Sorge um Überlastung: Bäuerinnen sollen auf sich selbst achten

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„Jeder hat sein Päckchen zu tragen, aber heute sollten wir einfach mal an uns denken“: Bäuerinnen aus dem Landkreis Ebersberg beim Landfrauentag am Dienstag in der Grafinger Stadthalle. © Stefan Rossmann

Über 200 Bäuerinnen aus dem gesamten Landkreis kamen am Dienstag zum Landfrauentag in der Grafinger Stadthalle zusammen. Dort thematisierte ein Referent einen wichtigen Alltagsaspekt.

Grafing – Viel Lob und Dankbarkeit durften rund 200 Bäuerinnen aus dem Landkreis Ebersberg beim Landfrauentag in der Grafinger Stadthalle entgegennehmen. Direkt zu Beginn würdigten Kreisbäuerin Barbara Kronester und Kreisobmann Matthias Vodermeier die herausragende Organisation und den reibungslosen Ablauf der zahlreichen Bauernproteste und Mahnfeuer in den vergangenen Wochen.

Bauernverband und Landrat loben Protestaktionen gegen Bundesregierung

Dem schloss sich Landrat Robert Niedergesäß später an. „Ihr steht für Zusammenhalt“, sagte er. „Ihr demonstriert Stärke.“ Wie wichtig das geschlossene Auftreten des Bayerischen Bauernverbands sei, zeige sich nicht nur bei Protesten auf Bundesebene. Auch im Landkreis Ebersberg, betonte Niedergesäß mit erhobenem Zeigefinger, machten Bauern immer wieder zurecht auf sich aufmerksam.

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Ob bei der umstrittenen Planung des Brenner-Nordzulaufs im südlichen Landkreis oder der Menge an bürokratischen Hürden in der Landwirtschaft. „Wir sind stolz auf unsere Landwirte“, erklärte er unter Applaus. „Es ist wichtig, dass wir auch sagen, wie es nicht geht.“ Das, so Kreisbäuerin Kronester, hätten die Frauen in den letzten Monaten genug getan. Nun sei es einmal an der Zeit, den Stress um politische Entscheidungen, die Arbeit auf dem Hof oder das hektische Familienleben einfach loszulassen. „Jeder hat sein Päckchen zu tragen, aber heute sollten wir einfach mal an uns denken“, erklärte Kronester.

Zu viel Stress könne gefährlich werden: Bäuerinnen sollten mehr auf sich selbst achten

Im Mittelpunkt des Landfrauentags stand daher der Vortrag „Bevor ich auf der Strecke bleibe – aus tiefen Quellen Kraft schöpfen“ des ehemaligen Religionslehrers und Klinikseelsorgers Josef Epp. Eindrucksvoll erklärte der Allgäuer seinem aufmerksamen Publikum, wie wichtig es für die Gesundheit sei, aus den vollen Kraftreserven seines Körpers zu schöpfen – dabei aber nicht zu vergessen, auch auf sich selbst zu achten.

„Ich weiß, in der Landwirtschaft gibt es gerne den Spruch: Des gäht scho’. Doch der wird in der Regel gebracht, wenn der Akku schon fast leer ist“, betonte Epp. „Wenn man aber über seinen Akkustand hinaus geht, dann wird es gefährlich.“ Zu viel und vor allem zu lang andauernder Stress könne zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Von Depressionen bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen: „Dahin steuern wir, wenn wir nicht achtsam mit uns umgehen“, mahnte der Referent eindrücklich.

Selbstliebe, Beziehungen, Freunde: Referent gibt Bäuerinnen gegen Stress für den Alltag

Dass Bäuerinnen hierzulande nahezu rund um die Uhr in Haus und Hof im Einsatz sind, mache die Sache dabei nicht unbedingt einfacher – aber eben auch nicht unmöglich. „Zu einer Ökologie des Lebens gehört auch der Schutz der eigenen Seele“, sagte Epp. Im Saal machte ein bedachtes Raunen die Runde, viele nickten zustimmend, einigen kullerten Tränen über die Wangen.

Es schien fast so, als ob vielen Bäuerinnen erst beim Landfrauentag bewusst geworden ist, wie sehr sie sich in der vergangenen Zeit verausgabt haben. Für Josef Epp Grund genug, den Frauen ein paar Tipps für den Alltag mit auf den Weg zu geben. Angelehnt an die Schöpfungsgeschichte verdeutlichte er, dass Selbstliebe und zwischenmenschliche Beziehungen zu Familie und Freunden die Kernquellen zum „Auftanken“ sind. Für viele Bäuerinnen kam der Rat wohl gerade recht: „Das hat mir wirklich sehr gut gefallen“, sagte etwa Maria Obermaier aus Pörsdorf.

Bauernverband stellt unterstützende Angebote für Landwirte vor

Im Anschluss stellten der Bauernverband und der Maschinen- und Betriebshilfsring Ebersberg das Konzept des Montagstelefons und die Alltagshelfer vor. Die Angebote sollen behinderte und kranke Menschen auf Bauernhöfen sowie deren Familien unterstützen.

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