Von der Auszubildenden bis zur Kfz-Meisterin: Hinter „Auto Kettner“ steht ein Frauen-Team

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Frauenpower im Kfz-Betrieb: Hinter „Auto Kettner“ in Dienhausen stehen (v.l.) Felicitas Van Gemert, Sarah Lengenfelder, Monika Spicker und Marianne Kettner. Mit auf dem Foto sind Monika Spickers Kinder Miro und Marie. © Kuchler

Von der Auszubildenden bis zur Kfz-Meisterin: Bei dem Familienbetrieb „Auto Kettner“ in Dienhausen arbeiten in Vollzeit ausschließlich Frauen. Beabsichtigt war das Mädels-Team allerdings nicht.

Dienhausen – Am Ortsrand von Dienhausen, fast ein wenig versteckt, steht seit über 35 Jahren die Autowerkstatt der Familie Kettner. 1989 haben sie Max und Marianne Kettner dort gebaut, kurz nachdem sie ihre ersten gemeinsamen Schritte in der Selbstständigkeit gemacht hatten. Anfangs noch nebenberuflich, reparierten und verkauften die Kettners in Dienhausen vor allem angekaufte Unfallautos. 2001 setzten sie dann alles auf eine Karte. Sie machten die „Max Kettner GmbH“ zu ihrem Hauptberuf.

Heute ist der Betrieb, der sich neben Reparaturen von Autos auch auf den Verkauf von Quads und Leichtkraftfahrzeugen wie Micro-Cars spezialisiert hat, immer noch in Familienhand. Inzwischen sogar in rein weiblicher.

Hinter „Auto Kettner“ steht ein Frauen-Team

Denn neben Firmenmitgründerin Marianne Kettner, die nach wie vor für die Buchhaltung zuständig ist, sind es drei weitere Frauen, die den Kfz-Betrieb in Vollzeit stemmen: Kettners Tochter und heutige Geschäftsführerin Monika Spicker, deren Geschäftspartnerin und Kfz-Meisterin Sarah Lengenfelder sowie die Auszubildende Felicitas Van Gemert. Der Senior-Chef Max Kettner ist Ende 2022 in den Ruhestand gegangen. Männliche Mitarbeiter gibt es daher nur noch an vereinzelten Tagen, wenn die Teilzeit-Kräfte im Einsatz sind.

„Dass wir in erster Linie ein Frauenteam sind, hat sich so ergeben“, sagt Monika Spicker lächelnd. Sie selbst habe sich schon immer für Quads interessiert, ist früher sogar Rennen mitgefahren. Wie zum Beweis glänzen im Regal hinter ihrem Schreibtisch die Pokale.

Vor 23 Jahren stieg Spicker in den elterlichen Betrieb ein, woraufhin sich das Sortiment an sogenannten „All Terrain Vehicles“ (ATV) und Quads noch einmal deutlich vergrößerte. Inzwischen ist sie vor allem für den Verkauf und die Finanzen bei der „Auto Kettner GmbH“ zuständig. So heißt die Firma, seit Spicker sie zusammen mit ihrer Kindheitsfreundin Sarah Lengenfelder vor einem Jahr offiziell übernommen hat.

Firma vor einem Jahr übernommen

Lengenfelder machte schon ihre Ausbildung bei den Kettners, sie gehört seit 2011 zum Unternehmen. Ihren Meisterbrief hat sie seit mehr als sechs Jahren in der Tasche, und inzwischen bildet die Geschäftsführerin selbst für die Firma aus: seit vergangenem Jahr Felicitas Van Gemert.

Die Auszubildende kommt aus Leeder und ist, wie ihre beiden Vorgesetzten, mit der Liebe zum Schrauben aufgewachsen. „Mein Vater ist Mechaniker“, erzählt sie. Nach einem Praktikum bei einem Autolackierer habe sie sich nach der Schule für die Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin entschieden. Damit ist sie eine von wenigen jungen Frauen, die sich für diesen Beruf entscheiden: Laut Bundesinstitut für Berufsbildung lag der Frauenanteil bei den Ausbildungsverträgen zur Kfz-Mechatronikerin in Deutschland 2022 bei gerade einmal sechs Prozent.

Mechatroniker-Ausbildung ist nach wie vor sehr männlich dominiert

Der ungewöhnlich hohe Frauenanteil im Team von „Auto Kettner“ habe für Van Gemert bei der Betriebswahl keine Rolle gespielt, sagt sie. Wie männlich dominiert die Branche ist, merkte sie aber spätestens in der Berufsschule: „In meiner Klasse sind wir fünf Mädels.“ Stören tue sie das nicht. Und wie Lengenfelder ergänzt, sei die Zahl weiblicher Mechatroniker-Azubis schon höher als zu ihrer Ausbildungszeit. „Wir waren damals zu zweit. Und in der Meisterklasse war ich die einzige Frau.“

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Bei den Kunden von „Auto Kettner“ spielt es übrigens keine Rolle, ob sie von einer Frau oder einem Mann bedient werden. „Wem es auffällt, findet es eher gut“, meint Spicker. Allerdings habe sie das Gefühl, dass die hohe Frauenquote in der Firma potenzielle Bewerber eher abschrecken könnte. Zumindest sei es alles andere als leicht, Verstärkung für die Werkstatt zu finden, seufzt sie. „Dabei würden wir uns dringend noch jemanden im Team wünschen.“ Egal welchen Geschlechts.

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