhabung von Gewalt innerhalb der Partei. Denn Konsequenzen für den Täter gab es keine. Stattdessen wurde der Mann gestützt - er sei ja nicht verurteilt, hieß es. Konsequenzen gab es für ihn aber auch im Nachgang offenbar nicht.
Doerfler hingegen wurde von Parteimitgliedern gedrängt, den Vorfall nicht öffentlich zu machen. Der mutmaßliche Schläger arbeitet nach wie vor als Referent für die AfD-Bundestagsfraktion. Doerfler hat die Partei inzwischen verlassen und spricht offen über den Vorfall und die Reaktionen innerhalb der AfD. „Es ist ein absoluter Hohn, dass ausgerechnet die Partei, die sich selbst als ‚einzige Rechtsstaatspartei‘ bezeichnet, das Recht intern nur dann anwendet, wenn es der Parteilinie entspricht“, sagte Doerfler laut „t-online“.
Auch auf ihrem Instagram-Kanal äußerte sie sich in einem Livestream zu den Vorgängen. Sie kritisiert scharf, dass das Motto „Opferschutz statt Täterschutz“, das auf vielen AfD-Plakaten zu lesen ist, in der Praxis in der Partei offenbar nicht gelte.