Zecken übertragen „Hasenpest“: Erhöhte Vorsicht ist geboten

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Überträger: Feldhasen können das „Hasenpest“-Bakterium an Menschen weitergeben. Die aktuellen Fälle in München lassen sich jedoch auf Zeckenbisse zurückführen. © Thomas Warnack/dpa

Nachdem zwei Menschen im Landkreis München an der „Hasenpest“ erkrankten, stellt sich die Frage, ob die Gefahrenlage auch im Norden des Landkreises Miesbach wächst. Das Landratsamt ordnet die Sachlage ein. Erhöhte Vorsicht ist auf jeden Fall geboten.

Holzkirchen – Die Nachricht aus dem Nachbarlandkreis lässt aufhorchen: Im nördlichen Landkreis München sind zwei Menschen an „Hasenpest“ (Tularämie) erkrankt. Die umgangssprachliche Bezeichnung deutet zwar darauf hin, dass diese bakterielle Infektion typischerweise durch den Kontakt mit infizierten Wildtieren erfolgt. Überträger können aber auch Insekten, speziell Bremsen, oder Zecken sein. Die beiden Münchner Fälle führt das Landratsamt München auf Zeckenbisse zurück.

Ist jetzt auch im Landkreis Miesbach erhöhte Vorsicht geboten? Bayernweit wurden 2024 etwa 70 Fälle registriert, der Landkreis jedoch blieb bisher verschont. Wie das Landratsamt auf Anfrage mitteilt, wurden in den vergangenen zehn bis 15 Jahren keine Hasenpest-Fälle registriert, weder bei Tieren noch bei Menschen.

Entwarnung gibt das Veterinäramt im Landratsamt deswegen aber nicht. „Grundsätzlich ist eine Ausbreitung der Erreger vom Landkreis München in den Landkreis Miesbach möglich, da insbesondere Hasen und Kleinsäuger sowie Zecken als Überträger weite Strecken zurücklegen“, teilt die Behörde auf Anfrage mit. Eine Übertragung durch Wildhasen sei unwahrscheinlich, weil deren Population im Landkreis Miesbach sehr überschaubar sei.

Allerdings sind nach Auskunft des Landratsamts auch Kleinsäuger wie Mäuse, Vögel oder Amphibien für Tularämie empfänglich. Und auch die „Blutsauger“ in Wald und Wiese wie Bremsen, Zecken und Mücken, die derzeit allerorts lauern, können das Bakterium an Menschen weitergeben. Selbst kontaminiertes Wasser oder Mäusekot-Staub kann gefährlich werden.

Das Landratsamt empfiehlt Jägern und Spaziergängern, ungeschützten Kontakt zu kranken Wildtieren oder deren Kadavern unbedingt zu vermeiden – besonders beim Enthäuten und Ausnehmen. Auch bei der Zubereitung von Wildbret sollten Schutzmaßnahmen wie Handschuhe, Atemschutzmasken und sorgfältige Hygiene eingehalten werden. „Wildgerichte sollten stets gut durchgegart verzehrt werden“, rät die Behörde. Lange Kleidung im Freien sowie Zecken- und Müc­ken­schutzmittel verringern die Gefahr für Spaziergänger oder bei der Gartenarbeit.

Tularämie-Erkrankte klagen über grippeähnliche Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Abgeschlagenheit. „Typischerweise treten die Symptome drei bis fünf Tage nach der Ansteckung auf“, teilt das Landratsamt mit.

Nach Hautkontakt oder Zeckenbiss kann sich ein Hautgeschwür mit schmerzhafter Lymphknotenschwellung bilden; eine Infektion über das Auge verursacht eine einseitige Bindehautentzündung; werden die Bakterien über den Mund aufgenommen, kommt es häufig zu massiver Lymphknotenschwellung sowie Rachen- und Mandelentzündung. Wird der Erreger eingeatmet, sind Husten, Brustschmerzen oder Atemnot möglich.

Die gute Nachricht aber lautet: Eine Hasenpest-Infektion ist in Bayern nicht nur sehr selten, sondern dank Antibiotika in den meisten Fällen sehr gut behandelbar. Die beiden erkrankten Menschen aus dem Landkreis München sind laut Mitteilung des dortigen Landratsamts bereits wieder auf dem Weg der Besserung. Statistisch viel wahrscheinlicher übrigens wäre gewesen, dass die Zecken statt der Hasenpest Borreliose oder Hirnhautentzündung (FSME) übertragen hätten.

Hasen und andere Wildtiere, die sich anstecken, haben leider keine so gute Prognose wie Menschen. In der Regel überleben sie eine Hasenpest-Infektion nicht. Die Tiere sterben schnell – zu schnell, als dass sich eine Epidemie entwickeln könnte.

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