Kunstpreis-Träger Stefan Murr: „Schauspielerei ist ein hartes Brot“

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Vielseitiger Schauspieler mit mehreren Standbeinen: Der Tölzer Stefan Murr erhält den Kunstpreis. Vorgeschlagen hatte ihn dafür Landrat Josef Niedermaier. © Valeria Mitelman

Der aus Bad Tölz stammende Schauspieler Stefan Murr erhält heuer den Kunstpreis des Landkreises. Seine Leidenschaft für die Bühne entdeckte der 47-Jährige einst am Tölzer Gymnasium.

Bad Tölz – Schauspieler werden? Für Stefan Murr war das als Schüler des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums „nie ein Thema“ – bis zur Kollegstufe. Da erzählte ihm ein Freund, dass man, wenn man den Kurs „Dramaturgisches Gestalten“ belege, „ein paar nicht so gute Noten in anderen Fächern ausgleichen könnte“, erinnert sich der 47-Jährige heute schmunzelnd. Für ihn war das der Grund, zum Kurs von Lilly Rottengatter zu gehen. Und es machte Spaß, viel mehr Spaß sogar, als er sich gedacht hatte. Deshalb war die „Ehrenrunde“ auf der Schule auch nicht so schlimm, „denn ich konnte ja noch ein weiteres Jahr Theaterspielen“. In der Inszenierung von „Hexenjagd“ bekam Murr die Hauptrolle – und sehr viel Zuspruch. „Da war plötzlich die Saat gelegt.“

Falckenberg-Schule: Nur 10 von 1000 Bewerbern wurden genommen

Nach einem Jahr Zivildienst beim Rettungsdienst in Tölz beschloss Murr, sich für die Aufnahmeprüfung an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule in München zu bewerben. Rottengatter studierte mit ihm das Vorsprechen ein. „Ich war so aufgeregt, dass ich während der Prüfung fast das Handtuch geworfen hätte.“ Von 1000 Bewerbern wurden zehn genommen – und Murr war einer von ihnen. Die folgenden Jahre waren nicht immer leicht. „Es gab Höhen und Tiefen“, erinnert sich der Tölzer. Aber er ging seinen Weg. Es folgten erste Rollen am Theater, unter anderem im „Komödienstadl“. Die erste Hauptrolle in einem Fernsehfilm erhielt Murr 2001 an der Seite von Kathi Leitner in der BR-Produktion „Und morgen Italien“. Mittlerweile listet sein Lebenslauf 118 Film- und Fernsehproduktionen sowie 25 Theaterrollen auf. „Die Mischung macht mir Spaß, ich möchte mich nicht auf eine festlegen“, sagt der Tölzer.

Murr spielt seit 19 Jahren beim „Brandner Kaspar“ mit

Im Münchner Volkstheater gehört Murr beim „Brandner Kaspar“ seit 19 Jahren zur festen Truppe, so lange verkörpert er in dem Stück den Wilderer Florian. Und dann ist da natürlich noch das Politikerderblecken auf dem Nockherberg. Seit dem Ausscheiden von Kabarettist Stephan Zinner ist der 47-Jährige nun der Dienstälteste. Seit 16 Jahren ist er beim Singspiel dabei, in ganz verschiedenen Rollen. Heuer, am 28. Februar, wird er wieder Hubert Aiwanger verkörpern.

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Fünf Auszeichnungen hat Murr in den vergangenen Jahren erhalten, die höchste war 2022 der Grimme-Preis für „Die Ibiza-Affäre“. Der Tölzer spielte in dem Film den Investigativjournalisten Bastian Obermayer. Auch wenn er viele Erfolge verbuchen konnte – die Schauspielerei sei „hartes Brot“, sagt Murr. „Es wird einem nichts geschenkt.“ Man sei auf dem Markt „eine Ware“, und man müsse damit klarkommen, von Projekt zu Projekt zu leben und die Zukunft nicht fest planen zu können.

Hörspiele mit Märchen auf Bairisch

Der Tölzer hat sich deshalb noch ein anderes Standbein geschaffen. Als sein Sohn Jonathan (16) auf die Welt kam, wollte er für ihn etwas Besonderes machen. Und so war die Idee geboren, Grimm’sche Märchen auf Bairisch einzusprechen, mit Heinz-Josef Braun als Partner. Die Geschichten schlugen so ein, dass es mittlerweile – in Zusammenarbeit mit Brauns Frau Johanna Bittenbinder – eigene, schrullige „Insektenkrimi-Erzählungen“ gibt. Der Bayerische Rundfunk hat einige Episoden gesendet, und mittlerweile ist Murr auch im Team des „Betthupferls“. „Kinder sind so ehrliche Zuhörer“, findet der Tölzer. Er liebt es, wenn sie bei Hörspiel-Aufführungen wie vor wenigen Tagen an der Schule in Benediktbeuern mitsingen und lachen. „Mittlerweile sind schon junge Leute zu uns gekommen und haben gesagt: ,Hey, mit Euch sind wir aufgewachsen.‘“ So etwas geschaffen zu haben, sagt Murr, mache ihn „richtig, richtig stolz“.

Lesen Sie hier alles über die Verleihung der Kunstpreise am 24. Januar 2024 im Tölzer Landratsamt.

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