Sorge vor Russland: Litauens Außenminister warnt vor Europas „Pearl Harbor“
„Pearl Harbor“ steht seit dem Zweiten Weltkrieg für einen hinterhältigen Überraschungsangriff. Einen solchen befürchtet Litauens Außenminister auch in Europa.
Vilnius – Am 7. Dezember 1941 überfielen japanische Luftstreitkräfte die US-amerikanische Insel Hawaii und veränderten so den Lauf der Geschichte. Die Attacke auf die Marinebasis Pearl Harbor erfolgte ohne Kriegserklärung und führte dazu, dass sich die USA schließlich doch dafür entschieden, aktiv am Zweiten Weltkrieg teilzunehmen. Ein ähnliches Szenario für Europa droht nach Ansicht des Außenministers Litauens auch für Europa.

Gabrielius Landsbergis warnte vor einem möglichen Überraschungsangriff auf Nato-Staaten. „Wir haben einen sehr aggressiven Nachbarn mit der Absicht, die Nato zu testen. Darauf müssen wir uns vorbereiten“, sagte der Chefdiplomat des baltischen EU- und Nato-Landes dem Nachrichtenportal zdfheute.
Litauens Außenminister appelliert an Deutschland: „Deutschland hat unglaubliche Geräte“
Laut Landsbergis kann man „nicht warten auf einen zweiten, auf unseren Pearl-Harbor-Moment. Wir können nicht darauf warten, dass jedes europäische Land tatsächlich durch Russland angegriffen wird – im Süden, im Norden, Osten und im Westen.“
Um eine solche Überraschung zu verhindern, forderte Landsbergis nachdrücklich weitere westliche Militärhilfe für die von Russland angegriffene Ukraine und besonders die Lieferung von weitreichenden Taurus-Marschflugkörpern. „Die Ukraine braucht den Taurus aus strategischen Gründen, um Oberhand zu gewinnen gegen Russland“, sagte er. Konkret forderte er die Bundesrepublik zu mehr Waffenlieferungen auf: „Ja, Deutschland hat unglaubliche Geräte, die es der Ukraine liefern könnte.“

„Putin hat nicht die Absicht, aufzuhören“
Er prophezeite dunkle Zeiten, sollten keine Waffen geliefert werden. Dann sei es fraglich, ob Russland überhaupt gestoppt werden könnte. „Und wo würde es aufhören? Und das ist es, woran alle Länder an der Ostflanke nachdenken. Wenn Russland nicht von der Ukraine aufgehalten wird, kann sich der Krieg ausweiten. Dann kann er auch uns erreichen“, so Landsbergis. Litauen grenzt an Russlands Verbündeten Belarus und die russische Exklave Kaliningrad. „Putin hat nicht die Absicht, aufzuhören“, sagte er. „Wenn die Ukraine fällt, ist jedem klar, dass wir die nächsten sein werden.“
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Auch ein möglicher Rückzug der USA als Schutzmacht Europas besorgt Landsbergis. Europa befinde sich noch „in der Aufwachphase“. Landsbergis weiter: „Der Wecker hat geklingelt, aber wir sind noch nicht raus aus dem Bett“. Das größte Problem sei, „dass wir nicht wissen, wie viel Zeit wir noch haben. Wir hoffen, dass Russland von den Ukrainern gestoppt werden kann.“ Aber die Realität sehe so aus, dass Russland noch weitere 400.000 Truppen mobilisieren könne, und neue Panzer und neue Waffen baue.
Russland erobert Awdijiwka – Ukraine braucht dringend Waffen
Russland feierte kürzlich einen wichtigen, symbolischen Erfolg im Ukraine-Krieg. Die ukrainische Armee musste sich nach monatelangen Kämpfen aus der ostukrainischen Stadt Awdijiwka zurückziehen. Die zögerlichen Waffenlieferungen Europas und der USA werden von Experten als Mitgrund für die Niederlage ausgemacht. (cgsc mit dpa)