Sexuelle Belästigung am Bahnsteig: Mann (55) streichelt Frau (35) über das Gesäß
Dieses Streicheln geschah nicht zufällig – so wertete eine 35-jährige Frau ein Vorkommnis am Holzkirchner Bahnhof, als ein 55-jähriger Mann am Bahnsteig ihr Gesäß berührte. Sie zeigte das einer Polizeistreife an, die den Verdächtigen prompt stellen konnte und jetzt wegen sexueller Belästigung ermittelt.
Holzkirchen – Die Dunkelziffer solcher „Berührungen“ an Bahnhöfen und in Zügen dürfte hoch sein, am vergangenen Samstag mündete eine davon in ein Ermittlungsverfahren. Eine 35-jährige Frau aus dem Landkreis Erding war mit ihrem achtjährigen Sohn auf der Durchreise, sie wartete gegen 9.30 Uhr am Holzkirchner Bahnhof unweit des Ticketautomaten am Bahnsteig – so steht es im gestrigen Pressebericht der Polizei zu lesen. Dann näherte sich ein unbekannter Mann und streichelte im Vorbeigehen über ihr Gesäß – bewusst und absichtlich, so empfand es die 35-Jährige.
Der Zufall wollte es, dass eine Fußstreife der Holzkirchner Polizei gerade am Bahnhof unterwegs war. Die Frau sprach die beiden Beamten an und brachte den Vorfall zur Anzeige. Den Mann, der sie am Bahnsteig berührt hatte, schilderte sie als südländischen Typ mit kräftiger Statur, Glatze und dunklem Kinnbart, der in Richtung Atrium davongegangen war.
Auch dank der genauen Beschreibung der Kleidung des Verdächtigen (schwarze Schlappen, kurze Jeanshose) gelang es der Polizei, noch in Bahnhofsnähe einen Mann anzusprechen, der eindeutig als der beschriebene Mann identifiziert werden konnte.
Begrapschen gilt seit 2016 als Straftat
Wie Christian Gollwitzer, Leiter der Holzkirchner Inspektion, auf Anfrage erklärte, handelt es sich um einen 55-jährigen Holzkirchner, der zwar migrantischen Hintergrund hat, aber schon lange in der Marktgemeinde wohnt.
Der Verdächtige sei mit den Anschuldigungen konfrontiert und über seine Rechte als Beschuldigter eines Strafverfahrens aufgeklärt worden, berichtet Gollwitzer. Aussagen zum Vorfall habe er nicht gemacht. Der 55-Jährige werde demnächst eine Vorladung zur Vernehmung erhalten. Um mehr Erkenntnisse über den Vorfall selber und im Vorfeld der Tat zu gewinnen, bittet die Polizei um Zeugenhinweise unter Tel. 0 80 24 / 90 740.
Das zielgerichtete Berühren der Brust oder des Gesäßes („Begrapschen“), auch auf Kleidung, wird in Deutschland seit 2016 als Straftat geahndet. „Die Frau hat das Richtige getan und Anzeige erstattet“, sagt Gollwitzer. Unabhängig davon, ob es auch zu einer Verurteilung komme, habe die Polizei den Verdächtigen auf dem Radar, was der Strafverfolgung bei möglichen späteren Vergehen helfen könne. „Wehret den Anfängen“, sagt Gollwitzer.
Besonders viele Fälle, die sexuelle Belästigung betreffen, hat die Holzkirchner Inspektion nicht zu bearbeiten. „Seit 2020 gab es 22 Verfahren“, erklärt Gollwitzer. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt sechs Delikte; vier davon betrafen einen Mann, der am Arbeitsplatz mehrere Kolleginnen belästigte. Vier Frauen erstatteten Anzeige.
Häufig nutzen Täter Bahnhöfe und Züge, um scheinbar „zufällig“ Frauen zu begrapschen. „Wo Menschen auf engem Raum zusammen sind, fällt das Berühren leichter“, sagt Gollwitzer. Er empfiehlt Betroffenen, dem Belästiger lautstark Grenzen zu setzen. Ein deutlich hörbares „Stopp!“ könne Männer, die solche Taten begehen, oft einschüchtern und abschrecken. „Außerdem werden andere auf die Situation aufmerksam, die notfalls einschreiten und helfen können.“
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