„Verzerrung der Tatsachen“: Streit unter Rettern wird heftiger - Disponenten kritisieren Landräte
Die Mitarbeiter im Notruf-Knotenpunkt sind unzufrieden. Die geplante Fusion der Leitstellen wollen die Disponenten nicht hinnehmen. Sie kritisieren die Entscheider.
Die Diskussion um die geplante Fusion der Integrierten Oberland in Weilheim mit der ILS Fürstenfeldbruck wird mehr und mehr zum Kleinkrieg. Auf einen offenen Brief der Weilheimer Mitarbeiter reagierte der zuständige Zweckverband – kurz: ZRF – mit einer Klarstellung. Die ILS-Disponenten werfen dem Zweckverband nun wiederum Falschinformationen vor.
Mitarbeiter der ILS kritisieren Landräte - „Vertrauen schwindet“
Der ZRF hat seine Entscheidung wie berichtet in einem sechs Seiten umfassenden Schreiben verteidigt. Die Landkreise Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen bilden den Verband. Sie hätten sich die Entscheidung zur Fusion mit der ILS in Maisach „nicht leichtgemacht“. Viele Gründe sprächen dafür.
„Verzerrung der Tatsachen: Streit unter Rettern wird heftiger - Disponenten kritisieren Entscheider
Zum Beispiel sei die Zusammenlegung von Leitstellen auch im Bayerischen Innenministerium Thema. Eine bundesweite Regierungskommission zur modernen Krankenhausversorgung habe empfohlen: „Sinnvoll ist eine Zentralisierung der Leitstellen. Es wird pro circa eine Million Einwohner eine Integrierte Leitstelle empfohlen.“ Die sieben Landkreise haben insgesamt ziemliche genau eine Million Einwohner.
Die ILS-Mitarbeiter bewerten die Situation anders. Sie werfen dem ZRF eine „bewusste Verzerrung der Tatsachen“ vor. Die Regierungskommission habe nämlich ebenfalls gesagt, dass „eine solche pauschale Aussage nicht haltbar ist“. Stattdessen wären flexible und regional angepasste Lösungen gefragt, gerade in dünn besiedelten Gebieten. „.Die Interpretation des ZRF Oberland vernachlässigt diese wichtige Differenzierung und erweckt den Eindruck, die Kommission habe eine starre Vorgabe gemacht“, kritisieren die ILS-Mitarbeiter.
Sie sehen keinen Handlungsdruck. Die Regierungskommission habe eine nämlich empfohlen, dass die Bundesländer entscheiden. „Warum machen die Zweckverbände einen Alleingang?“, fragen die Mitarbeiter.
ILS-Mitarbeiter sehen Vertrauen schwinden - Petition startet erfolgreich
Ein weiterer Punkt, in dem die Disponenten der ZRF Täuschung vorwerfen: In dem Schreiben werde nicht unterschieden zwischen einer Leitstelle und einer integrierten Leitstelle. Die würden vom ZRF „fälschlicherweise gleichgesetzt“, während die Regierungskommission klar unterscheide.
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Eine Leitstelle nehme lediglich medizinische Notrufe an und disponiert Notärzte, während eine integrierte Leitstelle – wie in Weilheim und Fürstenfeldbruck – für alle Einsatzkräfte und deren Koordinierung zuständig sei, also auch Feuerwehren, Bergwacht und Wasserwacht. „Die Darstellung des ZRF Oberland entspricht nicht den Fakten und untergräbt das Vertrauen in die Objektivität“, schreiben die Kritiker. Das ZRF betont hingegen, dass die Fusion der beiden Notruf-Knotenpunkte „die einzig sinnvolle und zukunftsfähige Entscheidung“ sei.
Gegen die Entscheidung der Landräte regt sich großer Protest. Ein ehemaliger Rettungsdienst-Mitarbeiter hat zum Beispiel eine Petition gestartet - Tausende wollen die Leitstelle retten.