1000 Euro mehr für die Grundsteuer – Kostenexplosion für einige Eigentümer: „Damit habe ich nicht gerechnet“

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Mit dem neuen Jahr tritt die reformierte Grundsteuer in Kraft. Einige Eigentümer sind besonders hart von den Nachzahlungen betroffen.

Berlin/Köln – Einige Eigentümer müssen im Zuge der Reform eine höhere Grundsteuer bezahlen. An der Änderung hatte es in den vergangenen Wochen und Monaten viel Kritik gegeben. Erste Eigentümer dürften sich über den neuen Grundsteuer-Bescheid ärgern – Betroffene sind erstaunt über die hohen Nachzahlungen.

Reform der Grundsteuer: Eigentümer geschockt über Mehrkosten

Seit 1. Januar 2025 müssen die Städte und Kommunen in Deutschland nach einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts die Grundsteuer neu berechnen. Denn die Grundsteuer wurde bisher nach alten Grundstückswerten aus den 1930er Jahren berechnet. Eigentümer von Einfamilienhäusern müssen so oft mehrere Hunderte Euro, Berichten zufolge vereinzelt gar 1.000 Euro mehr zahlen. Inhaber von Geschäftsgrundstücken oder Eigentumswohnungen dagegen profitieren von der Neuberechnung massiv.

Viele Eigentümer wussten allerdings nicht, welche Kosten auf sie zukommen, wie auch jüngste Reaktionen zeigen. „Es war ja bekannt, dass es für einige mehr, für andere weniger wird, aber viermal teurer – damit habe ich nicht gerechnet“, sagt ein Kölner Eigentümer im Gespräch mit dem Kölner Stadt Anzeiger. Mehr als ein Drittel aller Eigentümer muss laut dem Medium deutlich höhere Grundsteuerbeträge an die Stadt zahlen als im vergangenen Jahr.

Einfamilienhäuser in Leipzig
Hat das Finanzamt Ihren Immobilienwert zu hoch angesetzt? Manche Eigentümerinnen und Eigentümer haben dann die Möglichkeit, dagegen vorzugehen. © Jan Woitas/dpa/dpa-tmn

Die Stadt Köln hatte am 12. Dezember 2024 den örtlichen Hebesatz festgelegt. Danach beträgt der Hebesatz für die Grundsteuer A (land- und forstwirtschaftlich genutzte Grundstücke) unverändert 165 Prozent. Der Hebesatz für die Grundsteuer B (alle übrigen Grundstücke) wurde auf den einheitlichen Hebesatz auf 475 Prozent (alt: 515 Prozent) gesenkt.

Zusendung der Grundsteuer-Bescheide – wer am längsten warten muss

Neben dem Kostenschock gibt es Verwirrung über die Zusendung der Grundsteuer-Bescheide. Von den 25 größten Städten des Landes verschicken elf den entscheidenden Bescheid erst ab der zweiten Januarhälfte. Das zeigt die Umfrage der Welt am Sonntag. Am längsten, nämlich bis März, müssen sich Steuerzahler noch in Hamburg und Bonn gedulden. 

Noch im Dezember 2024 hatten zwei Drittel der Betroffenen laut dem Eigentümerverband Haus & Grund noch keinen Grundsteuerbescheid erhalten. Daher hatte der Verband alle Eigentümer und Eigentümerinnen vor einer Zahlung der Grundsteuer im Janua gewarnt. Die alte Grundsteuer sei verfassungswidrig und müsse ab Januar nicht mehr gezahlt werden. „Wer noch keinen neuen Grundsteuerbescheid hat, muss daher vorerst keine Grundsteuer zahlen.“

Berechnung der Grundsteuer

Die Grundsteuer berechnet sich in drei Schritten: Wert des Grundbesitzes x Steuermesszahl x Hebesatz.

Im ersten Schritt wird der Grundsteuerwert berechnet – wesentliche Faktoren sind der jeweilige Wert des Bodens (Bodenrichtwert) und die Höhe der statistisch ermittelten Nettokaltmiete, die unter anderem von der sogenannten Mietniveaustufe der jeweiligen Gemeinde abhängig sind.

Um den Wertsteigerungen, die im Vergleich der aktuellen mit den seit dem Jahr 1935 beziehungsweise 1964 nicht mehr aktualisierten Werten entstanden sind, zu begegnen, wird die sogenannte Steuermesszahl etwa auf 1/10 des bisherigen Werts gesenkt. Das heißt von 0,35 Prozent auf 0,031 Prozent für Wohngrundstücke (Ein- und Zweifamilienhäuser, Mietwohngrundstücke und Wohnungseigentum) beziehungsweise 0,034 Prozent für Nichtwohngrundstücke (Geschäftsgrundstücke, gemischt genutzte Grundstücke, Teileigentum, sonstige bebaute Grundstücke). 

Im dritten Schritt passen die Gemeinden die Hebesätze an. Sollte sich in einzelnen Gemeinden das Grundsteueraufkommen wegen der Neubewertung verändern, besteht für Sie die Möglichkeit, ihre Hebesätze anzupassen und so dafür zu sorgen, dass sich insgesamt ihr Grundsteueraufkommen nicht erheblich verändert. 

Grundsteuer 2025: Wer 2024 am meisten zahlen musste

Im Grundsteuer-Ranking 2024 hatte das Institut der deutschen Wirtschaft Köln bereits ausgerechnet, in welchen Kommunen die Hausbesitzer am tiefsten in die Taschen greifen müssen. Am teuersten ist es dem Ranking zufolge wie auch schon vor drei Jahren in der Stadt Witten (Nordrhein-Westfalen). Am günstigsten ist es derweil in der bayerischen Stadt Regensburg, wo nur 335 Euro im Jahr fällig werden (Hebesatz: 395 Prozent). Köln belegte den 35. Platz (von der günstigsten Stadt ausgehend). (bohy)

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