Klein, selbstständig und erfolgreich: Bankchef blickt vor Ruhestand zurück auf mutige Entscheidungen

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Vorgänger und Nachfolger: Konrad Buckel (l.) gibt die Leitung der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing im Juli an seinen langjährigen Stellvertreter Peter Ungelenk ab. Vor seinem Ruhestand bilanzierte Buckel seine fast 25-jährige Amtszeit bei einem Mitgliederabend. © Christian Scholle

Ein Banker wird in Zahlen gemessen. Konrad Buckel verantwortet nach 21 Jahren an der Spitze der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing eine steile Performance, die Kennzahlen schossen nach oben. Als er jetzt, kurz vor dem Ruhestand, bei einem Mitgliederabend Bilanz zog, wurde aber deutlich: Eine Karriere hinterlässt Gewinn auch durch Persönlichkeit und verzinst sich in Freundschaften.

Holzkirchen – „Darf ich‘s sagen?“ Landrat Olaf von Löwis blickte zu Konrad Buckel und der nickte. Fast 400 Gäste waren am Dienstag (1. April) in den Oberbräu-Festsaal gekommen zu einem besonderen Mitgliederabend der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing, bei dem es um Zahlen ging, aber vor allem um die Bilanz einer Ära, der Ära Konrad Buckel. Und um ein paar Geheimnisse.

Seinen Ruhestand, der im Juli beginnt, nahm Buckel zum Anlass, um aufzuzeigen, wie es die kleine Bank geschafft hat, in 25 Jahren mutig ein eigenes Profil zu formen. An dem Abend hatte Buckel nicht nur ausgewählte Mitglieder, sondern auch Weggefährten geladen, die in persönlichen, teils emotionalen Grußworten den Banker und den Menschen Konrad Buckel würdigten.

Olaf von Löwis etwa beeindruckte, dass sich Buckel Kraft holt bei Auszeiten im Kloster. „Du hast mir von einem einwöchigen Schweigeseminar erzählt“, enthüllte Löwis auf der Bühne mit Buckels Erlaubnis ein kleines Geheimnis. Dass der 61-jährige Tölzer auch ganz anders kann, nämlich mit Leidenschaft über die Vorzüge einer kleinen, selbstständigen Genossenschaftsbank zu berichten, das bewies er in seinem Rechenschaftsbericht, der 25 Jahre Revue passieren ließ.

Buckel fing 1996 als Prokurist an und folgte 2004 Hans Lindmeier als Vorstandssprecher. „Unser Ziel war immer, die Selbstständigkeit zu erhalten“, betonte er, „ich bin ein Freund der Regionalität und das hat uns in all den Krisen immer stärker gemacht.“ Damit trotzte man sogar einem Trend: Bayernweit sank die Zahl der Genossenschaftsbanken seit 2000 von 481 auf aktuell 180.

Telefonisch stets erreichbar sein und treues Personal bis in die zweite Führungsebene – damit habe die Bank mit ihren rund 70 Mitarbeitern und zwei Geschäftsstellen eine Tugend geformt. Entscheidende Weichen habe aber ein Leitbild gestellt, das sich die Bank vor gut zehn Jahren verordnet habe. „Wir wollen die einfachste, fairste, transparenteste und nachhaltigste Bank der Region sein.“ Der Anspruch sei, Werte im Banking zu verankern. „Es ist eben nicht egal, was mit Geld passiert.“

Damit setzte die kleine Bank eine Benchmark, die überregional Eindruck machte. Christof Meir, Chef der Raiffeisenkasse Eisacktal in Brixen, mit der die Holzkirchner seit 2006 eine Partnerschaft pflegen, berichtete von einem Vortrag Buckels in Wien und dem Staunen der Branche. „Kleinheit gewinnt, das verbindet uns.“ Prokurist Paul Hechenthaler, der im Namen der Belegschaft den Chef würdigte, stellte fest: „Wir waren den anderen gefühlt immer einen Schritt voraus.“

Das Engagement zahlte sich aus. Die Mitgliederzahl stieg seit 2000 um 154 Prozent auf 7866. „Strategisches Ziel ist, in fünf Jahren 10 000 Mitglieder zu betreuen“, sagte Buckel. Martin Mihalovits, Vorstand der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, zollte dem Mitbewerber Respekt: „Deine Fähigkeit, Brücken zu bauen, hat zum Erfolg der Region viel beigetragen.“ Maria Holzer, ehedem im Jugendbeirat der Bank, würdigte Buckels Verdienste als Vertreterin der Kunden.

Hechenthaler nannte den scheidenden Chef einen „Leuchtturm, der uns Sicherheit und Orientierung gab“. Und spielte damit auch, wie Buckel augenzwinkernd vermutete, auf seinen Lieblingsverein an. „Ich bin schon immer HSV-Fan, jetzt kann ich‘s ja sagen.“ Für den Ruhestand habe er nach 45 Berufsjahren bewusst keine Pläne gefasst: „Ich will mir vor allem das Herz frei machen für mehr Ruhe und Stille.“

Buckels Nachfolger wird sein Stellvertreter Peter Ungelenk. Dessen Posten übernimmt Mario Bäsler, der von der Raiffeisenbank Beuerberg-Eurasburg nach Holzkirchen wechselt.

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