Für jeden Geschmack war etwas dabei

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Höchsten Jazz-Anspruch gab es im 'Café Krönner mit Karen Edwards und dem Florian-Oppenrieder-Trio. © Bretting

Viel war los in der 16. Weilheimer Kulturnacht, und auch die Vielfalt wurde großgeschrieben: Von Gospel über Jazz und Rock bis Techno war alles geboten. Freilich gab es auch die eine oder andere Koordinations-Challenge, sich zwischen Spielpausen und drangvoll gefüllten Spots sinnvoll zu orientieren.

Gegen halb acht Uhr abends war noch wenig vom Musik-Abend in der Kreisstadt zu spüren. Vereinzelt ein paar Grüppchen mehr schnürten über die Plätze. Das leere Bild trog jedoch, denn bereits seit 19 Uhr waren die Bänke in der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt lückenlos gefüllt. Einen Gospel-Chor zu hören, dies war ganz offensichtlich in breiten Publikumskreisen ein willkommenes Warming Up. Der Hohenpeißenberger Chor „Joyful People“ übertraf auch locker die Erwartungen durch Schwung, Stimmenvielfalt und Esprit – ergänzt sogar um eine Conga, was zu Kanon und Klatschen noch ein wesentliches Plus an Antrieb gab.

20 Uhr war dann die Standard-Startzeit in den meisten anderen Locations, insgesamt weitere 17 an der Zahl. Während sich in der „Klangfabrik“ eine regelrechte Spätschicht anbot, drangen aus dem zentral gelegenen „Café Krönner“ schon bald die ersten Töne: Es war der Lockruf des Jazz, und was für einer!

Sängerin Marketa trat  im Weinhandel Instinsky aus.
Sängerin Marketa trat im Weinhandel Instinsky auf. © Bretting

Vereint mit dem eleganten Drumming des Seehauseners Florian Oppenrieder intonierten Thomas Stabenow (prägnanter Kontrabass), Evan Tate (geschmeidiges Saxofon) und vor allem Karen Edwards. „I say a little prayer for you“ – da brauchte man nur kurz in die fantastisch klaren Voice-Lines hineinzuhören, um zu staunen. Und um es bald erfrischend unerstaunlich zu finden, dass man eine mehrfach Grammy-nominierte Jazz-Performerin vor sich hatte – was das Programm glücklicherweise verschwieg, denn sonst hätte das ohnehin bereits überfüllte Lokal gleich noch einen Anbau gebraucht.

Im Gegensatz zu Edwards, die schon mal einen gewitzt mahnenden Nanny-Blick auf schwatzende Jugendliche funkelte, lebte die Folk- und Party-Musikerin „Marketa“ mit Publikumsbeteiligung erst recht auf. Nach einigen sanften Nummern animierte die am Lech lebende Solo-Künstlerin mit Stimme und Gitarre zum Mitfeiern, was sich die Zuhörer im rappelvollen Weinhandel „Instinsky“ nicht zweimal sagen ließen.

Auf charmante Weise retro fesselte das Cover-Stück-Duo rund um Bassist Andi Eichinger in der Tapas-Bar.
Auf charmante Weise retro fesselte das Cover-Stück-Duo Toni (links) und Andi Eichinger in der Tapas-Bar. © Bretting

Während Gospel, Jazz und Folk zumeist Zuhörer um die 40 lockten, strolchten die Twenty-Somethings gerne zu den Orten, wo Ambient Techno geboten wurde: zu „Hans Dampf“ und „Planlos“ in der Pöltnerstraße sowie zum „Cosmea“ in der Ledererstraße, wo nicht nur gemixt, sondern von „Stellson & Spii“ sogar live performt wurde. In ziviler Weise waren die Sounds auch noch gut auf der Gasse zu hören, sodass auch etwas Musikerlebnis ohne Eintritt im Freien „geschnorrt“ werden konnte, zumal der Abend ertragbar halbkühl war.

Bedauerlich war, dass in „Oase“ und „Sonnendeck“ die Performance erst 90 Minuten nach dem Standard-Start losging, was – vereint mit dem krankheitsbedingten Ausfall der „Mehrsaiter“ – um 21 Uhr einen fast grenzwertigen Druck auf die dann zu wenigen aktiven Innenstadtlocations erzeugte. Bewundernswert freundlich blieben trotz der Bodycheck-Enge die Gäste in der Tapasbar „Torito“, sicher auch begründet im intelligenten Retro-Relax des Musik-Duos rund um den sonst im Hardrock aktiven Bassisten „Oache“ (Andi Eichinger). Aus der zweiten, weitgehend unbekannten Reihe der Singer-Songwriter und Blueser holte das Duo an Akustik-Gitarre und E-Bass erstaunlich viel heraus – etwa im „Heart’s on Fire“ von Passenger.

Zehn Minuten Wechselzeit

Kammermusik, Dichterlesung und Meditation bei Kerzenschein in der Kirche hätte man an diesem Abend gleichfalls erleben können, sogar auch „homegrown Bands“ mit Weilheimer Besetzung, wie etwa die „Red Ties“ oder „Soulfood“. Leichter könnte man mehr Stationen schaffen, wenn der Abend in 35-Minuten-Sets unterteilt wäre mit jeweils dann folgenden zehn Minuten Ortswechselzeit. Dann bliebe auch Gästen und Musikern viel Unruhe durch beständiges „Geschiebe“ von Hinaus- und Hineingehern erspart, denn die Weilheimer Lokale sind tatsächlich recht eng für so viel Nachfrage, bei der zur Spitzenzeit gegen 22 Uhr wohl rund 600 Leute in der Stadt unterwegs waren.

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