„Schleich dich, Helferich!“ – Hunderte bei Demo gegen Rechtsextremismus

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Mit Bannern und Plakaten stellten sich die Zugteilnehmer gegenüber der AfD-Dependance auf, auf der Krumpperstraße gab es danach noch Redebeiträge und Musik. © Uehlein

Ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus haben am Sonntag Hunderte bei einer Kundgebung in Weilheim gesetzt. Grund für den Demozug samt Redebeiträgen war, dass die AfD für diesen Tag einen Besuch des Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich in der Stadt angekündigt hatte. Dieser war etwa deshalb in die Kritik geraten, weil er sich als das „freundliche Gesicht des NS“ bezeichnet hatte.

Weilheim – „Schleich dich, Helferich!“ – Dieser Ausruf erklang immer wieder bei Sprechchören während der Kundegebung, die am Herzog-Albrecht-Platz begann und an der evangelischen Apostelkirche ihren Abschluss fand. Gegenüber der Kirche befindet sich die Dependance der AfD in Weilheim. Und dort sollte am Sonntag ein Starkbierfest-Frühschoppen mit Helferich stattfinden, der der neuen AfD-Bundestagsfraktion angehört, obwohl gegen ihn wegen seiner Äußerungen ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet wurde.

Auch „Omas gegen Rechts“ nahmen teil

„Der Nationalsozialismus hat nur ein Gesicht, und das ist ein grässliches Gesicht“, sagte Xavier van Rooiyen in seinem Redebeitrag bei der Kundgebung. Der 26-Jährige, der der Partei „Die Linke“ und deren Jugendorganisation angehört, war einer von vielen jungen Menschen, die sich der überparteilichen Demonstration angeschlossen hatten. Er warnte vor einer Vergiftung der bürgerlichen Mitte durch rechte Politik.

Der Schülersprecher der Oberlandschulen in Weilheim, Hendrik Hofstätter, sieht im Rechtsextremismus ebenfalls eine Gefahr für die Gesellschaft. Deren Spaltung und Manipulation müssten verhindert werden, sagte er vor den Zuhörern (ihre Zahl wurde von der Polizei auf etwa 300 geschätzt).

Sowohl an der Apostelkirche als auch zuvor beim Kaufhaus „Rid“ gab es bei der Kundgebung nicht nur Redebeiträge, sondern es wurde auch gesungen und musiziert. „Wehrt euch, leistet Widerstand gegen den Faschismus hier im Land!“, hieß es etwa in einem Lied, das eine Gruppe der Initiative „Omas gegen Rechts“ anstimmte und bei dem sich viele zum Mitsingen animieren ließen.

Stadtverwaltung zum Handeln aufgefordert

Die AfD habe in Weilheim-Schongau einen sehr aktiven Kreisverband, sagte Christian Walch vor den Demonstranten. Der Verband versuche alles, um Weilheim zum „Zentrum rechtsradikaler Kultur im Oberland“ zu machen. Das werde am Umbau des ehemaligen „Starlight“-Kinos zum Veranstaltungsraum für bis zu 200 Personen deutlich.

Walch forderte die Stadtverwaltung auf, die „Umtriebe“ der AfD so gut wie möglich einzudämmen. Die Partei sei auch dabei, hier eine Jugendarbeit aufzubauen. Er habe erfahren, dass die AfD an Siebt- und Achtklässler Sticker überreicht hat, auf denen Parolen stehen, die sich „in der Nähe der Volksverhetzung“ bewegen.

Kirchen unterstützen die Kundgebung

Möglichkeiten, etwas gegen die Ausbreitung von Rechtsextremismus zu unternehmen, sprachen Jasper Rave (19) und Bastian Sinner (23) in ihrem gemeinsamen Redebeitrag an. Sie möchten die Presse dabei genauso in die Pflicht nehmen wie die Bildungspolitik. Die Jugend müsse erkennen und lernen, wie man Fakten checkt und wie die Feinde der Demokratie diese aushebeln wollen.

Unterstützt wurde die Demonstration, die Geschäftsinhaber genauso auf die Straße brachte wie Künstler, von den örtlichen Kirchen. Die evangelische Pfarrerin Sabine Nagel und der katholische Pfarrgemeinderatsvorsitzende Norbert Moy (stellvertretend für Pfarrer Engelbert Birkle) verlasen Worte von Dietrich Bonhoeffer (1945 im KZ hingerichtet) bzw. Friedrich Schorlemer (Theologe, Bürgerrechtler und Publizist, 1944-2024).

Am Herzog-Albrecht-Platz sammelten sich die Teilnehmer der Demo, geleitet von Tassilo Schuster.
Am Herzog-Albrecht-Platz sammelten sich die Teilnehmer der Demo, geleitet von Tassilo Schuster. © Wiucha

„Die Demokratie halte ich nicht für selbstverständlich“

Unter den Demonstrierenden war auch Flavia Hughes, die ein Schild mit der Aufschrift „AfD? Scheiß Idee“ in die Höhe hielt. Auf die Frage, warum sie bei der Kundgebung dabei ist, sagte sie: Als Frau und Mutter sei es ihr wichtig, dass die Gesellschaft vielfältig bleibt und dass man weiter seine Meinung frei äußern darf. „Die Demokratie halte ich nicht für selbstverständlich“, erklärte Hughes, sie wolle daher mit ihrer Teilnahme an der Demo „ein klares Zeichen setzen“. Kritisch sieht sie, dass noch nicht zu jedem durchgedrungen sei, für welche Werte die AfD wirklich steht.

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