Weidel plädiert für Russland-Verhandlungen – bei Kriegsfrage nimmt die AfD-Chefin Putin in Schutz

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Alice Weidel betont die Dringlichkeit von Gesprächen mit Russland. Die AfD-Spitzenkandidatin spricht sich gegen die derzeitige Sanktionspolitik aus.

Berlin – Die Diskussion um den Ukraine-Krieg und die deutsch-russischen Beziehungen erhält vor der anstehenden Bundestagswahl durch die Äußerungen der AfD-Chefin Alice Weidel neue Impulse. In einem aktuellen Interview nimmt Weidel Stellung zu den internationalen Beziehungen der Bundesrepublik und betonte die aus ihrer Sicht gegebene Notwendigkeit direkter Gespräche mit Russland, um einen ernsten Beitrag zur Beendigung des Ukraine-Krieges zu leisten.

AfD-Chefin Weidel plädiert für Russland-Verhandlungen und nimmt Putin in Schutz

Weidel verdeutlichte in dem Gespräch mit der Bild, dass sie sich für die Wiederaufnahme freundschaftlicher Beziehungen zu Russland einsetzt und kritisierte die westlichen Sanktionen als kontraproduktiv. „Wir wollen eine Sanktionspolitik beenden, die vor allem eins ist: schädigend für unser Land“, sagt Weidel. wobei sie insbesondere auf die steigenden Energiepreise und deren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hinweist. Sie argumentierte, dass Deutschland günstige Energielieferungen aus Russland brauche, um wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben: „Wir haben die höchsten Energiepreise weltweit. Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig.“

Kreml-Kriegsdrohungen in Richtung Europa relativiert die 46-Jährige im genannten Interview und sieht die Schuld in Berlin: „Was hat die deutsche Bundesregierung die letzten fast drei Jahre gegen Russland gemacht? Wir haben an der Eskalationsspirale gedreht. Es wurde verbal, finanziell und auch mit Waffen gegen Russland aufmunitioniert. Seit dem Zweiten Weltkrieg rollen deutsche Panzer wieder gegen Russland. Absolut geschichtsvergessen, wenn Sie mich fragen.“ Auch die in Aussicht gestellten Taurus-Lieferungen von Friedrich Merz (CDU) erwähnt Weidel an dieser Stelle kritisch.

Alice Weidel nimmt Stellung zur Russland-Politik und fordert eine Abkehr von Sanktionen zugunsten direkter Verhandlungen mit Putin. © Foto links: IMAGO / Political-Moments | Foto rechts: IMAGO / ITAR-TASS

Ukraine-Krieg: Weidel begrüßt Trumps Vorstoß

Derweil hat US-Präsident Donald Trump Friedensverhandlungen mit Wladimir Putin ins Spiel gebracht, ohne dabei die europäischen Alliierten zu konsultieren. Diese Initiative hat europaweit Besorgnis ausgelöst, da sie die traditionellen transatlantischen Beziehungen umgeht und Europa möglicherweise an den Verhandlungstisch drängt, ohne bedeutenden Einfluss auf die Ergebnisse zu haben.

Weidel, die auf der Münchener Sicherheitskonferenz auf den US-Vizepräsidenten J.D. Vance traf, verteidigt ihre Position auch im Hinblick auf diese Initiativen. Mit Blick auf die Bemühungen von Donald Trump, unterstreicht die AfD-Chefin die Notwendigkeit, diplomatische Kanäle zu stärken und den direkten Dialog zu suchen. „Man muss sich doch an den Verhandlungstisch setzen. Man muss doch miteinander reden“, sagt Weidel im Bild-Dialog: „Nichts anderes haben wir als AfD gesagt, dass wir in Friedensverhandlungen eintreten müssen. Und das halte ich allein für eine seriöse Politik.“

Weidel spricht von Frieden, der russische und ukrainische Interessen beinhaltet

In einem vorausgegangenen Interview mit der Zeit sprach Weidel über die außenpolitischen Bedrohungen, die aus dem Krieg in der Ukraine resultieren. Sie betonte hierbei die Bedeutung eines ausgewogenen Friedens, der sowohl die russischen als auch die ukrainischen Interessen berücksichtigt. Weidel forderte eine diplomatische Initiative unter der Leitung der OSZE, um einen dauerhaften Frieden sicherzustellen, und schlug vor, die teilweise besetzten ukrainischen Gebiete unter ein UN-Mandat zu stellen, um Friedenstruppen einsetzen zu können.

Trotz der wiederholten Vorwürfe einer Kremlnähe wies Weidel diese Feststellungen erst jüngst wieder gemäß n-tv.de zurück. Sie erklärte, dass die AfD lediglich eine differenzierte Sicht auf Russland vertrete und dass die „Dämonisierung“ einer Kriegspartei keine Lösungen bringe.

Vor der Bundestagswahl: Weidel zu Gast bei Orban

Ein Besuch Weidels in Ungarn am Dienstag und Mittwoch der zurückliegenden Woche, bei dem sie den Premierminister Viktor Orban – der über die vermutlich besten Beziehungen eines europäischen Regierungschefs zu Putin verfügt – für seine restriktive Migrationspolitik lobte und Ungarn als „großes Vorbild“ bezeichnete, löste ebenfalls Debatten aus. Weidel versprach, im Falle einer Regierungsbeteiligung der AfD dem ungarischen Modell zu folgen und die Kompetenzen der EU deutlich zurückzufahren. Auch in der Haltung zum Ukraine-Konflikt gibt es Parallelen.

In einem NZZ-Interview erklärte Orban Anfang Februar: „Wir sind nicht in der moralischen Position, eine Entscheidung für ein Land zu treffen, das angegriffen wird. Aber es war ein Fehler, es glauben zu lassen, dass wir bis zum Sieg an seiner Seite stehen. Das ist nicht so.“

Während die Welt auf die Ergebnisse der von Trump angekündigten Friedensgespräche in Saudi-Arabien blickt, bleibt abzuwarten, wie die Opposition der AfD zu den derzeitigen EU- und Nato-Richtlinien die politische Landschaft in Deutschland beeinflussen wird.

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