Wirbel um WWA-Projekt an Loisach: Gemeinde Eschenlohe und Landwirte gehen auf Barrikaden

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Garmisch-Partenkirchen
  4. Eschenlohe

Kommentare

Blick über das Pfrühlmoos: Wenn das Konzept Realität werden sollte, werden die Flächen südlich von Eschenlohe möglicherweise öfters überflutet. © imago stock&people

Pläne des Wasserwirtschaftsamts für die Loisach haben gehörigen Wirbel ausgelöst. Die Gemeinde Eschenlohe und Landwirte gehen auf die Barrikaden. Man fürchtet um den Hochwasserschutz und dass Weiden öfters überflutet werden.

Eschenlohe – Die Bezeichnung klingt sperrig: „Umsetzungskonzept ,Hydromorphologische Maßnahmen‘ nach EG-WRRL für den Flusswasserkörper Loisach von Einmündung der Partnach bis zum Kochelsee“. Doch das Papier birgt nach den Worten von Eschenlohes Bürgermeister Anton Kölbl (CSU) „Sprengkraft“. Das Vorhaben des Wasserwirtschaftsamts Weilheim (WWA) stand im Zentrum der Gemeinderatssitzung. Das Gremium einigte sich darauf, einen Brandbrief an die Weilheimer Behörde zu schicken.

Der Schwerpunkt des besagten Konzepts liegt auf Maßnahmen, die die Durchgängigkeit für Fische und die Strukturvielfalt verbessern sollen. „In mehreren Bereichen entlang der Loisach soll der Uferverbau ... beseitigt oder reduziert werden“, heißt es. Totholz und Steine will man platzieren, einen ehemaligen Altarm reaktivieren.

Die Eschenloher Gemeinderäte waren entsetzt. Sie befürchten unter anderem, dass die angrenzenden Flächen öfters überschwemmt werden und damit Kies auf ihnen landet und Fische verenden. Auch die Hochwasserschutz-Infrastruktur sehen sie in Gefahr. In dem Schreiben nehmen sie kein Blatt vor den Mund. Kostproben? „Mit der Festschreibung bzw. Durchsetzung Ihrer Entwurfspläne, welche sich engstirnig auf Verbesserung von Fischlebensräumen konzentrieren, ist eine Verschlechterung des genannten, kompletten Talabschnitts Farchant bis Ohlstadt vorprogrammiert.“ Und weiter: „Die Gemeinde Eschenlohe stellt sich die Frage, wo denn der gesunde Menschenverstand der Fachleute geblieben ist.“ Zudem poltern die Räte: „Der Gemeinde Eschenlohe ist nicht ganz klar, was Sie in Wahrheit als Ziel verfolgen und warum Sie nicht den Grundeigentümern, den politischen Vertretern sowie den Nutzungsberechtigten mit dem nötigen Respekt zuhören oder das Gespräch suchen.“ Die Planungen brächten ein perfekt funktionierendes System durcheinander.

„Da werden landwirtschaftliche Flächen in Mitleidenschaft gezogen“, sagte Kölbl in der Sitzung. „Da muss man kein schlauer Mensch sein.“ Eine Befürchtung ist auch, dass Kies im Mühlbachsee landet, „ein naturschutzfachliches Kleinod“. Es sei gewollt, „dass da Kiesaufbau stattfindet, die ganze Hochwasserverbauung funktioniert nicht mehr“. Kölbl: „Wenn man sich die Pläne ansieht, ist man schockiert.“ Auch Anton Schönach (CSU) konnte nur den Kopf schütteln. Erst heiße es, das Pfrühlmoos sei „hoch schützenswert“, und jetzt sollen „Eingriffe“ stattfinden. Er sei „fassungslos. Was ist denn das für eine Vorgehensweise?“ Kölbl drückte es so aus: „Das sind die Sargnägel der Demokratie. Da sagt irgendwann die Masse: So nicht mehr.“ Schönach sah das genauso: „Da verprellst du die ganzen Leute.“

Grundeigentümer sind beunruhigt

Grundeigentümer und Landwirte sind ebenfalls alarmiert. Aufgrund des WWA-Konzepts traf man sich zu einer Versammlung. Eine Stellungnahme des Bauernverbands liegt dem Wasserwirtschaftsamt bereits vor. „Wenn man das so durchzieht, geht alles unter“, fürchtet Klemens Oswald, Vorsitzender des Vereins der Alm- und Weiderechtler. Durch den Kies, der sich ansammelt, werde der Wasserstand höher, die Weiden würden öfters überflutet und verdreckt, was auch schlecht fürs Futter sei. Die Flächen würden damit „unbewirtschaftbar“.

Die Gemeinderäte fragen sich auch, über welche Wege der Kies, der sich infolge der vorgeschlagenen Maßnahmen ablagert, reguliert und abtransportiert werden soll. „Sie werden wohl nicht allen Ernstes beiderseits der Loisach Kiesentnahmewege in Kauf nehmen, um den Kies mitten durch ... Eschenlohe und Oberau herauszufahren und am Ende, wie es andernorts manchmal geschieht, Unterstrom wieder in den Fluss zu kippen“, steht in dem Brandbrief ans WWA.

Markus Brandtner vom Fachbereich Wasserbau, Gewässerentwicklung am WWA, betont, dass der Hochwasserschutz nicht gefährdet werden dürfe. Aber dass Flächen in Mitleidenschaft gezogen werden, „das ist so, das war schon immer so“. Es könne sein, dass sie künftig „ein bisschen mehr überschottert werden als früher“. Brandtner macht allerdings deutlich: „Es ist nicht so, dass wir die Loisach entfesseln. Ich glaube, dass sich das Ganze in einem überschaubaren Rahmen abspielen wird.“ Der WWA-Mitarbeiter weist darauf hin, dass die Loisach in einem „mäßigen Zustand“ sei, was amtlich festgestellt und auch öffentlich bekannt sei. „Die Alterspyramide bei den Fischen ist nicht zufriedenstellend. Es fehlen die Jungfische.“

Eigentlich war geplant, dass die Kommunen bis Donnerstag, 28. November, ihre Stellungnahmen abgeben können. Doch die Frist wurde bis Freitag, 10. Januar, verlängert. Am Donnerstag, 5. Dezember, soll es einen Termin mit Vertretern der Gemeinden geben. Für Donnerstag, 19. Dezember, ist eine Veranstaltung mit Verbänden anvisiert. Am heutigen Donnerstag haben die Ohlstädter Gemeinderäte das Thema auf dem Tisch, am Montag, 25. November, ist Großweil dran. Später folgt ein Planfeststellungsverfahren.

Auch interessant: Hochwasserschutzprojekt läuft wieder

Auch interessant

Kommentare