Große Unsicherheit: Deutsche Glasfaser will Ausbau in Grafing nochmal prüfen
30 Prozent der Grafinger haben sich für einen Glasfaseranschluss ausgesprochen. Dem Anbieter, der Deutschen Glasfaser, ist das zu wenig. Nun ist es nicht sicher, ob sich die Investition lohnt.
Grafing – Wer wissen will, wie schnell sein Internetanschluss ist, der kann das mit einem einfachen Test am Computer bewerkstelligen. Man muss dafür zum Beispiel nur die Seite „Speedmeter“ aufrufen und auf „Los“ drücken. In Grafing kommen da zum Teil ganz brauchbare Werte heraus. Je nach Wohnadresse gibt es aber starke Schwankungen. Nicht alle sind gut bedient.
30 Prozent der Grafinger Bürger wollen Glasfaser - anvisiert waren 33 Prozent
Vielleicht ist das bereits bestehende Angebot mit ein Grund dafür gewesen, dass das von der Deutschen Glasfaser anvisierte „Quorum“ von 33 Prozent der Anschlussnehmer für einen künftigen Glasfaseranschluss in der Stadt nicht erreicht wurde. Die Nadel blieb bei 30 Prozent Interessierter hängen. Wie geht’s jetzt weiter? Das steht noch nicht fest. Fest steht eines: Die Stadt selbst darf nicht mit eigenen Investitionen nachhelfen, um die Lücke zu schließen. „Das wäre Wettbewerbsverzerrung“, informiert Bürgermeister Christian Bauer (CSU).
Am mangelnden Einsatz der Glasfaser-Vertreter vor Ort kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Teilweise vergingen von der Anfrage an einen Verkäufer, den man zufällig auf der Straße traf und an dem Namenszug auf seinem T-Shirt identifizieren konnte, bis zum Eintreffen eines Vertreters im eigenen Haushalt weniger als zehn Minuten.
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Deutsche Glasfaser bittet wartende Kunden um Geduld: Projekt müsse nochmals geprüft werden
Während der Phase der sogenannten „Nachfragebündelung“ hatten die Grafinger also viel Möglichkeit, sich vorab als neuer Kunde registrieren zu lassen und einen entsprechenden Vertrag abzuschließen. Die Vertreter der Deutschen Glasfaser zeigten dabei erkennbares Interesse, den Kunden besonders schnelle Anschlüsse schmackhaft zu machen. Die sind freilich auch die teuersten. „Runtergehen können Sie hernach immer noch“, hieß es. Vorteil: Wer sich vorab bereits registrieren ließ, dem wurde ein kostenloser Hausanschluss garantiert. Danach werden Gebühren fällig. Nach getaner Arbeit wurde noch ein Plastikschild in den Rasen gesteckt mit der Botschaft: „Wir sind dabei! Deutsche Glasfaser.“
Nach dem verfehlten Quorum jedoch stockt es jetzt mit dem schnellen Internet. In diesen Tagen verschickte die Deutsche Glasfaser an ihre potenziellen Kunden eine Information. Darin heißt es: „Wir sind uns bewusst, dass Sie auf eine Rückmeldung warten, ob wir in Ihrem Ort das Glasfaser-Netz ausbauen werden. Leider müssen wir Sie zum aktuellen Zeitpunkt noch um Geduld bitten, da wir das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt noch einmal ganzheitlich betrachten und prüfen.“
Bürgermeister Bauer optimistisch: „Wenn es nicht zustande kommt, kommt die Telekom“
Dazu Bürgermeister Bauer: „Auf unsere Nachfrage hin hat es geheißen, dass sie noch ein paar Wochen brauchen. Das war vor zwei Wochen.“ Er will aber optimistisch bleiben: „Anderenorts haben sie auch noch einmal nachtarockt.“ Und außerdem: „Wenn es nicht zustande kommt, kommt die Telekom“, glaubt er.
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Die Geschwindigkeit, mit der Signale vom Knotenpunkt aus den Computer im eigenen Haus erreichen, wird aktuell oft durch Kupferkabel gebremst. Allerdings gibt es zum Beispiel in der Sudetenstraße Kunden, die einen Ping von sieben Millisekunden erreichen. Der Ping ist die Zeit, die ein Datenbündel benötigt, um vom heimischen Computer zum Server und zurück zu gelangen. Dazu muss man wissen: Alles unter 20 Millisekunden gilt schon als sehr gut. Auch Downloadwerte von knapp 60 Mbps und über 20 im Upload werden dort erreicht.
Internetgeschwindigkeit für viele Firmen in Grafing nicht mehr befriedigend
Das reicht momentan für den Privatgebrauch. Für die weitere Zukunft ist das aber nicht ausreichend und für viele Firmen in Grafing jetzt schon längst nicht mehr befriedigend. „Aktuell wird die Validität der abgeschlossenen Aufträge überprüft“, berichtet der Bürgermeister. Außerdem werden sie auf „Vollständigkeit geprüft“, informiert die Glasfaser.
Wird am Ende nichts draus, oder landet der Anschluss in Grafing auf der langen Bank? Ausgeschlossen ist das nicht. Die Deutsche Glasfaser setze „aufgrund der aktuellen Marktlage ihren Fokus außerdem noch stärker auf die Priorisierung von Projekten, in denen die Aktivierung von Kundenanschlüssen kurzfristig erfolgen kann. Diese Umplanung von Kapazitäten im Ausbau, die auch bei Ihnen benötigt werden, führt zu Implikationen für das Projekt, die derzeit noch in Prüfung und noch nicht absehbar sind“, heißt es umständlich. Dieser Schritt sei erforderlich, „da in den letzten Jahren die Nachfrage nach leistungsstarken Glasfaseranschlüssen die Baukapazitäten in diesem speziellen Tiefbausegment bei Weitem überstiegen“. Das Nadelöhr wären dann demnach diejenigen, die den Graben für das Glasfaserkabel ausheben müssen.
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