Aldi-Mitarbeiter dürfen Trinkgeld nicht mehr behalten: Kunde startet Petition – „Negative Masche“

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Was passiert bei Aldi mit dem Geld, das Kunden an der Kasse aufrunden? © Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Was passiert eigentlich mit dem Geld, das Aldi-Kunden an der Kasse beim Bezahlen aufrunden? Bis vor Kurzem durften es Mitarbeiter behalten, weiß Frank Sommerschuh.

Walchensee/Krün – Frank Sommerschuh aus Walchensee rieb sich verwundert die Augen. „Ich war in der Aldi-Filiale in Krün einkaufen“, berichtet er unserer Redaktion. „Die aufgerundete Restsumme lasse ich mir nie auszahlen, sondern lasse sie für die Kassiererin.“ Doch dieses Mal buchte die Mitarbeiterin an der Kasse die neun Cent Trinkgeld von Sommerschuh über eine Tastenkombination ein. „Auf Nachfrage sagte sie mir, dass sie seit Kurzem das Trinkgeld an Aldi Süd abführen müssen.“

Aldi in der Kritik: „Die Mitarbeiter haben einen harten und stressigen Beruf“

Sommerschuh ist darüber nicht nur verwundert, sondern auch erbost. Er berichtet, dass die Kassiererinnen in den vergangenen Jahren die aufgerundete Summe immer behalten durften. „Ich finde das jetzt echt eine negative Masche von Aldi“, sagt der Walchenseer, der sich für die Freien Wähler im Kochler Gemeinderat engagiert. „Die Mitarbeiter üben einen harten, stressigen und anstrengenden Beruf täglich zu unseren Gunsten aus“, argumentiert Sommerschuh. „Zu uns Verbrauchern sind sie freundlich und zuvorkommend.“ Das könne doch auch mit einem persönlichen Trinkgeld honoriert werden, findet Sommerschuh und berichtet von seiner Frau, die in der Gastronomie arbeite. „Ohne Trinkgeld im Service hätte sie ihren Job schon längst an den Nagel gehängt.“ Wenn die Gäste sehr zufrieden seien, komme seine Frau manchmal mit 50 Euro Trinkgeld am Tag nach Hause.

Frank Sommerschuh
Frank Sommerschuh © A

Kein Trinkgeld mehr für Kassen-Mitarbeiter? Das sagt Aldi zu dem Vorgang

Auf Nachfrage, warum sich die Situation geändert habe, erhielt unsere Zeitung von der Pressestelle von Aldi nur eine spärliche Auskunft. „Die Annahme von Trinkgeld ist unüblich. Wir können den Einzelfall nicht nachprüfen.“ Die Frage, was Aldi mit dem Geld mache, blieb unbeantwortet.

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Sommerschuh hat nun im Internet auf der Plattform www.change.org eine Petition gestartet mit dem Titel „Fordern Sie, dass Aldi-Mitarbeiter/innen ihr Trinkgeld behalten dürfen“ (Hier geht‘s zur Petition). Zur Begründung schreibt er: „Trinkgeld dient als zusätzlicher Ansporn für hervorragende Leistungen und als kleines Dankeschön für den harten Einsatz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wenn Aldi dieses Geld nimmt, könnte es sich negativ auf die Moral und die Arbeitsleistung auswirken. Wir setzen uns dafür ein, dass Aldi diese Praxis sofort stoppt und erlaubt, das verdiente Trinkgeld zu behalten. Damit würden wir nicht nur eine gerechte Behandlung der Mitarbeiter gewährleisten, sondern auch dazu beitragen, ihre Zufriedenheit und Produktivität zu steigern.“

„Aldi soll das Geld wenigstens spenden“

Sommerschuh sieht darin auch eine Möglichkeit, zu „einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Millionen Mitarbeitern weltweit beizutragen“. Und noch etwas ist ihm wichtig: „Wenn Aldi das Geld schon behalten will, dann soll der Konzern es wenigstens spenden. Das machen andere auch.“ (müh)

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