Ostufer, Westufer, Kurpark: Mehrere Brennpunkte rund um den Schliersee
Eigentlich stand nur ein Radweg-Antrag der Grünen-Fraktion auf der Tagesordnung. Doch die Diskussion darüber führte im Schlierseer Gemeinderat zu einer kritischen Nachlese des Tourismus-Sommers.
Schliersee – Sie ist kurvig, schmal und stark frequentiert – und fordert deshalb volle Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer: Die Bundesstraße zwischen Schliersee und Fischhausen birgt ein nicht zu unterschätzendes Unfallrisiko. Vor allem, weil sie auch viele Radfahrer nutzen. Dies sei eine „wesentliche Behinderung des Pkw-Verkehrs und provoziert auf der unübersichtlichen Strecke riskante Überholmanöver“, schrieb die Gemeinderatsfraktion der Grünen nun an Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU). Um das Mobilitätsgemenge zu ordnen, möge der Gemeinderat die Beauftragung eines Ingenieurbüros mit der Planung eines gemeinsamen Geh- und Radwegs am Ostufer beschließen. Denn bekanntlich ist der Weg wegen seiner geringen Breite aktuell den Fußgängern vorbehalten.
Noch vor der eigentlichen Vorstellung des Antrags durch die Fraktion machte der Rathauschef deutlich, dass dieser so oder so ins Leere laufen dürfte, denn: Eine (unabhängig vom Vorstoß der Grünen erfolgte) Ortsbesichtigung Ende Juni mit Vertretern des Straßenbauamts Rosenheim und der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt habe ergeben, dass der Eingriff in die Natur bei einem Ausbau des Wegs viel zu groß wäre. „Da würde zwischen Straße und See kein Baum mehr stehen“, warnte Schnitzenbaumer. Eine nicht nur aussichtslose, sondern auch überflüssige Planung, fand der Bürgermeister und verwies auf die eigentlich als Hauptroute für Radler gedachte Route am autofreien Westufer des Schliersees.
Während Bernd Mayer-Hubner (Grüne) vor diesem Hintergrund anbot, die Umstände zähneknirschend zu akzeptieren und den Antrag zurückzuziehen, brachte seine Fraktionskollegin den von ihr in Gmund entdeckten „Miteinanderweg“ als Lösung ins Spiel. Schnitzenbaumer bot an, sich darüber zu informieren. Eine Absage erteilte er dem Vorschlag von Gerhard Waas (Grüne), am Ostufer einen neuen Radweg auf der gegenüber zum Fußweg liegenden Straßenseite zu bauen. Dieser würde nicht nur über zahlreiche landwirtschaftlich genutzte Privatgrundstücke führen, sondern ebenfalls wieder mit Natur- und Vogelschutz kollidieren. Zumal das Gelände hier nicht wesentlich angenehmer für die Radler sei als das am von zahlreichen Hügeln gekennzeichneten Westerbergweg.
Für Florian Guggenbichler (Die Schlierseer) beschränkt sich die Gefahrenstelle auf den lediglich knapp 200 Meter langen Abschnitt zwischen Gruppenschule und Surfschule. „Der ist kriminell gefährlich“, wusste Guggenbichler und fragte, wieso man hier nicht einfach einen Fußgängersteg am Seeufer anlegen könnte, damit die Radler den jetzigen Fußweg nutzen können. Ein Verweis aufs Westufer bringe nichts, weil gerade Fernradler heute mit Navigationssystem unterwegs seien und die schnellste Route eben entlang der Bundesstraße führe.
Während sich Wolfgang Mundel (CSU) für eine Aufwertung und bessere Beschilderung des Westerbergwegs aussprach, warnte Astrid Leitner (CSU) vehement davor. Schon jetzt sei es dort angesichts der oft viel zu schnell fahrenden Radler „lebensgefährlich“ für Fußgänger und Badegäste. Schnitzenbaumer bestätigte, dass die Biker sogar auf dem für sie gesperrten Erlebnisweg direkt am Ufer unterwegs sind. „Regeln interessieren heute leider viele Leute nicht mehr.“
Dass das auch für den Kurpark gilt, brachte Karl Hiermeyer (PWG) noch zur Sprache. Auch diesen Sommer habe er hier wieder zahlreiche „Wildgriller, Wildbader und Schilfplattmacher“ beobachtet. Weder die Fischlaichzone, noch das Bade-, Grill- oder Hundeverbot interessiere diese Leute. Hiermeyer bat die Gemeinde darum, deutlich „schärfer“ formulierte Schilder aufzustellen oder den Kurpark gleich einzuzäunen. Schnitzenbaumer verwies auf die im Juli in Auftrag gegebene, aber leider von der Firma immer noch nicht umgesetzte Videoüberwachung. Damit falle es leichter, bei Sachbeschädigungen Anzeige bei der Polizei zu stellen. Auch einen Sicherheitsdienst hätte man gern wieder engagiert, aber man finde keine Firma mehr, die das machen wolle.
Letztlich, fasste Guggenbichler bitter zusammen, sei die Ignoranz gegenüber jeglichen Regeln ein „gesellschaftliches Problem“. So interessiere die Menschen nicht mal, wenn sie sich durch ihr Verhalten in Gefahr begeben, wie etwa durch Baden unmittelbar am Anlegesteg der Motorschifffahrt. In Bezug auf den Radverkehr schlug Geschäftsleiter Jörn Alkofer vor, die neuralgischen Punkte ans Landratsamt Miesbach zu melden, das ohnehin an einer landkreisweiten Verbesserung der Radinfrastruktur arbeite. Schnitzenbaumer versprach, die Ergebnisse der Diskussion im Protokoll festzuhalten und die Gemeinderäte über mögliche weitere Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.