Die Aktion gegen Müllermilch sorgt unter dem Artikel "'Macht Rechtsextreme salonfähig': Aktivisten starten Supermarkt-Attacke gegen Müller" für eine kontroverse Leserdebatte. Viele Leser empfinden die Sticker als unbeabsichtigte Werbung und bekennen, nun erst recht zu Müller-Produkten zu greifen. Andere kritisieren den Eingriff ins Eigentum und diskutieren mögliche Gesetzesverstöße. In den Kommentaren zeigt sich ein breites Meinungsspektrum – zwischen Konsumfreiheit, politischer Moral und wachsender Polarisierung.

Solidarisierung mit Müller
39 Prozent der Leser werten die Aktion als Schuss nach hinten. Viele sehen die Beklebung von Müller-Produkten durch linke Aktivisten nicht als Abschreckung, sondern als unbeabsichtigte Werbung – für Müller ebenso wie für die AfD. Der Tenor lautet: Wer sich durch politische Kampagnen bevormundet fühlt, kauft aus Trotz gerade jene Produkte, die im Mittelpunkt stehen.
"Für mich wäre es sogar ein Grund, erst recht die Müller-Produkte zu wählen, wenn ich nicht schon Stammkunde wäre." Zum Originalkommentar
"Müller ist mein Held! Tolle Werbung! Jetzt kaufe ich diese Produkte erst recht!" Zum Originalkommentar
"Ich kaufe, was uns schmeckt. Da können die Linken noch so hetzen. Ich bin selbst erwachsen genug." Zum Originalkommentar
"Sehr schöne Aktion! Und Gratiswerbung für Müller, gleich ein Grund mehr, mal wieder zu Müller im Regal zu greifen! Danke!" Zum Originalkommentar
Forderung nach Rechtsschutz
Viele Leser lehnen die Aktion strikt ab und bezeichnen das Bekleben von Waren als Sachbeschädigung. Sie betonen, dass die Produkte bis zum Kauf Eigentum des Händlers oder Herstellers bleiben und somit nicht ohne Zustimmung verändert werden dürfen. Ganz so unrecht haben sie nicht. Das Anbringen von Stickern kann strafrechtlich relevant sein, wenn Etiketten Produktinformationen verdecken oder Rückstände hinterlassen. Juristisch bewegt sich die Aktion damit in einer Grauzone. Die Forderung vieler Leser nach Konsequenzen verweist auf eine tiefergehende Debatte über die Grenzen politischer Protestformen.
"Meines Erachtens ist das Sachbeschädigung. Die Verursacher sollten ermittelt und kostenpflichtig gemacht werden." Zum Originalkommentar
"Nein, das ist keineswegs legal. Die Produkte im Regal stehen im Eigentum des Marktes oder manchmal bis zum Verkauf auch noch im Eigentum des Herstellers. Alleine der jeweilige Eigentümer hat darüber zu entscheiden, was damit gemacht werden darf." Zum Originalkommentar
"Frage: Sind solche Aktionen nicht strafbar?" Zum Originalkommentar
"Es ist eine bodenlose Frechheit, so eine Aktion zu starten. Das ist doch vollkommen egal, mit wem er befreundet ist. Hat er damit das Recht gebrochen?" Zum Originalkommentar
Warnung vor Denunziation und moralischem Eifer
13 Prozent der Kommentatoren ziehen historische Parallelen und warnen vor einem "Kulturkampf durch Markierung". Sie sehen in der Aktion eine Form moderner Denunziation, die an autoritäre oder ausgrenzende Praktiken erinnere. Der Vorwurf: Statt demokratische Auseinandersetzung zu suchen, werde ein Unternehmer moralisch gebrandmarkt, weil er politisch "falsch" liege. Tatsächlich hatte Theo Müller bereits 2023 öffentlich erklärt, AfD-Chefin Alice Weidel sei eine Freundin – eine Aussage, die damals parteiübergreifend Empörung auslöste.
"Kontaktschuld?! Hatten wir das nicht schon mal? Da trifft sich ein Unternehmer mit seiner Nachbarin und schon gibt es Armbinden, um die Person zu markieren." Zum Originalkommentar
"Linke sind scheinbar nicht in der Lage, sich auf demokratischem Wege mit ihren Gegnern zu befassen." Zum Originalkommentar
"Es gab eine düstere Zeit, wo Personen und die Schaufenster von Geschäften gekennzeichnet wurden, die nicht in die Weltanschauung passten. Diese Form der Denunziation liegt wohl in der DNA in Teilen der deutschen Bevölkerung." Zum Originalkommentar
Fragen zur Campact-Finanzierung
Ein Teil der Leser lenkt die Aufmerksamkeit weniger auf Theo Müller, sondern auf Campact selbst. Im Mittelpunkt steht der Vorwurf, die Organisation agiere mit undurchsichtigen Mitteln oder indirekter staatlicher Unterstützung. Hauptsächlich finanziert sich Campact über Spenden von mehr als 120.000 Fördermitgliedern. Laut aktuellem Transparenzbericht lagen die Einnahmen im Jahr 2024 bei rund 24,6 Millionen Euro.
Direkte staatliche Zuschüsse erhält Campact nicht. Das ergab eine kleine Anfrage der AfD. Allerdings, so die Antwort der Bundesregierung, ist Campact Mitgesellschafter der HateAid gGmbH. Diese "wird im Rahmen einer Projektförderung für die Umsetzung des Projekts 'Kompetenznetzwerk Hass im Netz/HateAid gGmbH' (Projektlaufzeit: 1. September 2021 bis 31. Dezember 2024) im Bundesprogramm 'Demokratie leben!' gefördert." Der Anfrage vorausgegangen waren Berichte, wonach Campact im Landtagswahlkampf 2024 in Brandenburg wie auch in Sachsen gezielt Gegenkandidaten der AfD – mit Spenden, Postwurfsendungen und Onlinekampagnen unterstütze.
Die Leserreaktionen greifen diesen Punkt auf: Hinter der Empörung steht weniger die Sticker-Aktion selbst als das generelle Misstrauen gegenüber politisch engagierten Organisationen, die mit Kampagnen aktiv in Wahlkämpfe eingreifen.
"Campact erhielt laut eigenem Transparenzbericht im Jahr 2024, 325.000 Euro von der Amadeo Antonio Stiftung. Die Stiftung wird durch das Bundesprogramm 'Demokratie leben!' gefördert." Zum Originalkommentar
"Die Frage ist: Woher kommt das Geld für die Sticker?" Zum Originalkommentar
"4 Mio Anhänger? Folge dem Geld! Die Aktion kostet, fragt sich also, woher kommt das Geld? Spenden von 'Stärkt die Demokratie'?" Zum Originalkommentar
"Mittlerweile hat der Staat es ja geschafft, dass die Inhaberfamilie in die Schweiz gezogen ist! Ein weiterer Irrsinn der Erbschaftssteuer, Müller sollte rund 30 % zahlen! Kapital, das dann dem Unternehmen fehlt!" Zum Originalkommentar
Ironie und Spott
Wenige Leser reagieren mit Spott und Ironie. Für sie ist die Aktion ein PR-Geschenk. Der Effekt sei das Gegenteil des Beabsichtigten: Die Marke Müller erhält zusätzliche Sichtbarkeit, die AfD zugleich indirekte Aufmerksamkeit. Solche ironischen Stimmen spiegeln den politischen Überdruss vieler Leser wider, die die Grenze zwischen Aktivismus und Marketing zunehmend verwischt sehen.
"Die Werbung für Müller Milch ist genial. Könnte auch von Sixt sein." Zum Originalkommentar
"Hat ein bisschen was vom damaligen Stempel 'made in Germany', den man als Nachteil einsetzen wollte, am Ende wurde es ein Qualitätssiegel." Zum Originalkommentar
"Wenn ich mir diese Aktion der linken Szene so anschaue, habe ich das Gefühl, dass es sich dabei um AfD-Sympathisanten handelt, die das nur nicht offenlegen." Zum Originalkommentar
"Hoffentlich sind die Aufkleber auch ausschließlich auf der rechten Seite der Produkte platziert!" Zum Originalkommentar
Kritik am Handel
Kritik richtet sich auch gegen Edeka, weil betroffene Produkte dort erstmals dokumentiert wurden. Manche Leser unterstellen den Märkten, sie würden die Sticker dulden, andere fordern wirtschaftliche Konsequenzen. Tatsächlich äußerte sich Edeka bislang nur ausweichend – man prüfe den Vorgang und entferne beklebte Ware "im Rahmen der üblichen Qualitätskontrolle". Das zeigt, wie schwierig es für Händler ist, politische Aktionen im Verkaufsraum zu kontrollieren, ohne selbst Position zu beziehen.
"Edeka findet die Aktion scheinbar gut. Ich hoffe, die müssen viel wegwerfen." Zum Originalkommentar
"Ein Grund mehr, die Produkte aus dem Haus Müller zu kaufen, allerdings nicht bei Edeka, die noch immer ihr blaues Logo haben." Zum Originalkommentar
"Mit Steuermillionen kann man viele Sticker drucken und die Wirtschaft schädigen, die zum Teil unsere Wirtschaft mitträgt. Ich muss leider in einem Irrenhaus Germany leben." Zum Originalkommentar
Sonstiges: Kauffreiheit und Ironie
13 Prozent der Leser bekräftigen, sie wollten sich nicht bevormunden lassen. Die Aktion löse bei ihnen den gegenteiligen Effekt aus: bewusster Konsum von Müller-Produkten als Ausdruck individueller Freiheit. Humorvolle Kommentare mischen sich mit ernsten Hinweisen auf eine wachsende Polarisierung. Dieses Selbstverständnis – Konsum als stiller Widerspruch – verdeutlicht, dass politische Moralappelle im Alltag häufig auf Widerstand stoßen.
"Für was hält sich dieses Campact eigentlich?! Ich bestimme noch immer selbst, was ich konsumiere! Da ich heute eh noch einkaufen muss, wird gleich noch eine Steige oder zwei Produkte von Müller gekauft!" Zum Originalkommentar
"Ich mag den Geschmack von Müller und lasse mir nicht vorschreiben, was ich wie und wo einkaufe. Es nervt langsam." Zum Originalkommentar
"Was für ein Werbekracher! Bravo!" Zum Originalkommentar
"Diese Produkte werden in kürzester Zeit Sammlerwert haben." Zum Originalkommentar
"Dass die Linken nicht die Hellsten sind, war mir bisher bekannt, aber dass sie Marketingtalent haben, ist mir neu. Wo kann man diese Produkte kaufen?" Zum Originalkommentar
Diskutieren Sie mit! Die Debatte um die Sticker-Aktion gegen Müller zeigt, wie politisch aufgeladene Symbole bis in den Alltag und das Einkaufsregal reichen. Was halten Sie von Protestformen wie diesen? Ändern solche Aktionen Ihr Einkaufsverhalten – oder geht politische Kommunikation hier zu weit?