Nach Nawalny-Tod: Putins Top-Propagandistin beschuldigt den Westen

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Putins Anhänger verbreiten um Nawalnys Tod Propaganda in den sozialen Medien. Sie sehen einen Zusammenhang zwischen Carlsons Interview und Nawalny. Putin soll keine Schuld treffen.

Moskau – Kremlkritiker Alexej Nawalny ist tot. Margarita Simonyan, Chefredakteurin des russischen Propagandasenders Russia Today sieht nun eine ungewöhnliche Verbindung zwischen Tucker Carlsons Wladimir Putin Interview und Nawalnys Tod. Als schärfster Kritiker Putins und Aktivist war Nawalny schon lange zu Putins Staatsfeind Nummer 1 erklärt worden. Nachdem Nawalny im Sommer 2020 einen Giftanschlag nur knapp überlebt hatte, reiste der Aktivist zurück in sein Heimatland und wurde prompt verhaftet. Er starb am 16. Februar 2024 in Haft.

Putins Top-Propagandistin: „Nawalny soll nicht in Frieden ruhen“

Simonyan, nannte Nawalny bereits 2021 einen „Verräter des Vaterlandes“ und dass er es verdiene zu sterben. Auf The Daily Beast heißt es, Simonyan postete jetzt auf X (früher Twitter), dass ehemalige „Opfer“ von Nawalnys Korruptionsermittlungen sie anriefen und Nawalny wünschten, dass er nicht in Frieden ruhen möge. Auf das Statement des Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg, Russland müsse alle ernsten Fragen über die Umstände seines Tods beantworten, schrieb die Propagandistin: „Russland schuldet niemanden etwas, fangen wir damit an“.

Gedenken an den verstorbenen Kremlgegner Alexej Nawalny. Seine Leiche soll in das sibirische Salechard gebracht worden sein.
Gedenken an den verstorbenen Kremlgegner Alexej Nawalny. Seine Leiche soll in das sibirische Salechard gebracht worden sein. © Kirsty Wigglesworth/dpa

Verschwörungstheorien und Propaganda: Nawalny starb als Vergeltung für Carlsons Interview

Simonyans Theorie, wieso der Kremlkritiker plötzlich in Haft starb, verwundert. Nicht Putin soll ein Attentat veranlasst haben, sondern allem Anschein nach der Westen als Vergeltung für Putins Interview mit dem hart rechten US-Moderator Tucker Carlson. In einem Telegram-Post, den sie teilte, hieß es: „Das ist die Vergeltung für das Interview. Zum Glück war es nicht Carlson“. Auf die näheren Zusammenhänge, wer, wie und wieso der Westen Nawalny getötet haben soll, ging die 43-Jährige nicht ein.

Tucker Carlson, ehemaliger Host des rechts-konservativen US-Nachrichtensenders Fox News, war der erste westliche Journalist, der Präsident Wladimir Putin seit Beginn des Ukraine-Kriegs interviewen durfte. Carlson erntete heftige Kritik aus Europa und den Vereinigten Staaten, er diene Putins als Marionette, in dem er unkritisch das Narrativ des Kreml verbreitet.

Carlson über Putin: „Jeder Anführer tötet Menschen“

In einer Diskussionsrunde des World Government Summit am 12. Februar äußerte sich Tucker Carlson auch zu Nawalny und dem Unterdrücken der Pressefreiheit in Russland. Auf die Frage hin, wieso er Putin dazu nicht befragt hätte, antwortete dieser: „Jeder Anführer tötet Menschen, sogar mein Oberhaupt“, außerdem werde über die nicht vorhandene Pressefreiheit in Russland zur Genüge durch die westlichen Medien berichtet.

Als Reaktion auf Nawalnys Tod wurden hunderte Protestierende festgenommen

Die Unterdrückung der Presse- und Meinungsfreiheit wurde auch am Wochenende deutlich. Als Reaktion auf Nawalnys Tod protestierten tausende Russen mit Blumen, um Nawalny Tribut zu zollen. Die New York Times berichtete, dass mindestens 366 Menschen festgenommen wurden, nachdem sie ihre Anteilsnahme am Tod Nawalnys symbolisch bekundet hatten. Eine Passantin sagte der New York Times: „Sie fürchten Nawalny im Gefängnis, sie fürchten Nawalny im Tod, sie fürchten die Menschen, die Blumen hier an den Stein legen“.

Auch andere Propagandisten sahen Zusammenhänge zwischen dem Ableben Nawalnys und den Absichten des Westens. Nikolai Starikow beurteilte den Tod Nawalnys als sehr „praktischen Zeitpunkt für die westlichen Puppenspieler“, wie es auf The Daily Beast heißt. Insbesondere sieht Starikow einen Zusammenhang, um Carlsons Interview zu untergraben und dem US-Kongress mehr Ansporn zu geben, das Hilfspaket für die Ukraine zu verabschieden. Über die genauen Umstände zu Nawalnys Tod wird wohl nie Klarheit herrschen. Aktuell verweigert Russland die Übergabe Nawalnys Leichnam an seine Familie. (Simon Schröder)

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