Alarmstimmung beim IHK-Wirtschaftstreffen in Garmisch-Partenkirchen: Die Vereinigung fordert eine zuverlässige Politik und Reformen.
Der Vergleich mit einer Achterbahnfahrt traf ziemlich treffend auf das zu, was die Gäste des Wirtschaftsempfangs der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Garmisch-Partenkirchen serviert bekamen. Denn zuerst wurden sie mit der Krise des Wirtschaftsstandortes Deutschland konfrontiert – und anschließend mit einem berührenden Vortrag des Paralympics-Siegers Gerd Schönfelder wieder aufgebaut. Rund 150 Besucher, vorwiegend Unternehmer und Vertreter der Politik, waren auf Einladung des Verbandes ins Kongresshaus gekommen, um sich auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Man musste schon schlucken, als Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, anhand etlicher Diagramme und Berechnungen die derzeitige Konjunkturkrise und die nicht gerade rosigen Aussichten in den Mittelpunkt seines Vortrags rückte. Die Liste der Probleme ist lang, angefangen bei der überbordenden Bürokratie bis hin zu den hohen Energiekosten und dem Fachkräftemangel. Der IHK-Chef machte unmissverständlich deutlich: Das deutsche Erfolgsmodell, das jahrelang den Wohlstand gesichert hat, funktioniert nicht mehr so recht. „Wir sind das Problem“, analysierte Gößl. „Die Deutschen glauben nicht an die Zukunft.“ Sein leidenschaftlicher Appell: „Wir müssen die Ärmel hochkrempeln.“ Das Land brauche wieder eine verlässliche Wirtschaftspolitik und grundlegende Reformen. Gößl nannte Forderungen, die immer wieder aus der Wirtschaftswelt zu hören sind. Dazu zählen etwa der Bürokratieabbau, Steuerentlastungen und eine längere Lebensarbeitszeit.
Ins gleiche Horn stieß Katrin Eißler, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses: „Wir brauchen Erleichterung und keine zusätzlichen Hürden“, sagte die Geschäftsfrau aus Mittenwald. Die Zeit sei reif für einen Aufbruch. Auf die Herausforderungen, mit denen der Landkreis zu kämpfen hat, ging Landrat Anton Speer (Freie Wähler) ein. „Unsere Standards sind teilweise nicht mehr bezahlbar“, sagte der Chef der Kreisbehörde, der beispielsweise auf das Klinikdefizit und die massiv gestiegenen Sozialausgaben verwies.
Wie man Tiefpunkte überwindet, das machte eindrucksvoll Gerd Schönfelder deutlich. Der Oberpfälzer verlor als junger Mann bei einem tragischen Zugunfall einen Arm und mehrere Finger der anderen Hand. Aber er kämpfte sich ins Leben zurück, fand sein Glück im Sport. Der heute 54-jährige Skirennfahrer ist mit insgesamt 22 Medaillen der international erfolgreichste Athlet in der Geschichte der Winter-Paralympics. Es war beeindruckend, zu hören, mit welcher Willenskraft Schönfelder trotz des Handicaps seine Ziele verfolgt. „Eine Krise ist immer auch eine Chance“, lautet dabei seine Maxime.