Analog ist günstiger: Gemeinde Fischbachau lässt digitale Wasserzähler durchfallen

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Bewährte Technik: Mit mechanischen Zählern hatte Jörg Schmidt, Leiter des Wasserwerks in Fischbachau, in den vergangenen 25 Jahren keine Probleme. © THOMAS PLETTENBERG

Sollen Wasserzähler digitalisiert werden oder weiterhin mechanisch den Verbrauch erfassen? Mit dieser Frage hat sich jetzt der Gemeinderat Fischbachau beschäftigt – und der modernen Funktechnik eine Absage erteilt.

FischbachauSchliersee, Bad Wiessee und Tegernsee haben schon auf digitale Wasserzähler umgestellt, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Einen Schritt weiter gehen die Gemeindewerke Holzkirchen, die derzeit ein eigenes Funknetz zur Fernauslesung errichten. Gegen diesen allgemeinen Trend hat sich jetzt der Gemeinderat Fischbachau entschieden: Mit großer Mehrheit stimmte das Gremium für mechanische Zähler, die der Gemeinde nicht nur günstiger kommen, sondern auch Elektroschrott vermeiden sollen.

Für Verbraucher sei die Art des Zählers letztlich egal, erklärt auf Anfrage Wassermeister Jörg Schmidt. Der Leiter des Wasserwerks arbeitet seit 25 Jahren in der Gemeinde und hat die technische Entwicklung mitverfolgt. Er sagt: „Der Bürger hat überhaupt keinen Nachteil durch die mechanischen Zähler.“ Installiert ist laut Schmidt pro Gebäude ein Zähler, der an der jeweiligen Hauptwasserleitung meist im Keller zu finden ist. Nicht betroffen seien von der gemeindlichen Entscheidung die einzelnen Warm- und Kaltwasserzähler, die in verschiedenen Stockwerken oder Wohnungen verteilt sind. Diese dienen lediglich der Zuordnung der Verbräuche innerhalb des Hauses und fallen damit in die Zuständigkeit der Eigentümer, Vermieter oder der Hausverwaltung.

1600 Zähler werden alle sechs Jahre gewechselt

Der Schritt zur Digitalisierung werde kommen, ist sich Schmidt sicher. „Irgendwann wird sich da keiner mehr wehren können.“ Derzeit sei die Umrüstung aber noch nicht Pflicht und der Tausch der mechanischen Zähler für ihn sogar einfacher. Zusammen mit einem Mitarbeiter wechselt der Wassermeister pro Jahr rund 250 Zähler im Gemeindegebiet. „Wir fangen in Aurach an und hören in Wörnsmühl wieder auf“, erklärt Schmidt. Alle sechs Jahre – rechtzeitig vor Ablauf der Eichfrist – sind so alle 1600 Zähler getauscht.

Der Einbau digitaler Modelle in der neuen Runde, die Anfang 2025 beginnt und 2030 endet, würde brutto rund 150 000 Euro kosten, erklärte Bürgermeister Stefan Deingruber (CSU) in der Sitzung. Mechanische Zähler kosten in der Anschaffung mit knapp 50 000 Euro nur rund ein Drittel. In einer detaillierten Kalkulation hatte Kämmerin Veronika Rauscher zudem mögliche Folgekosten ermittelt. Der Ablauf des Eichdatums kann demnach bei digitalen Zählern um weitere sechs Jahre verlängert werden, wenn bei Stichproben nach Ablauf der ersten sechs Jahre keine Abweichungen auffallen. Doch trotz der verlängerten Haltbarkeit kommen die digitalen Zähler laut Rauscher teurer. Schuld daran sind neben den deutlich höheren Anschaffungskosten auch jährliche Supportkosten und Softwarelizenzen (rund 1500 Euro). Sie fallen an, um die digitalen Modelle bei einer Fahrt durchs Versorgungsgebiet von der Straße aus per Funk ablesen zu können. Insgesamt, fasste Deingruber zusammen, spart sich die Gemeinde über zwölf Jahre knapp 65 000 Euro brutto. Berücksichtigt sind dabei auch die Kosten für die Ablesung. Bei mechanischen Zählern werden die Zählerstände weiterhin per Post abgefragt.

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Auswirkungen auf den Wasserpreis hätten zwar auch die Mehrkosten bei der digitalen Variante nicht, sagte Deingruber in der Sitzung. So oder so seien einigen Bürgern aber mechanische Zähler lieber, berichtet Schmidt. Sie haben seit Januar 2024 zwar kein Widerspruchsrecht mehr, können digitale Zähler also nicht verhindern. Der Wassermeister weiß aber, dass die Funktechnik nicht bei jedem Hausbesitzer willkommen ist. Eva Köhler (Grüne) wies außerdem darauf hin, dass in digitalen Zählern Batterien verbaut seien. „Die Entsorgung ist nicht unproblematisch.“ nap

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