„Wir haben immer gewonnen“: Putins Propagandistin wütet nach US-Hilfen – und pumpt Zuschauer an
Märchenstunde im Staats-TV: Trotz der neuen Ukraine-Hilfe aus den USA geben sich Putins Propagandisten siegessicher, sind aber selbst auf der Suche nach Geld.
Moskau – So richtig kann sich Yulia Vityazeva nicht entscheiden. Erst ist die russische Moderatorin „total sicher“, dass das amerikanische Ukraine-Hilfspaket „die Schmerzen“ der ukrainischen Regierung nur verlängern wird“, dann prognostiziert sie „viele, viele Angriffe gegen uns“, nur um schnell zu beteuern: „Aber wir werden mit Sicherheit gewinnen. Es kann gar nicht anders sein.“ Ein bisschen ähnelt der Monolog von Wladimir Putins Propagandistin dem Gänseblümchenspiel – allerdings als konfuse Variante in den russischen Medien. Dort herrscht nach der Entscheidung des amerikanischen Repräsentantenhauses für ein milliardenschweres Hilfspaket mal wieder der alltägliche Wahnsinn.
Rund 61 Milliarden US-Dollar – mit diesem Betrag wollen die Vereinigten Staaten die Ukraine im Krieg vor allem militärisch unterstützen. Was der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und die europäischen Verbündeten mit Erleichterung zur Kenntnis genommen haben, sorgt in Russland offenbar für Verwirrung. Die Moderatorin von Solovyov Live, Yulia Vityazeva, schwankt in einem rund dreiminütigen Clip, der viral gegangen ist, jedenfalls wahlweise zwischen Spott, Beunruhigung, Prahlerei, Geschichtsverdrehung, Drohungen und einem Appell ans Mitgefühl der russischen Bevölkerung. Denn am Ende werden tatsächlich die Zuschauer angepumpt – zusätzliches Geld kann wohl auch Russland gut gebrauchen.

Russlands Staats-TV: Moderatorin spottet über US-Hilfspaket für Ukraine und gibt sich siegessicher
Vorher dürfen sie sich aber erst einmal „eine Minute Menschlichkeit“ anhören, wie Vityazeva es ausdrückt. „Ukrainische Medien und Ukrainer in den sozialen Medien seien ganz außer sich“, spottet die Journalistin. „Sie glauben, dass die amerikanische Hilfe kommt und sie damit irgendwas, irgendwo verteidigen oder sogar behalten können.“ Es sei aber unwahrscheinlich, dass sie erfolgreich wären, meint die Propagandistin und kündigt an: „Tausende über Tausende von Ukrainern werden sterben.“
So ganz kann aber auch Vityazeva die Bedrohung der Militärhilfe nicht ausblenden. Sie erwarte viele Angriffe „gegen uns, unsere Zivilisten und unsere Infrastruktur“, sagt die Russin und fügt hinzu: „Es wird Ströme von Tränen und Blut geben.“ Lange hält diese Stimmung aber nicht an. All diese „Almosen“ würden nichts bringen. „Du kannst niemals gegen Russland in den Krieg ziehen. Vor allem auf Kosten von jemand anderem“, zeigt sie sich siegessicher. „Wir haben immer gewonnen.“ Für diese nachweislich falsche Behauptung sollte es auf YouTube später reichlich Widerspruch geben. Dutzende Nutzer listen unter dem Video auf, wann Russland welche Kriege verloren hat, und empfehlen mal „ein Geschichtsbuch zu lesen“.
Im Ukraine-Krieg: Russische TV-Zuschauer sollen Hilfsgüter für Krankenhaus finanzieren
Von solchen Fakten lässt sich die Propagandistin nicht beeindrucken, sie droht lieber der Ukraine: „Wenn ihr nicht leben wollt, dann werdet ihr alle sterben. Die amerikanischen Waffen werden euch nicht retten.“ Die „Idioten“ glaubten noch immer, sie würden sich durchsetzen, poltert Vityazeva. „Ihr werdet scheitern. Alles wird gut für uns verlaufen.“
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Ob die Lage für Russland tatsächlich so rosig ausschaut, wie sie es erzählt, darf bezweifelt werden. Zumindest bei der Versorgung der verwundeten Soldaten ist das Land auf die finanzielle Unterstützung seiner eigenen Bevölkerung angewiesen. Nächsten Samstag wolle man wieder einen Laster ins Krankenhaus schicken, sagt die Moderatorin und bittet um Hilfe, denn gefüllt werden soll der Wagen mit „allem, was wir dank euch kaufen können“. Man habe zwar „einiges im Lagerhaus, aber eine Menge muss noch angeschafft werden. Wir wollen die Lastwagen vollgepackt losschicken.“ Abermals „müsst ihr und muss ich unsere Magie beweisen“, bittet Vityazeva.
Nutzer bei X und YouTube spotten über Behauptungen von Russlands Propagandistin
Der Spott ist ihr in den sozialen Medien sicher. „Ihr werdet scheitern, aber alles läuft gut für uns“, zitiert ein User bei X und schreibt: „Es läuft nicht gut für euch AKTUELL, und hat es auch nicht seit einer langen Zeit.“ Ein anderer schreibt: „Erinnert euch, Kinder. Die sowjetische Diplomatie sagt immer das exakte Gegenteil von dem, was in der Realität passiert.“ Wieder andere stören sich an der ebenfalls falschen Behauptung, Russland würden seine Kriege „nie starten, aber immer beenden“.
Und auch bei YouTube amüsieren sich die User über die Behauptung, alles laufe gut für Russland. „Im dritten Jahr eines ‚Drei-Tage-Krieges‘“, schreibt einer und bekommt dafür die meisten Likes. „Wenn jemand nicht weiß, was lächerlich bedeutet, hier ist ein Beispiel“, meint ein zweiter. Andere analysieren kurz und knapp: „Die müssen anscheinend ziemlich besorgt sein.“ Weitere stören sich an der Argumentation, einerseits zu behaupten, US-Hilfen würden nichts bringen, und „dann in der nächsten Minute um Spenden für die Armee zu betteln“.
Verärgert sind die Russen über die US-Hilfe und die angekündigte Initiative für weitere Hilfen von EU-Staaten aber allemal, das hat sich in den vergangenen Tagen gezeigt. So bezeichnete der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew das Votum im Repräsentantenhaus etwa als „eine Abstimmung fröhlicher amerikanischer Freaks für die Fortsetzung des Bürgerkriegs zwischen den geteilten Völkern unseres zuvor vereinten Landes“, wie die Ukrainska Prawda berichtete, und die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Zakharova kündigte Washington gar eine Demütigung wie in Vietnam oder Afghanistan an. Experten warnen, dass Russland jetzt seine Angriffe verstärken könnte, bevor die US-Hilfen eingetroffen sind. (flon)