Sie stehen zwischen Milch und Käse in einem Edeka-Markt in Seefeld in Bayern. Zwei Flaschen: reine Buttermilch und Fruchtbuttermilch mit Pfirsich-Geschmack der Marke „Müller“. Doch die Verpackungen sind mit Stickern in grellem Orange und Türkis beklebt.
Statt des bekannten Werbespruchs „Alles Müller oder was?“ liest man: „Alles AfD oder was?“ Auf dem anderen Sticker steht: „Jetzt mit AfD-Geschmack“. Der rote Pfeil im Logo der AfD zielt auf einen QR-Code.
Protest im Supermarkt: Politische Aufkleber auf Müllermilch
Liest man das Kleingedruckte, ist schon zu erkennen, wohin der QR-Code führt, sobald man ihn scannt: zu „Campact – Bewegt Politik“. Ganz oben auf der Seite der linken Aktivisten steht: „Bestelle jetzt Dein kostenfreies Stickerpaket!“ Weiter heißt es: „Ein AfD-Logo im Supermarkt? Mit unseren Aufklebern auf Müllermilch und Co. klärst Du direkt im Supermarkt auf – nimm die Sticker in den Supermarkt mit und klebe sie einfach auf Müller-Produkte im Kühlregal.“
Dabei bezieht sich „Campact“ auf Theo Müller, den Inhaber der Molkerei Müller. Schon Ende 2023 berichtete das „Handelsblatt“, dass Müller Kontakt zur AfD-Chefin Alice Weidel hat. In einem Interview mit der „Zürcher Zeitung“ sagte Müller: „Sie wohnt in der Nähe und kommt öfters zu Besuch.“ In dem Gespräch bezeichnet er Weidel als Freundin. Und zuletzt war Weidel zu Gast bei einer Geburtstagsparty von Müller.
Medienberichten zufolge haben sich andere Unternehmenslenker von der AfD distanziert – etwa Nikolai Setzer von Continental. Dieser sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass Rassismus dem Wirtschaftsstandort Deutschland schade.
Edeka-Filiale will Aktion nicht kommentieren
Deutschlandweit versendet „Campact“ nach eigenen Angaben gratis Pakete mit jeweils 24 Stickern, bedruckt mit Slogans und QR-Codes gegen die Marke „Müller“. Denn „wer zu Müller-Produkten greift, unterstützt einen Milliardär, der Rechtsextreme salonfähig machen will“, heißt es bei „Campact“. Laut der Kampagnen-Organisation sei es legal, Sticker auf Produkte im Supermarkt zu kleben, solange diese nicht beschädigt würden.
Der betroffene Edeka will zu der Aktion keine Stellung beziehen. Wie häufig bereits Produkte von Müller mit den Stickern beklebt wurden, weiß Karina Engelking aus dem Presseteam von Edeka nicht. Da Edeka ein Verbund von 3200 selbstständigen Kaufleuten ist, sei es den einzelnen Märkten überlassen, wie sie mit solchen Situationen umgehen, so Engelking.
Sie betont jedoch, dass „der gesamte Verbund sich klar von radikalem Gedankengut distanziert und jede Form von Diskriminierung ablehnt. Wir legen großen Wert auf Respekt und ein faires Miteinander – unabhängig von Nationalität, Religion, Geschlecht oder Alter.“
Campact: Wer hinter der Sticker-Aktion steckt
„Campact“ ist ein Verein aus Berlin und beschreibt sich laut eigenen Angaben als „Kampagnen-Organisation“, die mehr als vier Millionen Anhänger habe, um sich „für progressive Politik“ einzusetzen.
Das Ziel: Demokratie, Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und eine starke Zivilgesellschaft zu unterstützen. Der Verein finanziert sich durch Spenden, wie es auf der eigenen Website heißt. Im Vorstand sind demnach Biologen, Politikwissenschaftler, Journalisten und Volkswirte.