„Unfassbares Knowhow“: Weyarner Energiespeicherhersteller mit Wirtschaftspreis geehrt

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Preisträger und Gratulanten: (v.l.) UVM-Vorstandsvorsitzender Anton Stetter, Laudator Simon Schandert (Tesvolt AG), die Preisträger Martin Kutschker, Robert Sterff und Rudi Pauls, Landrat Olaf von Löwis und REO-Vorstandsvorsitzender Alexander Schmid. Pauls war schon vor vielen Jahren Teilnehmer am Wirtschaftsempfang, damals noch bei einer anderen Firma und in anderer Funktion. „Do steh‘ i aa moi herobn“, sagte er damals zu Kollegen. © THOMAS PLETTENBERG

Aufbruchstimmung sollte in diesem Jahr der Wirtschaftsempfang des Landkreises vermitteln. Der Wirtschaftspreis für besonderes Engagement, Weitblick und Unternehmertum ging an die Stercom Power Solutions aus Weyarn.

Landkreis – Eigentlich gibt es keinen Grund zur Klage. Wenn jeder anpackt und sich den Herausforderungen stellt, anstatt darüber zu jammern, was nicht geht, würde es schnell wieder aufwärtsgehen. Das war die zentrale Botschaft beim Wirtschaftsempfang des Landkreises. Der Regionalentwicklung Oberland (REO) als Veranstalterin war sichtlich daran gelegen, Aufbruchstimmung zu verbreiten – und sich auch ein wenig selbst zu feiern.

„Wir müssen positiv denken“

Regionales Unternehmertum zu forcieren und die Innovationskraft und den Mut hiesiger Firmen in den Fokus zu rücken, das war das erklärte Ziel an diesem Abend im Bayerischen Hof in Miesbach. Bereits das Wortspiel im Veranstaltungsmotto gab die Richtung vor: „Neue Energie – Unternehmertun“. Olaf von Löwis, Landrat und Verwaltungsratsvorsitzender des REO-Kommunalunternehmens, griff den Leitspruch gerne auf, um als Erster von vielen eine Botschaft der Zuversicht zu platzieren: „Es wird auf höchstem Niveau gejammert, aber es geht uns allen nicht so schlecht. Wir müssen positiv denken. Es wird schon gut.“

Auf Stärken besinnen

An die Stärke und Tatkraft früherer Zeit anzuknüpfen, dazu ermunterte Anton Stetter. Der Vorsitzende des Unternehmerverbands Landkreis Miesbach – der UVM fungierte diesmal auch als Titelsponsor – setzte quasi seinen Vortrag aus dem Vorjahr fort. Damals hatte er über die in Rekordzeit errichtete Bockerlbahn am Spitzingsee berichtet, heuer brachte er als Beispiele das Wasserkraftwerk am Seehamer See, die Zahnradbahn auf den Wendelstein und die Autobahnbrücke über die Mangfall. Zeit zwischen Planung und Inbetriebnahme: jeweils rund zwei Jahre. „Besinnen wir uns auf unsere Stärken, gejammert ist genug“, forderte Stetter.

Applaus für die Akteure: Interessiert verfolgte das Publikum die Gesprächsrunden auf der Bühne.
Applaus für die Akteure: Interessiert verfolgte das Publikum die Gesprächsrunden auf der Bühne. © THOMAS PLETTENBERG

In zwei Panels, wie Gesprächsrunden jetzt genannt werden, seit Marketing- oder Consultingfirmen bei derartigen Veranstaltungen die Regie übernommen haben, analysierten Unternehmensvertreter unter der Moderation des REO-Vorstandsvorsitzenden Alexander Schmid die aktuelle Lage. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages und Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, räumte ein, dass die deutsche Wirtschaft jahrzehntelang Rückenwind gehabt und das als Normalzustand gesehen habe. Jetzt herrsche Gegenwind. „Gegenwind formt aber den Charakter, am Widerstand wächst man“, sagte Gößl, der „Lust auf Leistung und Neues“ forderte. Der Landkreis Miesbach stehe aber immer noch besser da als andere: „In den IHK-Betrieben haben wir heuer vier Prozent mehr Azubis als im Vorjahr.“

Sparkassen-Chef sieht Wirtschaftsstandort an Kipppunkt

Gar von einer „starken Performance“ des Landkreises sprach Martin Mihalovits, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee. Gleichwohl vergehe keine Woche, in der ihm nicht irgendein Firmenchef sein Leid klage. „Die starke Regulierung nimmt der Wirtschaft die Luft zum Atmen“, stellte Mihalovits fest. „Viele Unternehmen haben keine Lust mehr.“ Inzwischen stehe Deutschland an einem Kipppunkt. Die einstige Stärke des Wirtschaftsstandorts – Genauigkeit und Verlässlichkeit – werde angesichts des Drucks, bei den vielen neuen Gesetzen und Verordnungen Fehler zu vermeiden, zur Schwäche.

Wirtschaftsempfang 2024 in Miesbach; vorne rechts Markus Wasmeier.
Zu den Gesprächspartnern beim Wirtschaftsempfang gehörte auch Markus Wasmeier (r.), hier bei der allgemeinen Begrüßungsrunde vor dem Bayerischen Hof. Auf der Bühne berichtete der Olympiasieger später über sein Erfolgsmodell Freilichtmuseum: „Ich wollte meiner Heimat was zurückgeben.“ © THOMAS PLETTENBERG

„Made in Germany“ ist freilich immer noch ein Qualitätskriterium. „Wir spielen bewusst diese Karte“, sagte die Chefin der auf Datensicherheitslösungen spezialisierten SEP GmbH aus Holzkirchen, Susanne Moosreiner, mit Blick auf die internationale Konkurrenz. „Sensible Daten sollten in der Region bleiben.“ Ein Bekenntnis zum Standort gaben auch die IT-Unternehmerin Cornelia Seebauer und Hexal-Vorstand Matthias Weber ab. „Wir fühlen uns hier wohl und werden toll unterstützt“, sagte Weber in Richtung REO, die sich an diesem Abend mehrfach als starker Partner der Unternehmen empfahl. „Wir sehen es als wichtige Aufgabe, die Region zu vernetzen, und bieten die Plattform dafür“, betonte REO-Vorstand Harald Gmeiner. „Gemeinsam sind wir einfach stärker.“

Netzwerken bei reigonalen Spezialitäten

Netzwerken und Kontakte knüpfen, das war nach dem von Julia Corona moderierten offiziellen Teil auch die Prämisse im Restaurantbereich des Bayerischen Hofs. Auf den Tisch kamen regionale Spezialitäten – und die ein oder andere Information. So hatte der Publizist und Verleger Wolfram Weimer aus Tegernsee in seinem Vortrag über die Berliner Medienrepublik angedeutet, dass er wisse, wie das hinter den Kulissen gelaufen sei mit Merz, Söder und der Kanzlerkandidatur. „Aber das“, sagte er, „erzähle ich später bei einem Glas Wein.“

Unternehmen erhofft sich von Wirtschaftspreis Rückenwind

Der Wirtschaftspreis für besonderes Engagement, Weitblick und Unternehmertum ging in diesem Jahr an die Stercom Power Solutions aus Weyarn. Das 2014 von Robert Sterff gegründete Unternehmen baut Energiespeichersysteme, die beispielsweise in Fahrzeugen, Ladesäulen und Achterbahnen zum Einsatz kommen. Die Vorjahrespreisträger Christina und Markus Hoppe (Hoppe Bräu) gaben die Entscheidung bekannt, die Laudatio hielt Simon Schandert vom Batteriespeicherproduzenten Tesvolt AG aus Wittenberg. „Ihr habt ein unfassbares Knowhow“, lobte Schandert. Technologien wie diese würden gebraucht, um die Welt voranzutreiben. „Der Preis wird für uns Rückenwind sein“, versprach Geschäftsführer Sterff. Und Technik-Chef Martin Kutschker freute sich: „Wir sind glücklich, dass sich der Mut gelohnt hat.“

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