Nach Keimbelastung: Investition in Trinkwasser-Sicherheit - UV-Filteranlagen bald in Betrieb
Nach der Keimbelastung im vergangenen Jahr wird Peißenbergs Trinkwasser präventiv immer noch gechlort. Doch bald wird die chemische Desinfektion nicht mehr nötig sein.
Von außen sieht der neue Hochbehälter beim „Schweiber“ unterhalb der Kapelle von St. Michael wie ein gewöhnlicher, größerer Stadel aus. Doch es ist beeindruckend, was sich im Inneren des von außen eher unscheinbaren Gebäudes verbirgt. Dort stehen zwei große Edelstahlwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1100 Kubikmetern. Die Technik ist auf dem modernsten Stand. Dazu werden bald auch die UV-Filteranlagen beitragen, die derzeit von der Wassertechnikfirma „Schwarzkopf“ aus Deggendorf beim „Schweiber“ und im Pumpenhaus an den Ammer-Auen im Bereich der Böbinger Ammerbrücke eingebaut werden. Die Installationen werden etwa 720 000 Euro kosten.
Warum der Aufwand nötig wurde? Im vergangenen Jahr wurde nach Starkregenfällen bei einer Routinekontrolle eine geringe Keimbelastung im Peißenberger Trinkwassernetz festgestellt (wir berichteten). Nach einer chemischen Desinfektion waren ein paar Wochen später keine Keime mehr feststellbar. Doch es wurde zur Sicherheit weiter in geringer Konzentration gechlort und in Kooperation mit Fachbüros intern an einer technischen Lösung gefeilt. „Trinkwasser ist ein sehr wichtiges Gut. Die chemische Bekämpfung von Keimen sollte keine Dauerlösung sein. Und die Chlorung kostet ja auch Geld“, erklärt Stefan Ziegler, der Vorstand der Gemeindewerke, beim Pressegespräch.
„Alles sehr gut bewältigt“
Man entschloss sich letztlich zum Einbau von UV-Filteranlagen – und zwar primär an zentraler Stelle am „Schweiber“-Hochbehälter. Dorthin wird das Wasser vom Brunnen im Bereich der Böbinger Brücke und vom Brunnen an der Burg gepumpt. Auch das Quellwasser aus Paterzell fließt über Leitungen zum Hochbehälter. Doch der Brunnen im Eibenwald wurde bereits 2018 mit einer UV-Anlage ausgestattet. Mit der Nachrüstung am Hochbehälter und am Pumpenhaus im Bereich der Ammer-Auen (von dort zweigt eine separate Leitung zum Nebenhochbehälter in Buchen ab) wollen die Gemeindewerke die Trinkwasserversorgung nachhaltig und qualitativ hochwertig sicherstellen sowie von klimatischen Einflüssen unabhängig machen. „Durch die UV-Behandlung ist das gewährleistet. Es ist gut investiertes Geld“, betont Ziegler. Es solle in der Wassersparte kein Investitionsstau entstehen. „Unser Ziel ist ein zukunftsfähiges Versorgungssystem. Die Peißenberger können sich darauf verlassen, dass wir diesbezüglich unsere Hausaufgaben machen“, versichert Ziegler.
Den installierten UV-Strahlern am Hochbehälter sind zweistufige Vorfilteranlagen vorgeschaltet. Zu hohe Trübungswerte im Wasser könnten nämlich die UV-Behandlung stören. Bei selbiger werden mögliche Keime laut „Schwarzkopf“-Mitarbeiter Wolfgang Augenstein „in ihrer DNA deaktiviert“, also unschädlich gemacht. Die Bauteile für die UV-Anlage wurden bereits vorgefertigt an den Hochbehälter angeliefert. „Sonst würde der Einbau viel länger dauern“, so Augenstein. Die UV-Anlagen sollen schrittweise Ende Mai in Betrieb gehen. „Wenn alles gut läuft“, so kündigt Ziegler an, „dann können wir die Chlorung zu den Pfingstferien einstellen.“ Für Wassermeister Georg Haser und sein Team endet dann eine nicht ganz einfache Zeit: „Ausnahmesituationen wie eine Verkeimung im Trinkwassernetz, das wünscht sich wirklich niemand. Aber unser Team hat alles sehr gut bewältigt“, so Haser.
Preissenkung „ausgeschlossen“
Die Peißenberger Gemeindewerke registrieren pro Jahr eine Wasserabsatzmenge von etwa 650 000 Kubikmetern. Die Trinkwasserversorgung über das insgesamt 138 Kilometer lange Leitungssystem hat mit den Brunnen an der Burg, im Paterzeller Eibenwald und im Bereich der Böbinger Ammerbrücke drei Standbeine – das heißt, sie ist redundant. Der Wasserpreis pro Kubikmeter liegt neben einer jährlichen Grundgebühr (79 Euro netto pro Hauszähler) aktuell bei 2,20 Euro netto. Die Trinkwasserversorgung ist wie die Abwassersparte kostendeckend zu führen – das heißt, es dürfen keine Gewinne erwirtschaftet werden, aber auch keine Verluste entstehen. Der aktuelle Kalkulationszeitraum läuft 2025 aus. Nicht zuletzt im Zuge der Investitionen in die UV-Filteranlagen hält Gemeindewerksvorstand Stefan Ziegler eine Preisreduzierung im neuen Kalkulationszyklus für „ausgeschlossen“.