Bahn-Chaos geht weiter: Biber-Alarm am Bahndamm, kein Ersatzverkehr

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Wegen eines „Biberschadens“ fährt zwischen Peißenberg und Schongau seit Montag kein Zug mehr. © THOMAS PLETTENBERG

Erst vor wenigen Wochen herrschte auf der Pfaffenwinkelbahn zwischen Peißenberg und Schongau Stillstand. Jetzt liegt die Strecke erneut brach: Infolge zahlreicher Starkregenereignisse ist ein im Inneren des Bahndamms verlaufender Bibergang eingestürzt. Probleme gibt es derweil auch beim Schienenersatzverkehr.

Landkreis – Wer am Montag eine Zugfahrt von Schongau nach Peißenberg geplant hatte, wurde bitter enttäuscht. Auf dem westlichen Abschnitt der Pfaffenwinkelbahn ging wieder einmal nichts mehr: „Infrastrukturstörung am Fahrweg“ war in einer Mitteilung der Bayerischen Regiobahn (BRB) zu lesen. Nähere Informationen konnte selbst BRB-Pressesprecherin Annette Luckner nicht liefern. „Offiziell kann ich noch keine Auskunft geben“, sagte sie zu Wochenbeginn. Frühzeitig einen Ersatzverkehr mit Bussen zu organisieren, hatte allerdings funktioniert. Schon seit Vormittag seien zwischen der Lechstadt und der Marktgemeinde Peißenberg zwei Busse im Pendelverkehr unterwegs, so Luckner am Montag.

Auf die Frage, wann der Regelverkehr wieder aufgenommen werden soll, darauf wusste die Pressesprecherin zunächst keine Antwort, konnte nur mutmaßen und verwies deshalb auf die DB InfraGo, die sich bekanntlich um die marode Infrastruktur auf der Bahnlinie kümmert.

An den betroffenen Haltestellen herrscht derweil Ratlosigkeit – auch der dürftigen Informationslage wegen. Am Peißenberger Bahnhof ist das mittlerweile ein gewohntes Bild. Es ist besonders die schlechte Kommunikation, die den Menschen dort sauer aufstößt.

Am Bahnsteig herrscht Ratlosigkeit

Laut Plan soll der Ersatzverkehr dort immer zur halben Stunde abfahren. Doch selbst 30 Minuten nach der planmäßigen Abfahrtszeit ist am Mittwochnachmittag noch kein Bus in Sicht. Für viele ein großes Ärgernis. Aus Ungewissheit zücken die ersten bald ihr Handy, kontaktieren Freunde und Familie – oder rufen sich gleich ein Taxi. Und während sie auf ihren Abholdienst warten, biegt plötzlich der Ersatzverkehr um die Ecke – winkt dann aber ab und verabschiedet sich sogleich in die Mittagspause. Zu früh gefreut.

„Wir sind heute Morgen um 4 Uhr in Kiel losgefahren. Bis jetzt hat alles geklappt“, ärgert sich ein Urlauber aus Schleswig-Holstein. Einer Wandergruppe aus Rheinland-Pfalz ergeht es da nicht besser. Auch sie wollen nach Schongau, kennen sich im Pfaffenwinkel nicht sonderlich gut aus und blicken ratlos dem leer abfahrenden Bus hinterher. „Hier ist nichts mehr normal“, schimpft derweil ein anderer und schleicht kopfschüttelnd von dannen.

Biber haben sich in den Bahndamm gegraben

Doch was ist eigentlich der Grund für die Zugausfälle? Erst am Mittwoch konnte die Deutsche Bahn Licht ins Dunkel bringen: „Ursache für die Sperrung ist ein Biberschaden, verbunden mit einem Starkregenereignis“, teilte eine Sprecherin der Bahn schriftlich mit. Die Tiere sollen sich in den Bahndamm gegraben haben. Der Gang sei infolge der starken Niederschläge schließlich eingebrochen und habe die Strecke in Mitleidenschaft gezogen. „Dabei wurde Material aufgespült“, schreibt die Deutsche Bahn. Wo genau der besagte Bahndamm liegt, steht nicht in der Mitteilung. BRB-Pressesprecherin Luckner meinte am Montag, die Baustelle würde sich irgendwo bei Peiting befinden.

Doch mit dem Einsturz noch nicht genug: Zusätzlich habe sich beidseitig der Gleise Wasser angestaut. Dass es mit den Arbeiten nicht schneller vorwärtsgeht, dafür hat die Deutsche Bahn eine einfache Erklärung: „Da der Biber unter Artenschutz steht, sind zunächst Genehmigungen erforderlich, um die Biberdämme einreißen und das angestaute Wasser ablaufen lassen zu können.“ Zudem müsse ein „Vegetationsschnitt“ durchgeführt werden. Erst dann zeige sich das „gesamte Ausmaß der Schäden“, ließ sie die Zugreisenden wissen. Mit einer zeitlichen Prognose konnte die Bahn zwar nicht dienen, versicherte aber, „mit Hochdruck“ an der Problemstelle zu arbeiten.

Kein Busunternehmen gefunden, kein Schienenersatzverkehr

„Aufgrund der Dringlichkeit der Biberdammentnahme wurde die Freigabe von Seiten der Naturschutzbehörde erteilt“, erklärte derweil Landratsamt-Pressesprecher Dominik Detert. Ihm zufolge habe sich die Bahn bereits am Dienstag mit der Landkreisverwaltung in Verbindung gesetzt. „Am Mittwochvormittag war unser Biberfachberater vor Ort“, so Detert.

So weit, so gut. Die nächste Schocknachricht ließ jedoch nicht lange auf sich warten: „Der Schienenersatzverkehr fällt heute komplett weg“, verkündete Annette Luckner am Freitag. Man habe kein Busunternehmen finden können, das den Ersatzverkehr hätte übernehmen können. „Das tut uns sehr leid“, bedauerte die Pressesprecherin der BRB. Zudem herrscht nun Gewissheit: Die Verbindung von Peißenberg nach Schongau bleibt bis voraussichtlich Dienstag, 17. September, gesperrt. Einen Ersatzverkehr kann die BRB in diesem Zeitraum nicht garantieren. Der könne nämlich nur verkehren, „wenn ausreichend Busse und Fahrer verfügbar sind“, schreibt die BRB und ruft obendrein zu einem „respektvollen Umgang“ auf. Aufgrund von Bedrohungen und Beleidigungen werde es immer schwieriger, Personal zu finden.

Bis Sonntag kein Zugverkehr zwischen Weilheim und Peißenberg

Wer glaubt, nun am Ende der Fahnenstange angelangt zu sein, der irrt: Auch zwischen Weilheim und Peißenberg – wo bislang noch Regelverkehr geherrscht hatte – fährt bis voraussichtlich Sonntag, 8. September, kein Zug mehr. Warum? Die BRB wusste es anfangs selbst nicht, konnte aber diejenigen beruhigen, denen es beim Wort „Schienenersatzverkehr“ bereits kalt den Rücken herunterläuft. Der Ersatzbus sei schon frühzeitig organisiert worden, lautet Annette Luckners hoffnungsvolle Botschaft. Mittlerweile begründet die DB InfraGo die Sperrung mit „Brückenbauarbeiten“. Ob zumindest diese Sperrung planmäßig wieder aufgehoben wird? Die Pendler werden es am Montag herausfinden.

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