Neue Freibeträge geplant: Lindner plant Steuerreform – wer ab wann und wieviel profitiert

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Finanzminister Christian Lindner (FDP) verspricht eine Reform der Steuer-Tabellen in Deutschland. Doch wer profitiert ab wann von den neuen Freibeträgen?

Berlin – Knapp zwölf Monate vor den Bundestagswahlen 2025 präsentieren die Regierungspartner SPD und FDP neue Konzepte zur Steuerreform. FDP-Finanzminister Christian Lindner plant eine stärkere Entlastung der deutschen Arbeitnehmer als bisher vorgesehen.

Dieses Vorhaben sei ein „Gebot der Fairness“, so Lindner in einem Interview mit der Bild-Zeitung. Doch wer profitiert ab wann von mehr Nettoeinkommen? Die Verteilung der Mittel könnte innerhalb der Koalition noch für erhebliche Unstimmigkeiten sorgen.

Entlastung in Deutschland: FDP-Chef Lindner verspricht Steuerreform

Christian Lindner (FDP) hat seine Steuerreformpläne dem Ampel-Kabinett vorgestellt. Sein Hauptziel ist es, der sogenannten kalten Progression entgegenzuwirken. Angesichts der hohen Inflation der letzten Jahre soll verhindert werden, dass Lohnerhöhungen durch die Inflation aufgezehrt werden und die Deutschen letztendlich weniger Geld zur Verfügung haben. Lindner gab bekannt, dass er bereits die Unterstützung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) für seinen Plan erhalten hat.

Legt eine Steuerreform vor: FDP-Chef Christian Lindner.
Legt eine Steuerreform vor: FDP-Chef Christian Lindner. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Mehr Brutto vom Netto – ab wann Lindner neue Freibeträge in Deutschland plant

Doch wann können die Arbeitnehmer mit einer Entlastung rechnen? Lindners Steuerprogressionsbericht sieht hauptsächlich zwei Maßnahmen vor. Erstens ist eine Erhöhung des Grundfreibetrags geplant. Dieser soll ab 2025 um 312 Euro auf 12.096 Euro steigen und 2026 auf 12.348 Euro erhöht werden. Diese Anpassung soll sicherstellen, dass Arbeitnehmer mehr von ihrem Einkommen behalten können, ohne dass es durch die kalte Progression aufgezehrt wird.

Steuerreform ab 2025: Lindner sieht Änderung bei Kinderfreibetrag und Kindergeld vor

Der Kinderfreibetrag ist ein weiterer Schwerpunkt der Reform. Er soll im nächsten Jahr um 60 Euro auf 6672 Euro und 2026 auf 6828 Euro steigen. Diese Erhöhung ist stärker als ursprünglich nach der Nullrunde beim Bürgergeld 2025 geplant. Lindner erklärte dazu gegenüber der Bild: „Wir sind uns einig, dass wir an den alten Zahlen festhalten wollen.“

Zusätzlich plant Lindner eine Anpassung des Kindergelds. Dieses soll 2025 zunächst um fünf Euro auf 255 Euro monatlich und 2026 auf 259 Euro steigen. „Es muss einen spürbaren Unterschied zwischen Arbeitseinkommen und Sozialleistung geben“, betonte der Finanzminister.

Lindner plant umfassende Steuerreform – Ampel-Partner bisher nicht an Bord

Für Lindner ist die Erhöhung der Freibeträge jedoch nur ein erster Schritt hin zu einer umfassenden Steuerreform. Die FDP plant, die kalte Progression durch eine Anpassung der Einkommenssteuertarife abzubauen und alle Steuerzahler zu entlasten – sowohl Geringverdiener als auch Spitzenverdiener.

Doch bisher sind die beiden anderen Partner der Ampel-Koalition nicht an Bord. Die Liberalen konnten sich mit SPD und Grünen vor allem auf die Freibetragsregelung einigen. Bereits in diesem Jahr wurden die Grenzen rückwirkend zum 1. Januar 2024 angepasst. Wie die Arbeitnehmer davon profitierten, zeigt die folgende Tabelle vom Bund der Steuerzahler:

Steuerreform 2024: Tabelle zeigt, wer in Deutschland wie profitiert

Singles / Alleinerziehende + 34 Euro
Ehepaar ohne Kinder + 68 Euro
Ehepaar mit 1 Kind, 8000 Euro brutto im Monat + 138 Euro
Ehepaar mit 2 Kindern, 8500 Euro brutto + 206 Euro
Ehepaar mit 3 Kindern, 9000 Euro brutto + 268 Euro

Die Tabelle zeigt, dass die Einsparungen durch veränderte Freibeträge begrenzt sind. Dies wird auch bei einer weiteren Erhöhung ab 2025 der Fall sein. Ein Rechenbeispiel des Focus zeigt, dass bei einer vierköpfigen Familie wahrscheinlich kein großes Plus im Geldbeutel zu verzeichnen sein wird. Bei einem Monatseinkommen von 5000 Euro brutto würden 2025 etwa 21 Euro mehr übrig bleiben. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung ab dem nächsten Jahr ebenfalls steigen werden. Das bedeutet, dass das Plus wieder aufgezehrt wird.

Streit in der Ampel-Koalition: FDP und SPD streiten über Steuerreform in Deutschland

Vor diesem Hintergrund hoffen die Deutschen auf weitere Steuererleichterungen. Ob es in dieser Legislaturperiode noch zu einem großen Wurf kommen wird, bleibt abzuwarten. Denn im Gegensatz zur FDP plant die SPD, Spitzenverdiener in Zukunft stärker zur Kasse zu bitten. Am Wochenende legte der Vorstand der Sozialdemokraten dazu ein erstes Strategiepapier vor. Dieses richtet sich auf die Zeit nach der Bundestagswahl 2025. Es ist jedoch fraglich, ob die SPD in den kommenden Monaten einen weiteren Lindner-Plan unterstützen wird. (jkf)

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