Handyrechnung zu hoch? O2-Kunden klagen über unerwünschte Abos – „Ich bin richtig sauer!“
O2-Abzocke? Kunden nach Blick auf Rechnung überrascht – „Ich bin richtig sauer!“
O2-Kunden entdecken unerklärliche Abos auf ihrer Handyrechnung. So gelangen ungewollte Abos auf die Rechnung und was man dagegen tun kann.
München – Zahlreiche O2-Kunden stehen derzeit ratlos vor ihrer monatlichen Handyrechnung. Statt des gewohnten Betrags finden sie plötzlich Abbuchungen für Abos, die sie nie abgeschlossen haben. Besonders häufig tauchen in diesem Zusammenhang ungewollte Abos für Gymondo-Fitness-Flatrates, O2 Music Pakete oder die O2 Unlimited Games Flatrate auf, die mit bis zu 30 Euro monatlich zu Buche schlagen können.
Im O2-Forum häufen sich in den letzten Jahren immer wieder ähnliche Beschwerden. Eine betroffene Kundin beschrieb 2021, in dem Thread, ihren Fall: „Ich habe diese Flatrate nie gebucht und wollte sie auch nie buchen. Wie kann es sein, dass ich plötzlich ein Abo auf meiner Rechnung habe?“ Der Thread wurde seitens O2 mit dem grünen Label „gelöst“ versehen. Doch bei genauen Betrachten stellt man fest, dass vor wenigen Wochen ein enttäuschter User, Udeluxe, das gleiche Problem beschreibt: „Ich bin richtig sauer. Das ist Betrug. Wenn man es nicht sieht, zahlt man schön weiter.“
O2-Abzocke? „Für mich ist das klare Betrugsmasche“
Auch Lucas S. entdeckte auf seinen letzten Handyrechnungen unerklärliche Abbuchungen: „Die Beträge waren um knapp 10 Euro höher als üblich. Als ich bei der O2-Hotline nachfragte, wurde mir gesagt, dass ich angeblich eine Fitness-App namens Gymondo abonniert hätte. Ich weiß aber sicher, dass ich nie etwas dergleichen bestellt oder bestätigt habe“ erklärt er gegenüber IPPEN.MEDIA. Nach seiner Beschwerde verlangte er die Rückerstattung der drei Monate zu viel gezahlten Beträge und die Kündigung des Abos. „Das wurde mir zwar zugesagt, aber ich finde es erschreckend, wie unbemerkt solche Abos im Hintergrund laufen können. Für mich ist das eine klare Betrugsmasche,“ so Lucas.
Gymondo-Fitness, O2 Music und O2 Unlimited Games: Wie entstehen diese ungewollten Abos?
Hinter diesen unerklärlichen Abbuchungen steckt eine Betrugsmasche, die laut der Verbraucherzentrale als Clickjacking bezeichnet wird. Dabei manipulieren Betrüger Werbeanzeigen im Internet. Nutzer klicken beispielsweise auf ein „X“, um eine Werbung zu schließen, und lösen im Hintergrund unbemerkt einen „Kaufen“-Button aus, der das Abo abschließt. Diese Masche funktioniert, indem die Mobilfunknummer des Nutzers im Hintergrund erfasst wird.
Sobald das Gerät mit dem Mobilfunknetz verbunden ist, werden die Zahlungsinformationen an den Mobilfunkanbieter übermittelt. Auch Prepaid-Tarife sind von dieser Methode betroffen, jedoch nur dann, wenn das Gerät über das Mobilfunknetz und nicht über WLAN verbunden ist. Letzteres gilt vor Clickjacking als sicher, da sich nicht über die Telefonnummer ins Netz eingewählt wird.
Auch wenn Mobilfunkanbieter wie O2 seit 2019 die Mobilfunkgarantie und ein Redirect-Verfahren eingeführt haben, um Abzocke zu verhindern, zeigt sich in der Praxis, dass diese Schutzmechanismen oft nicht ausreichen. Das Redirect-Verfahren sorgt normalerweise dafür, dass Nutzer eine zusätzliche Bestätigung abgeben müssen, bevor ein kostenpflichtiges Abo abgeschlossen werden kann. Doch Berichte aus dem O2-Forum zeigen, dass Drittanbieter häufig auch diese Maßnahmen umgehen oder sie nicht korrekt umgesetzt werden.
Negativbeispiel O2: So schützt man sich vor ungewollten Abos
Ein weiterer Vorwurf an O2 lautet, dass der Mobilfunkanbieter in solchen Fällen häufig keine Verantwortung übernimmt. Kunden werden mit ihren Beschwerden an die Drittanbieter verwiesen, obwohl das Abo über den Mobilfunkanbieter abgerechnet wird. Ein Kunde berichtete: „Ich habe das gleiche Problem. Gymondo wurde bei mir ohne mein Wissen dazugebucht. Ich habe mal zufällig auf meine Rechnung geschaut und dort Gymondo als Mehrwertdienst gefunden, sonst wäre es mir nie aufgefallen.“
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Um sich vor diesen Abo-Fallen zu schützen, empfiehlt es sich, eine Drittanbietersperre einzurichten. Diese Sperre verhindert, dass Dritte über die Mobilfunkrechnung kostenpflichtige Abos abschließen können. Kunden können diese Sperre direkt bei ihrem Anbieter beantragen, entweder telefonisch, per E-Mail oder über das Kundenportal. Die Verbraucherzentrale stellt hierzu einen Musterbrief zur Verfügung.
„Es wäre es mir nie aufgefallen“: Was tun bei ungewollten Abos?
Zudem sollten alle SMS-Benachrichtigungen zu neuen Abos genau geprüft werden. Drittanbieter verschicken in der Regel eine Bestätigung per SMS, sobald ein Abo abgeschlossen wurde. Wenn diese Nachricht frühzeitig erkannt wird, kann das Abo häufig noch rechtzeitig gekündigt werden, bevor Kosten anfallen. Wer bereits Opfer der Abo-Falle geworden ist, sollte schnell handeln:
- Abo kündigen und eine schriftliche Bestätigung der Kündigung anfordern
- Den Anbieter kontaktieren und eine Rückerstattung der Kosten beantragen
- Drittanbietersperre einrichten, um künftige Abbuchungen zu verhindern
Im Zweifelsfall kann es auch hilfreich sein, den Vorfall bei der Bundesnetzagentur zu melden. Diese kann gegen unseriöse Anbieter vorgehen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Wichtig ist aber auch, dass Verbraucher regelmäßig ihre die gelisteten Posten auf den Handyabrechnungen genau prüfen.
Mit rechtzeitigem Handeln können so ungewollte Abos vermieden und unnötige Kosten verhindert werden. Obacht auch bei Nachrichten zu „ungewöhnlicher Aktivität“ auf Paypal-Konten. Verbraucherschützer warnen vor Betrugsmasche per Phishing-Mail. Gleiches gilt derzeit für Bankkunden der ING. Falls das Konto gehackt wird, gibt es in manchen Fällen die Möglichkeit, das Geld zurückzubekommen. Ende 2024 wurde ein WhatsApp-Nutzer um 2.000 Euro betrogen. Auch hier gilt es achtsam zu bleiben. (ls)