Marktgemeinde Au startet Aufklärungskampagne: Erfolg des Bürgerbegehrens soll unbedingt verhindert werden

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Sie verstehen die Welt nicht mehr: (v. l.) 2. Bürgermeister Martin Linseisen, Sabrina Ziegler (stellvertretende Kindergartenleiterin), Anja Brunner (Kindergartenleiterin), Marktrat Florian Schwaiger, Bürgermeister Hans Sailer, Marktrat Michael Hagl und 3. Bürgermeisterin Beatrix Sebald sprachen bei einem Pressegespräch in Maria de la Paz Klartext zum Bürgerbegehren. © Lorenz

Mit aller Macht will die Marktgemeinde Au den Erfolg des Bürgerbegehrens für den Erhalt des Kindergartens Maria de la Paz verhindern. Deshalb gibt es jetzt eine große Aufklärungskampagne.

Au/Hallertau – Kindergartenneubau oder Sanierung und Weiternutzung des alten Kindergartens Maria de la Paz: Dieses Thema wird in der Marktgemeinde Au seit Monaten heiß diskutiert. Während die Sanierungsbefürworter und Neubau-Gegner inzwischen emsig Listen für ein Bürgerbegehren ausgelegt haben und somit die Entscheidung in die Hände der Auer Bürgerinnen und Bürger legen wollen, versteht nicht nur Bürgermeister Hans Sailer die Welt nicht mehr, sondern auch die Kindergartenleitungen. Nun will die Gemeinde eine groß angelegte Aufklärungskampagne starten, um zweierlei klarzumachen: Es gibt gar keine Alternative zu einem Kindergartenneubau – und es ist fünf Minuten vor Zwölf für die diese Entscheidung.

Bürgermeister-Trio sieht viele falsche Behauptungen

„Wir müssen jetzt an die Öffentlichkeit gehen“, erklärte Bürgermeister Hans Sailer am Dienstagnachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz im Kindergarten Maria de la Paz, um den sich seit geraumer Zeit sogar ein Bürgerbegehren dreht. Obwohl das Thema Kindergartenneubau und Sanierung des alten Gebäudes am Klosterberg in zahlreichen Marktgemeinderatssitzungen abgehandelt und die Ergebnisse stets nach außen kommuniziert worden seien, habe das laut Sailer „nicht gereicht“, um ganz deutlich herauszustellen, dass es schlichtweg keine Alternative zu einem Kindergartenneubau gebe. Denn immer noch würden zahlreiche Auer glauben, Maria de la Paz würde entweder im sanierten Zustand für alle Kinder ausreichen, verkauft oder aber weggerissen werden.

Fakten und Konzept des Kindergartenneubaus

Die Aufklärungskampagne der Marktgemeinde Au trägt den Titel „Nein zum Bürgerbegehren. Ja zum Konzept Markt Au in der Hallertau“.
Die Fakten: Aktuell fehlen im bestehenden Kindergarten Maria de la Paz rund 220 Quadratmeter für Therapie-, Fach- und Sozialräume. Des Weiteren fehlt der Platz für zwei Kindergarten- und zwei Kinderkrippengruppen. Durch eine Erweiterung im bestehenden Kindergarten würde sich die Verkehrssitua㈠tion am Klosterberg deutlich verschlechtern, und auch der Garten im hinteren Bereich würde nicht erhalten bleiben können. Die Sanierung als Kindergarten ist wesentlich aufwändiger als die als Kinderkrippe und Bücherei.
Das Konzept: Das Gebäude Maria de la Paz erhält neue Aufgaben, zudem wird der Garten für die Öffentlichkeit begehbar. Mit dem Kindergartenneubau entsteht eine Einrichtung nach den neuesten pädagogischen und ökologischen Erkenntnissen und Ansprüchen. Dort können auch Integrativkinder optimale Förderung vor Ort erhalten, weil die Therapeuten ins Haus kommen können. Der Bedarf an Betreuungsplätzen wird gedeckt und so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet. Mit dem Neubau am alten Bauhof wird zudem ein neues Verkehrskonzept für den gesamten Bereich entwickelt und umgesetzt.

All diese Theorien, die laut Sailer von den Initiatoren und deren Befürworter als Fakten verkauft werden, könne er längst nicht mehr nachvollziehen. Was den 2. Bürgermeister Martin Linseisen diesbezüglich extrem ärgert: „Der Gemeinderat wird jetzt so hingestellt, als würden wir uns keine Gedanken machen und einfach alles hopplahopp entscheiden. Beim Bürgerbegehren ist kein einziger neuer Gedanke dabei, den wir nicht auch schon durchdiskutiert haben.“ 3. Bürgermeisterin Beatrix Sebald moniert indes: „Wir haben sehr oft das Gespräch gesucht, auch zusammen mit der Kindergarten-Leitung, und es gab auch eine Infoveranstaltung. Und jetzt heißt es, wir würden nicht kommunizieren.“

Alle drei mussten feststellen: Es geistern immer noch falsche Behauptungen durch Au. Etwa, dass die Gemeinde den alten Kindergarten dem Erdboden gleich machen will, weshalb dann die Leute das Bürgerbegehren unterschreiben würden. Hier will nun die Gemeinde mit Flyern und Bannern im großen Stil aufklären und so mit allen Mitteln versuchen, das Bürgerbegehren scheitern zu lassen. Ihr Credo sei: „Nicht leichtfertig unterschreiben. Es geht um unsere Kinder!“

Auf uns sind die Initiatoren des Bürgerbegehrens nie zugekommen. Das finde ich schon ziemlich traurig.

„Uns reden ja schon andere Gemeinden an“, erklärte Kindergartenleiterin Anja Brunner. „In anderen Orten“, so ihre Erfahrung, „gibt es ja Widerstand aus der Bevölkerung, wenn nur saniert, aber eben nicht neu gebaut wird“. Was sich Brunner überhaupt nicht erklären kann: „Auf uns sind die Initiatoren des Bürgerbegehrens ja nie zugekommen. Das finde ich schon ziemlich traurig.“ Sie und die stellvertretende Leitung Sabrina Ziegler können die Beweggründe der Initiatoren per se nicht nachvollziehen. Freilich würden ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an dem Gebäude und natürlich auch an dem Garten hängen – allerdings würde auch jeder verstehen, dass es ohne einen Neubau rein platztechnisch nicht mehr gehe. So müssen Teambesprechungen im Turnraum auf Kleinkinderstühlen durchgeführt werden, auch weil ihr eigenes Büro so klein ist, dass gerade nur zwei Personen darin Platz haben.

Kinder müssten ihre ganze Kiga-Zeit im Container verbringen

„Wir müssen hier so arbeiten, und es fehlt uns ganz deutlich die Wertschätzung von der Initiative für das Bürgerbegehren“, betonte Brunner. Wenn das Bürgerbegehren wirklich durchgehen würde, so Brunner und Sebald, müssten die Kinder zudem ein ganzes Kindergartenleben im Container verbringen – ein Zustand, den Eltern laut ihrer Erfahrung sicherlich nicht mitgehen würden. „Wir hätten mit den Initiatoren einen modernen Kindergarten angeschaut, aber da war keinerlei Bereitschaft da“, sagte Sailer. Sebald glaubt sogar, dass es den Initiatoren mehr um das Gebäude gehe als um die Kinder, die einen „guten Ort zum Lachen und Leben“ brauchen – und dieser sei ausschließlich mit einem Neubau gegeben.

Die Gemeinde Au, das wurde bei der Pressekonferenz sehr klar, ist bereit, sich mit allen Mitteln gegen das Bürgerbegehren zu stemmen. Gemeinderat Michael Hagl formulierte das so: „Wir werden alles tun, damit es nicht zu einem Bürgerentscheid kommt. Und wenn es dazu ein Ratsbegehren braucht, dann muss es halt so sein.“ Was im Maria de la Paz-Gebäude nach einer Sanierung entstehen soll, erklärte Sailer abschließend: „Hier können dann zwei Kinderkrippen Platz finden und auch unsere Bücherei. Damit wird der Garten für jeden zugänglich und auch das Gebäude.“ Übrigens: Die Kosten für Flyer und Banner der Aufklärungskampagne tragen die Bürgermeister und Räte selbst – es ist ja schließlich eine Haushaltssperre verhängt worden, wie Sailer betonte.

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